Unruhe des Verschwindens
Dieter Zinn
Unruhe des Verschwindens
Das stetige Verschwinden aus dieser Welt wird beschleunigt. Durch Lebenslügen, die sich in Gesichtern, Körpern und Blicken widerspiegeln. Du spürst die letzte Chance, dem Verschwinden etwas ntgegenzusetzen. Du beginnst, deiner verbleibenden Zeit, lebendige Gegenwart abzutrotzen. Gegen die Hindernisse des Denkens in gewohnten Rastern. Gegen die Lügen alltäglicher Gewohnheiten.
Du könntest jetzt die Flucht ergreifen. Eine Flucht, die klug geplant, wie eine gezielte Bewegung nach vorne erscheint. Dabei können Überreste verbliebener Substanzen und Illusionen als Erinnerungsspeck verzehrt werden. Für eine kurze Wegstrecke kann das reichen. Doch was dann? Der Wind weht, wo er will. Beim ersten Sturm der Sehnsucht nach Erneuerung wird dein flatterndes Fähnchen der Hoffnung zerfetzen.
Jetzt hilft nur noch eines, das Verschwinden anzuhalten: das entfernen, was nicht deinem Willen unterliegt. Klarheit gewinnen: Wer bestimmt denn genau, worum es in der verbleibenden Zeit gehen soll?
Den Ehrgeiz als Lebensroutine denen überlassen, die kämpfen wollen und den Sieg brauchen, um sich für ihr Leben zu rechtfertigen. Dich mehr auf das momentane Erleben konzentrieren, statt das Erlernte wiederkäuen. Innere Räume leeren. Nur das mitnehmen, was du mit deinem Wollen in der Gegenwart bewegen kannst. Das kann ein Anfang sein.
Ein Beginn, der dich atmen lässt. Beklemmende Gefühle des Verschwindens werden dich nicht mehr ängstigen. Kraftvolles Atmen wird dich erfrischen und deine Gegenwart mit lebendigem Echo begleiten.