Emil und Martha Galliner leben 1933 in der Kleinstadt Finsterwalde. Trotz Verfolgung und Repressionen zögern sie nach der Pogromnacht 1938 noch drei Jahre, bevor sie Nazi-Deutschland verlassen. Ihre älteste Tochter Hanna müssen sie zurücklassen. 35 Tage nach ihrer Abreise erfahren sie von ihrem Tod.
Der Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn Tage vor Hitlers Überfall auf die Sowjetunion folgt die Schiffsreise nach Shanghai, wo Japaner sie in ein chinesisches Ghetto sperren. Später ziehen sie in die USA, nach Südwestafrika (Namibia) und zuletzt nach Johannesburg in Südafrika. Ihre Odyssee dauert bis 1960. Sie kehren nie wieder nach Deutschland zurück.
Ihre Urenkelin Jeanine Hack rekonstruiert 80 Jahre später die Flucht ihrer Urgroßeltern. Sie beschäftigt sich mit Hannas Tod, der sich als Entschluss herausstellt, ein viel zu kurzes Leben selbst zu beenden. Mit diesen Erfahrungen konfrontiert, stellt Jeanine Hack grundlegende Fragen zu Vertreibung, Flucht, Exil, Heimat und Ankommen und deren Auswirkungen auf das Leben von Familien wie der ihren.
Aktualisiert: 2023-06-15
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366 Tage im Jahr
„…nach Wahrheit forschen,
Schönheit lieben,
Gutes wollen,
das Beste tun“
Moses Mendelssohn
Dieser Kalender begleitet an 366 Tagen durch die deutsch-jüdische Geschichte und Kultur: ein Kaleidoskop jüdischer Aphorismen, Biografien, Chroniken, Daten und Erklärungen religiöser und gesetzlicher Feiertage sowie eine Auswahl mehr oder weniger bekannter Jahrestage. Eine Portion jüdischer Humor und ein Bouquet sinniger Zitate aus Vergangenheit und Gegenwart dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Daneben bietet er Raum für persönliche Termine und Notizen sowie ein Kalendarium gregorianischer und jüdischer Zeitrechnung.
Im Auftrag der Moses Mendelssohn Stiftung
Aktualisiert: 2023-06-15
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Fast 600 000 Menschen arbeiteten 1933 für die Deutsche Reichsbahn. Die Frage der Schriftstellerin Esther Dischereit nach einem von ihnen stand am Anfang der gemeinsamen Ausstellung mit der Historischen Sammlung der Deutschen Bahn AG. Der Eisenbahner Fritz Kittel hatte 1944 ihre Mutter Hella Zacharias und deren Tochter Hannelore versteckt.
Es gab nur wenige Reichsbahnbeschäftigte, die den im Nationalsozialismus verfolgten Jüdinnen und Juden halfen zu überleben. Auch die vermutlich 5000 Beschäftigten, die als Juden verfolgt wurden, konnten nicht auf Hilfe von Kollegen bauen. So blieb die Erinnerung an jüdische Kollegen, die entweder ins Exil gezwungen oder aber deportiert und ermordet wurden, nach dem Krieg 1945 bei den Eisenbahnen in West- und Ostdeutschland singulär.
Die Frage nach Fritz Kittel wird heute gestellt. Sie verweist auf den Mut von Einzelnen und zugleich auf die Rolle der Reichsbahn, mit deren Zügen Millionen Menschen in den Tod transportiert wurden. Der Begleitband führt detailliert in die Ausstellung ein. Zahlreiche Dokumente und Kurzbiografien erinnern an das Wirken und das Schicksal jüdischer Beamter bei der Reichsbahn.
