‚Stumme Lichtzeichen‘
Arno Schmidt und das Kino
Guido E Öztanil
‚A[rno] war begeistert‘, notierte Schmidts Frau nach dem Kinobesuch von René Clairs ‚Unter den Dächern von Paris‘ (1930) in ihrem Tagebuch. Die dokumentierte Begeisterung steht im Widerspruch zur allgemein herrschenden Vorstellung von Arno Schmidt als ein die Kinematographie verachtender Schriftsteller, der das Amüsement vermeintlich trivialer Leinwandprojektionen vehement ablehnte. Vorliegendes Buch korrigiert diese Ansicht und lässt einen Autor hervortreten, der schon früh in den Bann der bewegten Bilder geriet und über drei Jahrzehnte hinweg sporadisch in die Welt des Kinos eintauchte. Es waren vor allem die in der Kindheit gesehenen Filme, die Schmidt stark beeindruckten und so liegt der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Rekonstruktion der Lichtspielerlebnisse in der Stummfilmzeit. Behandelt werden berühmte wie unbekannte Werke der Kinogeschichte: von Lehr- und Unterrichtsfilmen der zwanziger Jahre über die Großproduktionen ‚Fridericus Rex‘ (1921–23) und ‚Die Nibelungen‘ (1924) bis zu den in Afrika und der Antarktis angesiedelten Kinowerken ‚Abu Markúb‘ (1925) und ‚Das große weiße Schweigen‘ (1924). Es zeigt sich, wie sehr das Kino die poetische Imagination des Sprachartisten Arno Schmidt anregte und seine literarischen Bildentwürfe mitprägte. ‚Stumme Lichtzeichen‘ vereinigt biographische Forschung, Wahrnehmungs- und Kulturgeschichte, Filmarchäologie und Literaturwissenschaft und ist mit seinen zahlreichen Standbildern, Filmprogrammen, Plakaten, Annoncen und Starpostkarten eine opulent ausgestattete Kino-Publikation.
Guido Erol Öztanil, Dr. phil., geboren 1965 in Stuttgart, Studium der Germanistik und Geschichte in Hannover. Veröffentlichung zahlreicher Arbeiten über Arno Schmidt und andere Autoren. Lebt und arbeitet als Redakteur und Literaturwissenschaftler in Hameln.