Weltinnenrecht.
Liber amicorum Jost Delbrück.
Klaus Dicke, Stephan Hobe, Karl-Ulrich Meyn, Anne Peters, Eibe Riedel, Hans-Joachim Schütz, Christian Tietje
Die hier anzuzeigende Festschrift der Freunde, Wegbegleiter und Kollegen Jost Delbrücks zu seinem 70. Geburtstag steht unter dem Titel „Weltinnenrecht“. Mit diesem Begriff, für den Jost Delbrück nicht nur die Urheberschaft, sondern auch seine Etablierung als Kategorie beanspruchen kann, soll das Bemühen des Jubilars gewürdigt werden, die Konstitutionalisierung des Völkerrechts in zahlreichen Aspekten der Internationalisierung und der Globalisierung geistig durchdrungen und auf den Begriff gebracht zu haben. Außerdem bringen Herausgeber und Autoren mit diesem Titel zum Ausdruck, dass sie Jost Delbrück neue Perspektiven verdanken und in ihren Beiträgen den Weg über Kiel hinaus mit ihm gemeinsam gehen.
Jost Delbrück hat in der akademischen Lehre, in den intensiven Gesprächen mit seinen Schülern und in zahlreichen Werken Koordinatennetze verschoben und kaum bekanntes, aber reiches Neuland betreten. Sein wissenschaftliches Werk, von der Dissertation über das Verhältnis von Sicherheitsrat und Vollversammlung der Vereinten Nationen (1963) über die Habilitationsschrift zur Rassenfrage als Problem des Völkerrechts (1971) bis zur gemeinsam mit Rüdiger Wolfrum unternommenen Neubearbeitung des großen Völkerrechtslehrbuchs von Georg Dahm (seit 1989), ist durchgehend von der Erkenntnis geprägt, dass jenseits der kultivierten Fläche der sogenannten „herrschenden Meinung“ noch weite Gebiete darauf warten, in rechtswissenschaftliches Kulturland verwandelt zu werden. Delbrück gehört bis heute zu den Ersten, die den Pflug ein Stück weiter ziehen. In den letzten Jahren kommt das besonders deutlich in den von ihm aus der Perspektive der Staatslehre und des Völkerrechts bearbeiteten Themen „Globalisierung“ und „Weltinnenrecht“ zum Ausdruck.
In der vorliegenden Festschrift sind Beiträge zum Staats-, Europa- und Völkerrecht zusammengefasst, die sich durchgehend dadurch auszeichnen, dass sie – ganz im Sinne von Jost Delbrück – sowohl aktuelle als auch grundsätzliche Fragen aufgreifen und hierzu über den engeren juristischen Bereich hinausgehende Perspektiven aufzeigen. Damit knüpft die Festschrift auch an Tradition und Geist des Kieler Walther-Schücking-Instituts für Internationales Recht an, die sich gerade Jost Delbrück zu Eigen gemacht hat. Er lebt und lehrt sie: Die Beharrlichkeit und Energie, mit der Schücking im Staatsrecht nur die halbe Strecke zurückgelegt sah und sich dem Bau des Völkerrechts als notwendiger Ergänzung und Vollendung des Rechts widmete; die nüchterne Präzision, mit der Eberhard Menzel 1969 in einem langen Aufsatz zeigte, dass und wie sich die Grenzen zwischen nationaler und internationaler Verwaltung verschoben haben; die Weite des historischen Blicks, die Gründlichkeit in der Bearbeitung und die innere Verbundenheit akademischer Teams, welche große publizistische Werke haben entstehen lassen. Und schließlich die Qualifikationsschriften, die „am Institut“ entstanden sind – jede von Delbrücks Schriften lässt erkennen, dass all dies mitschreibt.