Die Wanderausstellung wird vom 17. August bis 18. Oktober 2023 im Museum Judengasse des Jüdischen Museums Frankfurt gezeigt. Weitere Ausstellungsorte folgen.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Thomas Fritta Haas kam 1941 in Prag im Protektorat Böhmen und Mähren zur Welt. Seine ersten bewussten Erinnerungen stammen von der Kleinen Festung in Theresienstadt, wo er – als jüngster politischer Häftling – die Befreiung erlebte. Seine Mutter starb dort kurz vor Kriegsende, sein Vater, der bekannte Maler Bedřich Friita/Friedrich Taussig, bereits Ende 1944 in Auschwitz.
Zu Thomas‘ drittem Geburtstag hatte sein Vater, der auch die Zeichnerwerkstatt in Theresienstadt leitete, ein Buch für seinen Sohn gezeichnet, das in einer Blechdose in der Erde vergraben den Krieg überlebte. Anhand der darin enthaltenen Bilder und mit Hilfe einiger weniger Menschen, die seine Eltern kannten und die die Lager überlebt hatten, machte sich Thomas eine Vorstellung von seiner Mutter und seinem Vater.
Nach dem Krieg wurde er von Erna und Leo Haas, ebenfalls ein berühmter Maler, Karikaturist und Schoah-Überlebender, adoptiert, doch schon mit 14 Jahren blieb er wieder allein. Ab 1968 lebte er in Israel, später in Mannheim. Mit seiner Frau Věra und den vier Kindern führte er ein erfülltes Leben.
Seit seinen Jugendjahren hatte er außerdem eine „Familie“ in der Jüdischen Gemeinde in Prag gefunden – Freunde, die ihn sein ganzes Leben, auch in der Emigration, begleiteten. Zu ihnen zählt auch die Autorin Vera Trnka, deren Eltern das Baby Thomas noch aus dem Ghetto kannten. Thomas Fritta Haas bezeichnete sich selbst als „glücklichen Waisen“. Er starb 2015 in Mannheim.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Mit seiner Comicfigur „Jewy Louis“ schildert Ben Gershon lustige Situationen und die Absurditäten des jüdischen Lebens in einer nichtjüdischen Gesellschaft. Obwohl Jewy Louis wie ein orthodoxer Jude aussieht und versucht, die von der Tora vorgeschriebenen Regeln zu befolgen, steht er auch mit einem Bein in der modernen Gesellschaft. Das führt regelmäßig zu unerwarteten Wendungen und neuen Herausforderungen.
In insgesamt 32 Cartoons begleitet Jewy Louis uns von September 2023 bis Dezember 2024 mit einem Augenzwinkern durch das jüdische Jahr. Das Kalendarium enthält alle gesetzlichen Feiertage in Deutschland, die jüdischen Feiertage und Halbfeiertage sowie viele inoffizielle und halbernste Feiertage und bietet Platz für Notizen und Termine.
Die Jewy-Louis-Cartoons des bekannten holländischen Cartoon-Künstlers Ben Gershon erscheinen wöchentlich in der „Jüdischen Allgemeinen“ (Deutschland) und im „Tachles Wochenmagazin“ (Schweiz).
Aktualisiert: 2023-06-15
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Juli 1941 in einer Zelle des Gestapo-Gefängnisses in Wien: Der Oberrabbiner von Thessaloniki, der Wiener Rechtsanwalt Dr. Strauss und der Ich-Erzähler aus Zagreb teilen sich die bereits viel zu enge Zelle, als an einem Montag der polnische Physiker Dov Tarnopolski zu ihnen gebracht wird.
Tarnopolskis Anwesenheit, seine Worte und Kräfte stellen ihre Vernunft auf die Probe, fordern ihr Denken, ihre Wahrnehmung und schließlich die geltenden Naturgesetze heraus. Er „zaubert“ Zigaretten, Kuchen, einen Hahn, ein Radio hervor, er widersetzt sich den Aufsehern, und seine Ankunft wirft die Frage nach dem Schlüssel auf, der den Juden Europas die Freiheit bringen könnte.
