farnblüte
Christian Loidl
Christian Loidl, „der Wortzauberer, einer der kreativsten und eigenständigsten österreichischen Lyriker“ (Traude Veran), mit seinem dritten Gedichtband, nicht weniger überraschend als die vorangegangenen: Kleinodien haiku-artig kurzer Form ebenso wie Meisterstücke tiefgründiger, zuweilen humorvoll-karikierender Beobachtung und Neuschöpfungen von scheinbar Unsinnigem, aus dem unvermutet Politisches, Entlarvendes und Bewusstsein Erweiterndes aufleuchtet.
„Wenn du nichts bist, bist du alles“ – diese Worte des großen buddhistischen Lehrers Kalu Rinpoche, dem Band als Motto vorangestellt, zeigen, worum es Christian Loidl geht: Jene Identifikationen und Selbstdefinitionen aufzugeben, die sich wie ein Filter zwischen uns und die Welt legen und uns daran hindern, jeden Augenblick als neu und frisch zu erleben. So entsteht die Wandlungsfähigkeit, die die LeserInnen auch in seinem dritten Gedichtband (nach „weiße rede“, ISBN 978-3-902851-00-0 und „falsche prophezeiungen“, ISBN 978-3-902851-02-4) mit immer neuen Überraschungen beschenkt: Mit Momenten des Staunens; des Sich-am-Kopf-Kratzens, als habe man gerade den Zipfel einer wichtigen Selbsterkenntnis erhaschen können; manchmal des hell Auflachens. Wir finden politische Protesttiraden („ihr ochsenmaulhelden mit euren salatspinnenhirnen …“) und atemberaubende Natur- und Reisebeobachtungen („in der sonne / bleibt die zeit / sitzen / auf der alten holz- / bank … „); eine Abteilung feinst gesponnener Liebesgedichte und eine mit wüsten Wortneuschöpfungen; die Welt aus der Sicht von Max, dem weißen Pudel und Kurzgedichte konkreter Poesie, wo manchmal nur ein Wort, auf der Seite an den rechten Ort gesetzt, eine Welt eröffnet.
„SOLL ICH SINGEN?
soll ich sprechen?
soll ich mit dem brechen
meiner augen
sätze bauen?
hier steh ich,
blitzgezeugt,
in einem kinderkoffer.
ein in fahrt geratner,
aus sich selbst
gerissener
punkt“
Eine befreiende Entdeckungsreise für LeserInnen, die sich dem Unerwarteten öffnen wollen – neuen Welten, oder immer wieder neuen Blicken auf die gewohnte Welt.