Klang und Linie von «Pierrot lunaire» zu «Ionisation»

Klang und Linie von «Pierrot lunaire» zu «Ionisation» von Mäkelä,  Tomi
Mit ist Arnold Schönberg ein gattungsgeschichtlicher Meilenstein gelungen, der durch Sprechgesang und originäre Instrumentalbesetzung die Zeitgenossen verblüffte und heute noch Interpreten und Zuhörer herausfordert. Neben Schönberg und seinen Schülern (Alban Berg, Anton Webern) entwickelten André Caplet, Julian Carillo und Henry Cowell eine kammermusikalische Sonoristik, die Edgard Varèse durch imposante Strukturen erweiterte. Manuel de Falla, Paul Hindemith, Leoš Janáček, Igor Strawinsky, Ernst Toch und Kurt Weill trugen ihrerseits zum Artenreichtum spezieller Ensembles durch semikonzertante Konzeptionen bei. Theoretische Innovationen, Ensemblegründungen, Festivals und Preisausschreiben vervollständigen das Bild einer Ära, die zur filigranen Klangpolyphonie neigte. Die Studie behandelt das Phänomen sowohl ideengeschichtlich als auch analytisch und präsentiert Ansätze zu einer neuen Theorie der musikalischen Interaktion, die zwischen sozialpsychologischer und musikanalytischer Methodik vermittelt.
Aktualisiert: 2023-04-11
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Schönbergs Musik 1899-1914 im Spiegel des kulturellen Umbruchs

Schönbergs Musik 1899-1914 im Spiegel des kulturellen Umbruchs von Bruhn,  Siglind
Diese Studie beschreibt die Entwicklungsschritte in der musikalischen Sprache Arnold Schönbergs während der entscheidenden ersten 15 Jahre seiner kompositorischen Laufbahn. Detaillierte Analysen von achtzehn zentralen Werken dieser Jahre verfolgen seine schöpferische Emanzipation vor dem Hintergrund der gleichzeitigen epochalen Umwälzungen in der bildenden Kunst und der Literatur Mitteleuropas. 1899 hatte Schönberg mit seinem Streichsextett Verklärte Nacht das Fundament für seine Karriere gelegt. In diesem noch in der Nachfolge wagnerscher Leitmotivtechnik komponierten Werk wagte es der 25-jährige Komponist, die Idee der instrumentalen Interpretation eines dichterischen Textes, die bis dahin auf Klavierstücke und sinfonische Werke beschränkt war, auf ein Kammermusikwerk zu übertragen. 1914, als der inzwischen 40-jährige gerade sein erstes Thema aus zwölf nicht wieder aufgegriffenen chromatischen Tönen geschrieben hatte, wurde seine Arbeit für acht Jahre unterbrochen, zunächst durch seinen Dienst im Ersten Weltkrieg, anschließend durch seine angespannte finanzielle Lage, die ihn zwang, seine Arbeitszeit mit Transkriptionen von Werken damals populärer Komponisten zu verbringen. Während der 15-jährigen Zeitspanne zwischen 1899 und 1914 machte Schönberg eine Entwicklung durch, in deren Verlauf er in konsequenter Folge einen Parameter der Musik nach dem anderen neu definierte und so von konventionellen Erwartungen befreite. Inspiration hierfür suchte er nicht zuletzt in den Schwesterkünsten, insbesondere bei Malern und Dichtern, deren parallele Neuerungen denn auch den Einstieg in die fünf Hauptkapitel dieses Buches liefern.