Hinko Gottliebs Roman ist ein narratives Feuerwerk, getragen von grenzenloser Vorstellungskraft, vom widerständigen Denken, von Tragik und Humor. Eine erste Version des Romans ging in den Kriegswirren verloren. Im März 1945 floh Gottlieb nach Eretz Israel, rekonstruierte den Roman und übersetzte ihn selbst ins Deutsche.
Aktualisiert: 2023-06-15
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In der Kaiserzeit und Weimarer Republik entstand die erste queere Subkultur der Welt und mit ihr eine diverse Zeitschriftenkultur, die eine nie dagewesene Fülle an queerer Literatur hervorbrachte. Jüdische Aktivist:innen, Schriftsteller:innen und Ärzt:innen prägten die homosexuelle Emanzipationsbewegung maßgeblich. Doch in den queeren Zeitschriften sind direkte Bezüge zu jüdisch-queerem Leben auffallend selten. Stets von Zensur bedroht, etablierten sich Codes wie die Farbe Lila, das Veilchen, der Freund und die Freundin, um tabuisierte und kriminalisierte Liebe zu erzählen. Auch Bezüge zu Judentum und Jüdischsein entfalteten sich oft nur in Andeutungen und Symbolen. Mal treten die biblischen Gestalten Esther, Joseph und Ruth als Vorfahr:innen queerer Lebensentwürfe auf, mal folgen die Geschichten ihren Protagonist:innen in die Bars, Fabriken und auch Synagogen der modernen Metropole Berlin.
Die Anthologie versammelt erstmals eine Bandbreite an Texten aus homosexuellen Zeitschriften, die zwischen 1900 und 1932 erschienen und das Verhältnis von Queerness und Jüdischsein in den Blick nehmen. Die Geschichten, Gedichte und Artikel erzählen von Aushandlungsprozessen innerhalb der Bewegung, von den Bedrohungen durch eine von Homophobie und Antisemitismus geprägte Gesellschaft, aber immer auch von den utopischen Räumen, die Literatur zu schaffen vermag.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Georg Wilde (1877–1949) wirkte über 30 Jahre als letzter Rabbiner von Magdeburg vor dem Zweiten Weltkrieg. Während sich die Geschichtsschreibung bisher primär auf seine Tätigkeit als Feldrabbiner während des Ersten Weltkrieges fokussierte, erweitert diese Miniatur den Blick auf Wilde. Neben seinem Einfluss auf die Synagogen-Gemeinde Magdeburg, die jüdischen Organisationen in der Provinz Sachsen und in Preußen sowie reichsweite Vereinigungen liefert Nick Bertram anlässlich der Fertigstellung der Neuen Synagoge in Magdeburg auch erstmals einen umfassenden Überblick zu Wildes vielseitigem schriftstellerischen Erbe.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Wenige Tage vor dem Novemberpogrom 1938 schrieb der Essener Polizeipräsident der Familie Hirschland, sie dürfe „jederzeit in das deutsche Reichsgebiet zurückkehren“. Vermutlich erhielt keine andere jüdische Familie eine vergleichbare Bescheinigung. Der Preis für ihre privilegierte Emigration war hoch: Die lokalen Nazigrößen zertraten das außerordentliche Engagement für die jüdische Gemeinde, „arisierten“ eine der größten Privatbanken Deutschlands und raubten 27 Gemälde der absoluten Spitzenklasse.
Dieses Werk der Vernichtung beendete eine Aufstiegsgeschichte, die 1811 begann, als der Lehrer Salomon Hirschland ins Landstädtchen Essen kam. Salomons Sohn Simon gründete die Simon-Hirschland-Bank, dessen Sohn Isaac war der „Bänker“ von Essen. Gemeinsam finanzierten sie die boomende Ruhrindustrie. Isaacs Söhne Kurt und Georg erlebten nach sensationellen Erfolgen die Vernichtung der immensen Lebensleistung von vier Generationen.
