Tania Strickrodt – ICHDUWIR
Monotypien und Zeichnungen 2016 - 2018
Florian Althans, Tania Strickrodt
Kunst ist nur wirklich, wenn sie der eigenen Wahrheit entspricht. ICHDUWIR ist ein außergewöhnliches Buch über die Arbeit einer Künstlerin. Beeinflusst von der zeitlich nahen Folge der Geburt des eigenen Kindes und des Todes ihrer Mutter schuf Tania Strickrodt zwischen 2016 und 2018 authentische und emotionale Monotypien und Zeichnungen. Die flüchtige Technik, bei der nichts korrigiert oder zurückgenommen werden kann, lässt die Arbeiten wie eine emotionale Essenz, ein Konzentrat des Erlebten erscheinen. Schönheit und Symmetrie sucht der Betrachter vergeblich. Dagegen trifft er auf pure und machtvolle Gefühlswelten, die sich punktuell einen Weg brechen.
Im Verarbeiten des Erlebten entstand der Wunsch der Künstlerin, ein Buch mit diesen Arbeiten zu veröffentlichen, welches die Werke im Kontext mit Versen der verstorbenen Autorin Heike Müller-Nagell und mit eigenen Texten zeigt. Dabei nehmen die Texte sowohl inhaltlich als auch typografisch Bezug zu den unmittelbar nebenstehenden Arbeiten. Gesetzt in der sicher nicht außergewöhnlichen Schrift Helvetica spielt die Typografie individuell mit Satz, Laufweite, Schnitt und Grundversatz, Schrift wird zu einem phonetischen Objekt, parallel zu den Motiven springen Worte von den Buchseiten, überwinden Grenzen oder fallen wie Schneeflocken von den Rändern.
Die technische Umsetzung des Buches schließt die thematische Klammer. Viel Weißraum zeigt im Kontrast zu den schwarzweißen Motiven die immer wieder herrschende emotionale Leere und Ratlosigkeit, um dann eruptiv unterbrochen zu werden. Die offene Fadenbindung greift die Verletzlichkeit angesichts von Geburt und Tod auf, die Bindung wendet sich schutzlos dem Betrachter zu. Zartrosa Vor- und Nachsatz sowie der Faden in gleicher Farbe setzen einen sanften, fast liebevollen Kontrapunkt zu den monochromen Arbeiten in schwarzweiß. Das Gegenspiel von abgebildeter Monotypie und ursprünglicher Zeichnung auf der folgenden Seite zeigt an einigen Stellen gar die handwerkliche Technik selbst. Das Buch setzt den konzeptionellen Ansatz der Künstlerin stringent bis in die Details um.