Zur Überlieferung und zum Verständnis der hellenistischen Technopaignien
Silvia Strodel
Im 15. Buch der Anthologia Palatina und einer Reihe von Bukoliker-Handschriften sind sechs griechische Figurengedichte (die sogenannten Technopaignien oder Carmina figurata) erhalten, deren Eigenart darin besteht, daß ihr Schriftbild bestimmte Gegenstände (Beil, Flügel, Axt, Ei, Syrinx, Altar) nachbildet, die wiederum mit dem Inhalt der Gedichte eng verknüpft sind. Der Zugang zu diesen schwierigen Texten, die früher oft als Spielereien abgetan und erst in letzter Zeit als Vorbilder vergleichbarer Dichtungen in der lateinischen Literatur, in der Barockdichtung und bis hin zur Moderne in angemessener Weise anerkannt worden sind, erfolgt von zwei Seiten: Im ersten Teil wird die komplexe Überlieferungssituation aufgrund des gesamten Handschriften-Materials untersucht, wobei zum einen die unterschiedlichen figuralen Darstellungen in den Codices im Mittelpunkt stehen, zum anderen der Einfluß des byzantinischen Gelehrten Manuel Holobolos erforscht wird, dessen eigenständiger Kommentar im Anschluß erstmals komplett kritisch ediert ist. Im zweiten Teil werden die drei einschlägigen Gedichte des Simias von Rhodos (3. Jh.v.Chr.), des ältesten Vertreters der Gattung, neu ediert, übersetzt und ausführlich kommentiert. Den Abschluß bilden eine als Nachschlagewerk gedachte Übersicht über sämtliche Ausgaben der sechs Technopaignien seit der frühen Neuzeit sowie 34 Abbildungen aus den verschiedenen Handschriften.