Mit größtem Einsatz versuchte die Familie nach ihrer Flucht möglichst viele Juden aus Nazi-Deutschland zu retten und errichtete dafür ein Rettungswerk. Doch Bitternis und tiefste Enttäuschung blieben zurück.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Am 3. Dezember 1998 unterzeichneten 44 Staaten die Washingtoner Erklärung, eine „verbindliche völkerrechtliche Verpflichtung“, NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut den ehemaligen jüdischen Besitzern oder deren Nachfahren zurückzugeben. Wie sieht der Status quo nach 25 Jahren in Deutschland und Österreich aus? Neben einigen konkreten Beispielen von Restitutionsverfahren vereint der Band Statements von Politikern, Rechtsexperten und Museumsleuten aus beiden Ländern und dient als Bestandsaufnahme, inwieweit die Washingtoner Übereinkunft bislang in Österreich und Deutschland umgesetzt werden konnte.
Mit Beiträgen u. a. von Katrin Budde, Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages; Clemens Jabloner, früherer Vizekanzler der Republik Österreich und Vorsitzender des Österreichischen Kunstrückgabebeirats; Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus; Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichtes und Vorsitzender der „Beratenden Kommission“, die sich mit der Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz, befasst; Rüdiger Mahlo, Vertreter der Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference).
Aktualisiert: 2023-06-15
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Die Autorinnen und Autoren dieses Handbuches beschäftigen sich in Essays, thematischen und didaktischen Kurzimpulsen sowie Gesprächen mit Schoah-Überlebenden
intensiv mit historischem und gegenwärtigem Antisemitismus und Anti-Israelismus, mit Judentum in Deutschland sowie mit verschiedenen Facetten des Staates Israel. Es richtet sich an Lehrkräfte, Bildungsmultiplikatoren sowie geschichtlich und politisch Interessierte. Die Zielsetzung dieses Sammelbandes ist es, Hintergründe zu vermitteln und aufzuzeigen, wie diese Themen praktisch im Unterricht, in der Bildungsarbeit und der Gesellschaft eingebracht werden können. „Das Erbe der Zeitzeugen – Bildung für die Nachwelt“ basiert in seinem Aufbau und seinen Inhalten auf den Erfahrungen als „Zeugen der Zeitzeugen“.
Mit Beiträgen von Nir Boms, Kobi Dana, Daniel Essel, Pavel Hoffmann, Gita Koifmann, Matthias Küntzel, David Lüllemann, Daniel Müller, Marina Müller, Inbal Raz, Hendrik Reichardt, Hans-Georg Ripken, Kate Rudolph, Anita Schwarz, Celina & Leroy Schwarz
Mit Grußworten von Felix Klein, Horst Köhler und Anna Staroselski
Aktualisiert: 2023-06-15
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Von der Öffentlichkeit unbemerkt, taucht unter ungeklärten Umständen Anfang der 1990er Jahre das „Porträt Kommerzienrat Philipp Freudenberg“ von Max Slevogt unvermittelt im Kunsthandel wieder auf. Das 1904 geschaffene, in seiner Zeit berühmte Werk aus der Sammlung der bedeutenden jüdischen Unternehmerfamilie Freudenberg galt seit der NS-Zeit als verschollen. 1992 wird es zunächst dem Land Rheinland-Pfalz in stillen Verhandlungen zum Kauf angeboten, bevor es stattdessen von der dortigen Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) erworben wird. Hier soll es nach dem Willen der Beteiligten die Sammlung rheinland-pfälzischer Kunst bereichern sowie dem Landesmuseum Mainz mit seinem Slevogt-Archiv als Leihgabe zur Verfügung stehen. Über das wiederentdeckte Gemälde senkt sich stattdessen jedoch ein Mantel des Verdrängens, des Vergessens und des Schweigens.