Aktualisiert: 2020-02-15
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Mondestrunken

Mondestrunken von Burghardt,  Juana, Haas,  Philipp, Jung,  Young Moon, Lee,  Byong-hun
Der 1965 geborene südkoreanische Autor JUNG YOUNG MOON ist Vertreter einer Autorengeneration, die erstmals Mitte der 1990er Jahre, also bereits nach der mühsam erkämpften Demokratisierung des bis 1988 autoritär regierten Landes, literarisch in Erscheinung trat. Sie tat dies als inhomogene Gruppe, die im Unterschied zu den Generationen vor ihr kein gemeinsames politisches oder gesellschaftliches Ziel verfolgte: Weder knüpften die jungen Autorinnen und Autoren an den existenzialistisch geprägten Humanismus der südkoreanischen Nachkriegs-literatur an, noch an die dissidentische Minjung-Literatur der 1980er Jahre. Jung teilt mit vielen seiner Schriftstellerkollegen das Selbstverständnis des literarischen Einzelgängers, das auch mit einer skeptischen Haltung gegenüber dem Literaturbetrieb und seinen Mechanismen einhergeht. Eine sehr grundlegende Skepsis bringen viele Autoren dieser Generation auch der südkoreanischen Gesellschaft als Ganzes und den von ihr geformten Menschen entgegen: Seit den 1990er Jahren begegnen wir in der koreanischen Erzählliteratur immer häufiger sich selbst und ihrer Umgebung entfremdeten, apathischen und illusionslosen Charakteren. Verortet sind die Romane und Erzählungen im spätkapitalistisch-urbanen Umfeld, meist in der Megacity Seoul, wo sich die Protagonisten oft nur im engsten Kreise bewegen. Der Terminus sowae ?? als eine dem englischen alienation nachempfundene Lehnbildung dient der koreanischen Literaturgeschichtsschreibung als Bezeichnung der seelischen Befindlichkeit dieser Protagonisten ebenso wie als Schlagwort, das einen bestimmten Typus von zeitgenössischer Prosa charakterisiert. Selbst unter diesen entfremdeten Antihelden der neuen koreanischen Erzählliteratur nimmt sich der namenlose Ich-Erzähler von Jung Young Moons viertem, im Jahre 2004 bei dem Verlag Munhakdongne erschienenem Roman „Mondestrunken“ wie ein Außenseiter aus. Fern von den urbanen Zentren schlägt sich der geschiedene Vater zweier erwachsener Söhne als Tagelöhner durch, macht sich auf der Schafweide eines Bekannten nützlich und verdingt sich als Feldarbeiter bei der Chinakohlernte. Viele Aspekte der Biografie dieses kauzigen, an den äußersten Rand der Gesellschaft gedrängten Sonderlings bleiben dem Leser im Dunkeln. Der große Handlungsbogen seines zunehmenden physischen und psychischen Verfalls, der die sechs Kapitel des Romans inhaltlich lose zusammenhält, vollzieht sich innerhalb eines nicht klar definierten Zeitrahmens. Auch ist das Unabwendbare an seinem Schicksal, der Weg in Obdachlosigkeit und Verwahrlosung, für den Leser kausal nicht nachvollziehbar, zu erklären nur durch sein starrsinniges, destruktives Wesen selbst. Doch Jungs Roman hat auch heitere, grotesk-verspielte, absurde und meditative Momente. Sein entscheidendes Merkmal sind gerade die inhaltlichen Sprünge und formalen Brüche, die es dem Leser gestatten, die einzelnen Kapitel auch als voneinander unabhängige Erzählungen zu lesen. Auf formaler Ebene findet der Verfall des Protagonisten eine Entsprechung in der Degeneration des Ich-Erzählers zu einer abstrakten Textfigur, vergleichbar den Textfiguren der Beckettschen Molloy-Trilogie. Der nicht-linearen, nicht-kausalen Erzählweise wegen wurde der Roman von dem Kritiker Ryu Bo-Seon mit dem Attribut „dekonstruktiv“ versehen. Der Autor bestätigt in Interviews seinen Hang zu formalen Experimenten, der in einem Desinteresse amkonventionellen Erzählen wie auch an „konkreten Geschichten“ gründet. Wie viele seiner Kollegen nennt Jung als eine Inspirationsquelle populärkulturelle Einflüsse und insbesondere auch Filme. Auch eines der zentralen Motive von „Mondestrunken“, jenes des sich durch die Landschaft bewegenden, sinnierenden Subjekts, ist offenkundig der Filmgeschichte entliehen: Die Schauplätze dreier Kapitel des Romans liegen mehrheitlich auf und an der Straße. In der Art eines literarischen Road Movie sind das ›Unterwegs‹ des Protagonisten, die Autofahrten und Rasten amStraßenrand, die Aufenthalte an Raststationen beschrieben. Nicht von ungefähr findet sich in der Episode „Pierrot Lunaire“ beiläufig in den Dialog eingestreut eine offene Bezugnahme auf Ingmar Bergmans „Wilde Erdbeeren“ – gleichsam ein nordischer Vorläufer der Gattung Road Movie – die mit der thematisch verwandten Episode auf spielerische Art und Weise in Beziehung tritt. Ein wenig exaltierter erscheint die titelgebende Reverenz an Arnold Schönbergs Vertonung von Albert Girauds Gedichtzyklus „Pierrot Lunaire“, auf den in