Vom Peststein zum Holocaust
Sechs Jahrhunderte Jüdische Gemeinde Lübbecke (1350-1938). Dokumente, Fotos und Erinnerungen
Alexander Räber
In einer Zeit, in der erschreckendenweise zunehmend Übergriffe auf jüdische Mitbürger und Gäste in Deutschland verübt werden, ist eine Dokumentation wie die vorliegende von großer Bedeutung als Warnung vor dem immer wiederkehrenden Antisemitismus, der besonders in Krisenzeiten der deutschen Geschichte in Erscheinung trat. Ein in Mitteleuropa einzigartiges steinernes Dokument bilden dabei die beiden Gedenksteine an der Lübbecker St. Andreaskirche mit gleichlautendem Inhalt: Im Jahre des Herren 1350, dem Jubeljahr, als die Geißler auf den Straßen waren, die Pest war, die Juden getötet wurden, ist diese Kirche erweitert worden.
Das Buch beinhaltet im Weiteren Dokumente, Fotos und Erinnerungen zur jüdischen Geschichte der westfälischen Kleinstadt am Wiehengebirge von der Zeit dieses ersten Pogroms 1350 bis zur nationalsozialistischen Verfolgung und dem Holocaust. Es stützt sich dabei vor allem auf zwei Forschungsarbeiten über das jüdische Leben im ehemaligen Landkreis Lübbecke, und zwar die Dissertation von Volker Beckmann: Die jüdische Bevölkerung des Landkreises Lübbecke und Halle i. W. vom Vormärz bis zur Befreiung vom Faschismus 1815-1945 sowie das Werk von Bernd-Wilhelm Linnemeier: Jüdisches Leben im Alten Reich. Stadt und Fürstentum Minden in der Frühen Neuzeit, Studien zur Regionalgeschichte.
Seit der Ausstellung Vom Peststein zum Holocaust, die im Herbst 2002 in der Volksbank Lübbecke stattfand, gab es immer wieder Nachfragen nach Dokumenten zur Geschichte des mit dem Holocaust ausgelöschten jüdischen Lebens in Lübbecke und Umgebung. So konnte 2015 die 5., erweiterte Auflage des Buches erscheinen, erweitert wurde sie vor allem durch farbige Reproduktionen der Bilder des jüdischen Künstlers Max Lazarus, der u. a. die Lübbecker Synagoge 1928 ausgestaltet hatte.