Erst nahezu 30 Jahre später, nachdem die LRP bereits 2008 von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernommen worden ist, erfährt es die verdiente Aufmerksamkeit. Im Zuge der drängenden Fragen zu seiner Provenienz und möglichen Restitutionsansprüchen wird es Gegenstand intensiver Nachforschungen seitens der Sammlung LBBW. Die akribische Spurensuche verfolgt die Werkgeschichte seit seiner Entstehung, beleuchtet die Zeitumstände und das teils tragische Schicksal seiner ursprünglichen Eigentümer in der Vergangenheit.
Mit Beiträgen u. a. von Lutz Casper, Gesa Kessemeier, Hans-Joachim Müller, René Sander
Aktualisiert: 2023-06-15
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Im Juli 1939, etwas mehr als ein halbes Jahr nach den Novemberpogromen, lernte Rabbiner Dr. Joseph Norden bei seiner Geburtstagsfeier in Hamburg die erste Rabbinerin der Welt, Regina Jonas, kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Norden, der stets als liberaler Rabbiner für die Gleichberechtigung der Frau eingetreten war, schrieb bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt 1942 mehr als einhundert Briefe an seine um gut 30 Jahre jüngere rabbinische Freundin in Berlin. Es ist eine außergewöhnliche und facettenreiche Liebesbeziehung zweier rabbinischer Persönlichkeiten im Angesicht der Schoa. Sie bezeugt zugleich eine ganz eigene Weise von Widerstand.
Elisa Klapheck hat bereits mit „Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ (2000) der ersten Rabbinerin der Welt ein Denkmal gesetzt. Im Spiegel der Liebesbriefe lernt man weitere Seiten von Jonas‘ Persönlichkeit ebenso wie der von Norden kennen. Klapheck hat in diesem Band alle erhalten gebliebenen Briefe und Brieffragmente Nordens an Jonas ediert und mit einer Einführung versehen.
Aktualisiert: 2023-06-14
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Das Geben ist in Religion und Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Von der biblischen Stiftshütte über vielfältige Stiftungsaktivitäten bis hin zum Kiddusch ziehen sich Geben, Schenken und Stiften wie ein roter Faden durch das jüdische Selbstverständnis. Wichtige Entwicklungen in der jüdischen Gemeinschaft, aber auch der gesamten Gesellschaft, wären ohne großzügiges Spenden und Stiften unmöglich und undenkbar. Dies gilt für karitative Anliegen und kulturelle Projekte ebenso wie für Umweltthemen und politische Zwecke.
Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes diskutieren die Gabe-Theorie, Stiftungsaktivitäten und Fundraising aus religiöser, historischer, kulturanthropologischer und gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive und setzen dabei theoretische Einsichten mit einer stetig wachsenden Praxis in Beziehung. Ist das Geben eine anthropologische Konstante? Welche Menschen geben und stiften eigentlich? Welche Gesellschaftsauffassungen verbinden sich mit dem Geben, Schenken und Stiften? Welche sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse haben wir über die Gabe? Und welche spezifische Prägung bringt das Judentum darin ein?
