«Von frantzosischer zungen in teütsch»
Das literarische Leben am Innsbrucker Hof des späteren 15. Jahrhunderts und der Prosaroman «Pontus und Sidonia (A)»
Reinhard Hahn
Die Rekonstruktion des Literaturbetriebes am Hof Sigmunds des Münzreichen (1427-1496) relativiert die verbreitete Auffassung vom Innsbrucker Hof als einem Zentrum literarischen Lebens im ausgehenden Mittelalter. Der Vergleich der Fassungen A und B von ‚Pontus und Sidonia‘ miteinander und mit der französischen Vorlage macht wahrscheinlich, daß Fassung A nicht – wie bisher angenommen – in Innsbruck, sondern am Oberrhein entstand. Anders als die klassischen Vertreter der Gattung im 12./13. Jahrhundert repräsentiert ‚Pontus und Sidonia‘ einen überwiegend auf Unterhaltung zielenden Romantypus.