Ruf am Abgrund von Steffen,  Albert

Ruf am Abgrund

Drama

„. Das hohe Lob und die Ehre, die heute [1943] dem kräftigen Leib, der ungebrochenen Lebenskraft zuteil werden, haben mancherorts schon dazu geführt, daß die Lebensfähigern die Lebensunfähigen aus dem Wege räumen, daß man irgend einer Kommission die Entscheidung über lebenswertes und lebensunwertes Leben anvertraut. Die humane Tötung, wie sie heute empfohlen wird, drängt schon lange Kirche und Staat, Ärzte und Gesetzgeber, Gläubige und Ungläubige zu einer unmißverständlichen Stellungnahme, trifft doch diese Frage jeden von uns aufs tiefste. Bisher war jedes Menschenleben heilig, aber auch jedes. Durch die humane Tötung ist alles Menschenleben unheilig geworden, auch das höchststehende, denn es braucht ja oft nur eines Zufalls, um aus einem lebenswerten ein lebensunwertes Leben zu machen. Und unheilig ist es auch dadurch geworden, daß wir uns anmaßen, zu entscheiden, welches Leben zuende gelebt werden darf und welches nicht.
Albert Steffen geht nicht mit geschlossenen Augen, nicht mit dumpfem schlafenden Herzen durch unsere Welt. Aus seinen früheren Dramen wissen wir, wie tief ihn Geschehnisse unserer Gegenwart treffen, und es ist begreiflich, daß die Frage der humanen Tötung an den Kern gerade seines Wesens und seiner Erkenntnisse rühren muß. Auch in seinen Dramen ist er immer Mahner, Warner, Rufer am Abgrund gewesen, und unsere Zeit macht ihn immer mehr dazu, und sein Ruf erreicht immer mehr Menschen.Wir alle fühlen, daß die bewußte Tötung eines Menschen, ein derart gewalttätiger Eingriff ist, daß sich dabei keiner in seinem Innersten frei von Schuld fühlen kann.
In einem schweizerischen Gebirgsdorf hat ein Arzt ein Buch geschrieben, mit dem er die humane Tötung, unterstützt durch einen juristischen Beirat, durchsetzen will, denn im Gebirge sind es die vielen Kretine, die den Gesunden, dem Staat zur Last fallen. Schon hat die Weltanschauung, auf der dieses Buch fußt, seiner Frau das Leben gekostet, und jetzt, da sein Sohn [durch einen Unfall] scheinbar unheilbar daliegt, läßt er sich dazu bestimmen, mit Sohn und Tochter freiwillig aus dem Leben zu gehen. Es würde auch dazu kommen, wenn nicht die Toten zu den Lebenden durchbrächen, wenn nicht in ihrem Reich, dem Reich der Geistgestalten, den Menschen Erlebnisse und Erkenntnisse zuteil würden, die sie vor dem Unheil zurückhalten. Die humane Tötung, auch der Freitod, mögen die Leiden der Menschen beenden und das äußere Fortbestehen der Menschheit erleichtern, doch alle die willkürlich und vorschnell vernichteten Lebewesen bleiben unerlöste Klage- und Anklagegeister, welche wissen und an die Lebenden weitergeben, daß das Werk der Zerstörung, das sie an sich selbst erlebt haben, unheilvoll weiterwalten muß. Das Leben der unheilbar Kranken, der Behinderten mag ein Märtyrerleben sein, auch für die Mitmenschen, aber nur der Märtyrer vermag heilende Kräfte auf die Erde zu ziehen. Nur ein Märtyrerleben kann früher geschehenes Unrecht wieder gut machen und den Toten, die an der Erfüllung ihres irdischen Lebensweges gehindert wurden, zur Vollendung verhelfen.
Das Drama „Ruf am Abgrund“ ist ein Weihnachtsstück. Es spielt vom Heiligen Abend bis zum Dreikönigstag. Was es uns zu sagen hat, ist dem Erdenleben und der Auferstehung Christi, das heißt der ewigen Gegenwart seines Geistes, tief verpflichtet, und die Drei Könige, die Hüter des Vergangenen und des Zukünftigen, wachen ungesehen über allen, auch über unsern Seelen. Dem Weihnachts-, diesem Wintermysterium verleiht das Drama Wort und Sinnbild. (Werner Wolff in den „Basler Nachrichten“ Nr. 344, 16. Dez. 1943)

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