dergleichnamigen ersten Episode Bezug genommen wird. „Mondestrunken“ ist das erste jener „drei mal sieben“ Gedichte, die Schönberg im Jahre 1912, gut ein Jahrzehnt vor der Erfindung der Zwölftontechnik, als Auftragsarbeit vertonte. Schönberg verstand ›seinen‹ Pierrot als Inbegriff des von seinen schöpferischen Antrieben an die Abgründe des eigenen Wesens getriebenen Künstlers und vermochte sich mit dem Stoff auf Anhieb zu identifizieren. Der mondestrunkene Pierrot von Jungs Romanist als lächerlicher Griesgram, der im nächtlichen Regen mit rutschenden Hosen durch das Niemandsland entlang der Überlandstraße irrt, vom mitleiderregenden Vorbild der literarischen Vorlage jedenfalls nicht wesentlich weiter entfernt. Der Zitate und Bezugnahmen kein Ende, nimmt Jung darüber hinaus auch bei angloamerikanischen Erzählern Anleihen. Im Brotberuf des Übersetzers hat er selbst eine Handvoll Bücher englischsprachiger Autoren ins Koreanische übertrage, unter anderem auch den vielgerühmten Raymond Carver. Offenkundige Anleihen nimmt er weiters beim Absurden Theater von Autoren wie Eugène Ionesco und Samuel Beckett, der mit seinem Prosatext „Molloy“ auch für das finster-groteske letzte Kapitel „Gemurmel“ Pate gestanden zu haben scheint. Verneinung und Tod sind, wie Son Jeong-soo konstatiert, die zentralen Begriffe in Jungs Werk, zu denen der Kritiker jedoch auch den Humor zählt. Jung Young Moon selbst nennt als seinen zentralen Begriff das mu ? der buddhistischen Philosophie, also die Vorstellung einer ›positiven‹ Leere, die zugleich Aufhebung der Leere ist – östliches Pendant zum westlichen Begriff des Nichts und im modernen bzw. zeitgenössischen Diskurs davon oftmals nicht genau unterschieden. Als Schilderung eines eigentümlichen Zwitters aus heiterem Gleichmut und qualvoller Ohnmacht oszilliert auch Jungs Roman zwischen diesen Polen von ›positiver‹ Leere und ›negativem‹ Nichts. Er funktioniert über weite Strecken in der Art eines literarischen Vexierbilds, das erst im letzten Abschnitt endgültig kippt: Irgendwie an einen ins Rot der Abenddämmerung getauchten Meeresstrand gelangt, bettet sich der erschöpfte Ich-Erzähler in einer surreal anmutenden Sterbeszene auf einer flachen Sandmulde zum Sterben. Auf dem weiten Weg an diesen Meeresstrand begegnet der Protagonist seiner eigentlich trostlosen Lage mit kauzigem Humor, mit einem Hang zum sarkastischen Kommentieren, zur grotesk-detailverbohrten Schilderung von Nichtigkeiten, aber auch zur gelassenen Naturbeobachtung, aus der der dieser Natur Entfremdete zu seiner eigenen Überraschung Trost zu schöpfen vermag. Es sind vielleicht diese unspektakulären stillen Momente, dank derer der Roman – der ernsten Thematik zum Trotz – über weite Strecken von einem eigentümlich heiteren Gleichmut geprägt ist. Was den Wahrnehmungen des Protagonisten zugrunde liegt, ist der ›intuitive‹ Buddhismus der einfachen Leute, der die absichtslose Hingabe an den Augenblick als ideale Seinsform betrachtet, ohne dieses Ideal gleich zum Prinzip zu erheben. Jung Young Moons Roman „Mondestrunken“ lässt sich so als bisweilen grotesk überzeichnete Charakter- oder Milieustudie ebenso lesen wie als Versuch des Auslotens der Grenzen zwischen Sprache und Sprachlosigkeit, sowie stellenweise auch als ein seltener Versuch der Reflexion östlichen Denkens mit den Mitteln experimenteller Prosa. Philipp Haas (Nachwort) In der neuen Reihe Koreanische Literatur in der Edition Delta liegen derzeit neben der Werkauswahl Morgendämmerung von Shin Dal Ja mit Gedichten aus den Jahren 1989-2007, ausgewählt, übersetzt und mit einem Nachwort von Sophia Tjonghi Seo, die folgenden Bücher vor: die Erzählungssammlung UNKRAUT und andere Prosa von Hwang Sok-Yong, übersetzt von Kang Seung-Hee, Oh Dong-Sik, Torsten Zaiak und Martin Tutsch, die Werkauswahl Als der Hahn im Dorf am Fluß krähte, hing der Mond noch im Dachgesims von Toegye (Lee Hwang oder Yi Hwang) mit Gedichten aus den Jahren 1515-1570, deutsche Fassungen von Tobias und Juana Burghardt auf der Grundlage der Vorarbeit von Doo-Hwan und Regine Choi und mit einem Nachwort von Tobias Burghardt, der Gedichtband Unter Pfirsichblüten eingeschlafen der jungen koreanischen Lyrikerin Kim Sun-Woo, komplett zweisprachig (koreanisch-deutsch), übersetzt von Kang Seung-Hee und Kai Rohs, der Roman Schwertgesang von Kim Hoon, übersetzt von Heidi Kang und Ahn Sohyun, sowie die Werkauswahl Himmmelsnetz von Park Hijin mit Gedichten aus den Jahren 1960-2003, teilweise zweisprachig (koreanisch-deutsch), übersetzt und mit einem Nachwort von Doo-Hwan und Regine Choi. Demnächst folgen weitere koreanische Werke.
Aktualisiert: 2020-02-09
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