Mit Beiträgen von Hans-Ulrich Dallmann, Kai Fischer, Rachel Heuberger, Philipp Hof, Doron Kiesel, Thomas Kreuzer, Georg von Schnurbein, Aron Schuster, Rabbiner Julian-Chaim Soussan, Gerd Stecklina, Volker Then, Michael Vilain, Katharina Will
Mit Grußworten von Daniel Botmann und Johannes Schellakowsky
Aktualisiert: 2023-06-15
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Walter Blumenfeld (1882–1967) zählt zu den Pionieren der Arbeits- und Organisationspsychologie. Der aus Neuruppin stammende Kaufmannssohn studierte zunächst Elektrotechnik und arbeitete als Ingenieur bei der AEG in Berlin. 1913 schloss er noch ein Studium der Psychologie und Philosophie ab. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er als Privatdozent für allgemeine und experimentelle Psychologie an der Technischen Hochschule Dresden. 1924 zum außerordentlichen Professor ernannt, war er maßgeblich am Aufbau des Psychotechnischen Instituts beteiligt. Er beschäftigte sich mit der Arbeitsorganisation („Blumenfeld-Effekt“) und entwickelte Verfahren zur Eignungsdiagnostik („Blumenfeld-Würfel“). Mit dem Romanisten Victor Klemperer verband ihn eine enge Freundschaft. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten als Jude entlassen, emigrierte er 1935 mit seiner Frau nach Peru. In Lima erhielt er eine Professur für Psychologie und Pädagogik. Seine in spanischer Sprache verfassten Werke fanden in Südamerika weite Verbreitung. Nach Kriegsende wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Gesellschaft für Psychologie verliehen.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Der jüdische Kinderarzt Dr. Felix Blumenfeld (1873–1942) gründete bis 1909 eine vorbildhaft ausgestattete Milchküche und ein Krankenhaus für Säuglinge und Kleinkinder in Kassel. Über Jahrzehnte war er als Sozialhygieniker in der medizinischen Bildungsarbeit und der Ausbildung von Pflegekräften aktiv. Im November 1918 stellte er sich dem Aufbau der republikanisch orientierten Deutschen Demokratischen Partei zur Verfügung. Sein Verständnis von Toleranz und Menschlichkeit führte ihn in eine Kasseler Freimaurerloge, in der sich, entgegen gesellschaftlicher Tendenzen, bis 1933 auch zahlreiche jüdische Mitglieder versammelten.
Die von der Kasseler Freimaurerloge „Goethe zur Bruderliebe“ herausgegebene Biographie rekonstruiert den Lebensweg vom angesehenen, gesellschaftlich-politisch engagierten Arzt zu einem nach 1933 ausgegrenzten, ausgeraubten und 1942 in den Selbstmord getriebenen Menschen.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Selten hat sich ein deutsches Bundesland bei der Bearbeitung eines Raubkunstfalls so schwergetan wie der Freistaat Bayern im Falle der „Madame Soler“. Der Bankier und Kunstsammler Paul von Mendelssohn-Bartholdy hatte sich in den Anfängen des NS-Regimes von diesem Gemälde und anderen Picasso-Werken trennen müssen. Zum einen weigert der Freistaat sich, das Gemälde, das er für die „Bayerischen Staatsgemäldesammlungen“ 1964 unter mysteriösen Umständen erworben hat, der Erbengemeinschaft Mendelssohn-Bartholdy zu restituieren. Zum anderen lehnt er auch, was mittlerweile der eigentliche Skandal ist, eine Prüfung des Falles durch die „Beratende Kommission“ (Limbach-Kommission) ab, welche seit 2003 existiert und in Konfliktfällen vermitteln soll.
Aktualisiert: 2023-06-15
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„Der Unbeugsame“ ist eine jüdische Geschichte von Widerstand und Resilienz, vom Mitmachen und Wegschauen der anderen. Und sie ist vor dem Hintergrund des wiedererstarkenden Antisemitismus von bedrückender Aktualität.
Dem 24-jährigen Julius Brumsack gelingt 1939 unter abenteuerlichen Umständen die Flucht nach England. Er meldet sich zur englischen Armee und kämpft ab Frühjahr 1940 gegen die Deutschen. Nach dem Krieg kehrt er als britischer Besatzungssoldat nach Nordwestdeutschland zurück und versucht in seinem Heimatort herauszufinden, was seiner Familie widerfahren ist. Er beginnt eine jahrzehntelange, kräftezehrende Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit; er trifft auf Widerstände quer durch die Bevölkerung und bei sämtlichen Behörden, aber er stößt auch an seine eigenen Grenzen.
Seine Schwiegertochter Elfriede Brumsack legt einen sehr persönlichen und bewegenden Bericht über ein außergewöhnliches Leben vor. Ausgewählte private Briefe, Tagebücher, Aufzeichnungen sowie eine Vielzahl von Dokumenten über Prozesse zur Rückerstattung und Entschädigung, Korrespondenzen mit Tätern, Zeugen und Institutionen bilden das Fundament der Geschichte.
