Zwischen Teilnahme und Ausgrenzung. Tirol um 1800: Vier Frauenbiographien von Clementi,  Siglinde

Zwischen Teilnahme und Ausgrenzung. Tirol um 1800: Vier Frauenbiographien

ALS „SONDERBARE FRAUENZIMMER“ DER „TIROLER FRANZOSENZEIT“ FANDEN SIE EINGANG IN DIE GESCHICHTSSCHREIBUNG:

das „Heldenmädchen von Spinges“ Katharina Lanz, die „brigantessa“ Giuseppina Negrelli, die „Franzosenbraut“ Anna von Menz und die Patriotin Therese von Sternbach.

In der älteren Geschichtsschreibung zum Jahr 1809 scheinen Frauen im Zusammenhang mit dem Tiroler Aufstand nahezu ausschließlich im Zusammenhang mit der Lebensmittelversorgung der Aufgebote und der Verwundetenbetreuung auf. Es werden also tradierte Aspekte der Weiblichkeit akzentuiert.

Nur vereinzelt ist von Frauen die Rede, die diese traditionelle Zuschreibung durchbrechen wie beispielsweise einige „Heldinnen der Tiroler Franzosenzeit“. Als Prototyp dafür gilt das „Heldenmädchen von Spinges“, das sich 1797 bei Kämpfen im Südtiroler Ort Spinges gegen die Franzosen ausgezeichnet haben soll. Erst zwei Generationen später, um 1870, wird die Kämpferin von Spinges mit dem Namen der Katharina Lanz aus Enneberg verbunden, die in der Folge zur „Jeanne d’Arc Tirols“ avanciert.

Margareth Lanzinger und Raffaella Sarti zeichnen diesen Konstruktionsprozess Schritt für Schritt nach. Aus Fiera di Primiero im italienischsprachigen Tiroler Landesteil, dem heutigen Trentino, stammt Giuseppina Negrelli, die sich mit 19 Jahren als Schützenkommandantin in Männerkleidung an den Kämpfen von 1809 beteiligt. Obwohl sich die Nachricht von der mutigen „brigantessa“ in ihrer engeren Heimat und auch darüber hinaus verbreitet, avanciert Giuseppina Negrelli im Gegensatz zum Mädchen von Spinges nie zur Heldin, wie Cecilia Nubola in ihrem Beitrag aufzeigt.

Baronesse Therese von Sternbach in Innsbruck nimmt zwar nicht mit der Waffe in der Hand am Tiroler Aufstand teil, macht sich aber durch patriotische Aktionen und ungewöhnliches Auftreten einen Namen. Das „sonderbare Frauenzimmer mit der Tabakspfeife im Munde“, das im August 1809 als Geisel nach Altbayern deportiert wird, habe sogar ersucht, im Falle einer Hinrichtung mit dem Gesicht gegen Österreich aufgehängt zu werden, vermerkt 1813 mit offenkundiger Skepsis der Tiroler Geistliche Josef Daney über die 34-jährige Witwe, die sich nicht ohne Weiteres ins Rollenklischee ihrer Zeit pressen lässt. Auch in diesem Fall ist aber genau zu prüfen, inwieweit die Biographie von der Legende kontaminiert wird.

Maria Heidegger setzt sich unter diesem Aspekt auch mit den überlieferten Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungsbildern der Baronesse von Sternbach auseinander. In ganz anderem Zusammenhang als die vorgenannten Frauen hat Anna von Menz in diesen Jahren Eingang in die Bozner Stadtgeschichte und die Tiroler Geschichtsschreibung gefunden. Um die 15-jährige „Franzosenbraut“ und ihre Beziehung zum Flügeladjutanten des französischen Vizekönigs ranken sich zahlreiche Episoden. Siglinde Clementi zeichnet in ihrem Beitrag nicht nur den Lebensweg des verwaisten, aber vermögenden Mädchens nach, sondern befasst sich in diesem Zusammenhang auch mit Eheanbahnungsprozessen und Ehemodellen der damaligen Zeit.

Die Autorinnen loten den Handlungsspielraum für Frauen in der damaligen Zeit aus und befassen sich, soweit es die Quellen zulassen, nicht nur mit jenem kurzen Lebensabschnitt, in dem die behandelten Personen öffentliches Aufsehen erregten, sondern betten diesen Zeitraum in den vorhergehenden und folgenden Lebensweg ein, um ihn in einen breiteren Kontext zu stellen.

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