Tasteninstrumente als kunsthistorische Objekte – Cembalo, Clavichord, Spinett, Virginal
"Meine Seele hört im Sehen"
Heidelinde Pollerus
Die Bandbreite historischer Tasteninstrumente aus rund vierhundert Jahren reicht vom nahezu schmucklosen Schul- und Hausinstrument bis zum kostbar gestalteten Patrizier-Musikmöbel. Ihre bislang von der kunsthistorischen Forschung nur marginal beachtete ästhetische Ausstattung wird hier basierend auf umfangreichem Quellenmaterial einer phänomenologischen und interpretatorischen Analyse unterzogen. Fokussiert werden die Inschriften (Signaturen und Instrumenten-Mottos), die Resonanzböden und Rosetten, charakteristische Themen von Deckelgemälden und deren teilweise komplexe Bildfindungen, Entwurfsgrafiken, Vergleiche zwischen Deckelgemälden und anderen Werken der Malerei sowie spezifsche Motive aus dem Bereich der Ornamentik. In allen diesen Elementen spiegelt sich auch die kulturelle Dimension der jeweiligen Zeit, weswegen geistesgeschichtliche Tendenzen, Moden und Traditionen, spirituelle und religiöse Weltanschauungen, Antikenrezeption, Epochenverschleppung und die Ökonomisierung symbolischer Elemente zu kommerziellen Funktionsträgern („Marken“) thematisiert werden. Im Titel der vorliegenden Studie wird bereits die Verknüpfung von Gehörsinn und Sehsinn zugunsten eines seelischen Eindrucks angedeutet und damit auf die beabsichtigte Wirkung der Instrumentendekoration angespielt: Sie zielt jenseits ihrer repräsentativen Funktion auf eine Verschränkung der visuellen und akustischen Eindrücke für die Hörenden, auf die Inspiration der Spielenden und in spirituellem Sinn auf die Würdigung des Instruments als Medium für das „Donum Dei“, die Musik.