Aktualisiert: 2023-06-15
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„Schonungslose Analysen für eine emanzipatorische Subkultur, die diese Bezeichnung tatsächlich verdient“ Ronen Steinke
Antisemitismus boomt. Mal wieder. Auch in Subkulturen und Bewegungen, die ein emanzipatorisches Selbstbild kultivieren. Punk oder Techno, Hiphop oder Hardcore, Klimabewegung oder queere Community: Diverse Szenen im linken Spektrum, die sich sonst auf der „richtigen Seite“ der Geschichte wähnen, können oder wollen ihn oft beim besten Willen nicht erkennen. Mehr noch: Gerade durch den Antisemitismus stilisieren sie sich als „die Guten“ – durch Songtexte gegen geldgierige Globalisten und die mächtigen Rothschilds oder Boykottkampagnen gegen den „Kindermörder Israel“. Antisemitismus vereint. Antirassist*innen landen bei Verschwörungspredigern, Möchtegern-Antifas bei Rechtsextremen der Grauen Wölfe, Queers marschieren neben Islamisten. BDS will nahezu jedes Anliegen für Israelhass kapern, ob CSD, Klimademos oder Mahnwachen für die Opfer rechtsterroristischer Anschläge. „Free Palestine“ sei ein feministisches Thema, stehe für queere Befreiung, bedeute Klimagerechtigkeit oder Klassenkampf. Judenhass geht auch Underground. Aber das macht ihn nicht weniger gefährlich. Dieses Buch ist eine Anklage mit anschließender Diskussion. Kritisch, aber konstruktiv.
Mit Beiträgen von Timo Büchner, Riv Elinson, Ruben Gerczikow, Max Kirstein, Stefan Lauer, Nikolas Lelle, Konstantin Nowotny, Monty Ott, Annica Peter, Nicholas Potter, Jan Riebe, Merle Stöver, Anastasia Tikhomirova, Tom Uhlig und Lilly Wolter
Interviews mit Laura Cazés, Rosa Jellinek (Keshet Deutschland), Leon Kahane, Lutz Leichsenring (Clubcommission Berlin), Luisa Neubauer, Shahrzad Eden Osterer, Massimo Perinelli (Kanak Attak), Ben Salomo, Yaron Trax (The Block) und Hengameh Yaghoobifarah
Aktualisiert: 2023-06-15
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Im Oktober 1973 reiste der Dichter und Sänger Leonard Cohen – neununddreißig Jahre alt, berühmt, unglücklich und in einer kreativen Schaffenskrise – von seiner Heimat auf der griechischen Insel Hydra in das Chaos und Blutvergießen der Wüste Sinai, als Ägypten Israel am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, angriff. Mit einer Gitarre und einer Gruppe einheimischer Musiker zog Cohen an der Front umher und traf Hunderte junger Soldaten, Männer und Frauen, die sich im schlimmsten Moment ihres Lebens befanden. Diejenigen, die überlebten, haben diese Erfahrung nie vergessen. Und der Krieg veränderte auch Cohen. Er hatte angekündigt, seine Musikkarriere aufzugeben, aber stattdessen kehrte er nach Hydra und zu seiner Familie zurück und veröffentlichte eines der erfolgreichsten Alben seiner Karriere.
In „Who by Fire“ schildert der Journalist Matti Friedman diese Wochen im Sinai in fesselnder Weise. Er stützt sich dabei auf Cohens bisher unveröffentlichte Texte und Originalberichte, um eine kaleidoskopische Darstellung eines erschütternden, prägenden Moments sowohl für ein junges Land im Krieg als auch für einen Sänger am Scheideweg zu schaffen.
Aktualisiert: 2023-06-15
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