Alternative Ansätze der Ertragsregulierung in strukturreichen Wäldern
Michael Dorn
Der Wald in Deutschland wurde innerhalb von 300 Jahren radikal verändert. Aus zahlreiche Kalamitäten haben deutsche Förster etwas gelernt, wie die Ergebnisse der Bundeswaldinventur belegen. Speidel (1972) nennt Gründe, warum die Anwendung des Normalwaldmodells relativiert werden sollte. Der Idealfall ist nicht der Regelfall, das Normalwaldmodell ist ein Erklärungsmodell und veranschaulicht nur die Nachhaltigkeitsbedingungen, woraus sich Gefahren für die Nachhaltigkeit
ergeben. Nach Obergföll (2000) entfernt sich der Waldaufbau zunehmend von typischen Altersklassenstrukturen und damit auch von Ertragstafelmodellen. Huth und Wagner (2013) analysierten in jüngster Zeit die Ökosystemleistungen von Dauerwäldern und kamen dabei zu dem Schluss, dass neue Perspektiven im Umgang mit Dauerwaldkonzepten notwendige Beachtung finden müssten. V.a. die unsichere klimatische Entwicklung und der gesellschaftliche Druck auf die Waldökosysteme – respektive Forstbetriebe – seien enorm. Ziel einer Ertragsregulierung in Forstbetrieben mit strukturreichen
Wäldern muss sein, die Mehrfachfunktionen des Waldes zu realisieren; das bedeutet, dass das hinterlegte Zielsystem umgesetzt werden muss. Dies geschieht in der Untersuchung durch Ausweisung von Behandlungstypen entsprechend der allgemeinen baumartenspezifischen Entwicklung nach der baumartenindividuellen Höhenentwicklung. Mit den Begriffen Zielwald, Realwald und Normalwald werden hauptsächlich die theoretischen Möglichkeiten umrissen. Zielbestockungsplanung, Strategieentwicklung und theoretische Hintergründe für Waldnutzung, Ertragsregulierung, Wachstumsmanagement, Nachhaltigkeit und Idealvorstellungen erlauben die Grundlagen zu schaffen für eine Untersuchung. Die besondere Herausforderung auch heute eine zutreffende Ertragsregulierung mit
gesicherten Ergebnisse über Vorratshaltung, Zuwächsen, Stammzahlen, Grundflächen und Nutzungsmöglichkeiten
für strukturreiche Wälder durchzuführen, gaben die Anregung, eine eigene
Untersuchung durchzuführen, die über den teilweise hermeneutischen Ansatz Wirnsbergers (2011)
hinausgeht.