Die gängige Auseinandersetzung mit der FPÖ bedient sich des Vergleichs: Etablierte Politik und Öffentlichkeit messen die Positionen der Rechten an den eigenen Vorstellungen bzw. an Positionen, die als "politisch korrekt" gelten. Kritisiert wird von der Warte liberaler, sozialdemokratischer und grüner Standpunkte aus, die eigentliche Gedankenwelt der Rechten bleibt weitgehend unbehandelt. Das Problem bei dieser Vorgehensweise: Wer nicht schon vorher den "Rechtsextremismus" ablehnte, findet durch dieses Verfahren kaum Argumente dagegen.
Dabei unternimmt die FPÖ viel, um sich zu erklären. Ihr Gedankengebäude ist längst zu einer ausgearbeiteten Weltanschauung geworden, einer umfassenden, vom Mainstream abweichenden Deutung von Individuum, Staat, Gesellschaft und Politik. Herbert Auinger spürt dieser Weltanschauung nach, indem er die politischen Postulate der FPÖ ernst nimmt. Damit legt er die Fundamente des neuen rechten Selbstverständnisses frei. Nur so kann nach Ansicht des Autors genuine Kritik stattfinden.
Die einzelnen Kapitel des Bandes ranken sich etwa um den Freiheitsbegriff der FPÖ bzw. wie sich in diesem die Freiheit des Individuums mit völkischer Konformität überlappt. Auch die Dreieinigkeit der angeblich "natürlichen" Daseinsformen von Volk, Nation und Familie gehört zum rechten Standardrepertoire, genauso wie das Begriffspaar "Heimat" und "Identität". Dem Heimatbewussten steht der "Andere" gegenüber, der Ausländer, Flüchtling und Migrant, einer, der nicht hierher gehört.
Der Blick in die weit geöffneten Kulissen des freiheitlichen Weltbildes mag für viele befremdlich sein. Ihn nicht zu tun, hieße allerdings, die stetig wachsende und gesellschaftlich bedeutender werdende Rechte zu unterschätzen. Denn die FPÖ ist in ihrer Politik ein Vorbild für viele andere rechtsextreme Bewegungen in Europa.
Aktualisiert: 2023-05-10
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In einer Zeit, in der alles im Umbruch scheint, rückt politischer Widerstand wieder stärker in unser alltägliches Bewusstsein. Soziale Bewegungen und Aktivismus sind entscheidend für politisches Engagement und soziale Transformation, aber traditionelle sozialwissenschaftliche Ansätze zu sozialen Bewegungen und sozialen Veränderungen tendieren dazu, Formen des kollektiven Widerstandes und Protests vor allem als irrationale, spontane Reaktionen auf Unterdrückung oder als rationale Äußerungen von Andersdenkenden darzustellen. Wir möchten im theoretischen Teil dieses Buches den Rahmen ausloten, der die Interpretation von Widerstand, Aktivismus und sozialen Bewegungen geprägt hat. Welche aktuellen Theorien von Macht und Politik prägen soziale Bewegungen und generieren eine Kultur des Dagegen-Seins? Wie wird politischer Widerstand heute gelebt, organisiert und in Aktionen transformiert? Und kann kultureller Widerstand als politischer Widerstand verstanden werden und wie wird aus politischem Widerstand kulturelle Praxis? Im praktischen, foto-dokumentarischen Teil, widmen wir uns Ausschnitten aus unserer eigenen, fast drei Jahrzehnte umfassenden Arbeitsgeschichte. monochrom verbindet(e) immer zwei Kontexte miteinander, die lange Zeit getrennt waren: Kunst und politischen Aktivismus. Beide können voneinander lernen und ihre jeweiligen Grenzen überschreiten, Spielregeln und selbstbezügliche Rituale durchbrechen und die öffentliche Wahrnehmung als entweder Kunst oder Politik irritieren, weil sie die Systemgrenze dazwischen (und damit die Ordnung der bürgerlichen Gesellschaft) nicht reproduzieren.
Aktualisiert: 2020-09-03
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Die gängige Auseinandersetzung mit der FPÖ bedient sich des Vergleichs: Etablierte Politik und Öffentlichkeit messen die Positionen der Rechten an den eigenen Vorstellungen bzw. an Positionen, die als "politisch korrekt" gelten. Kritisiert wird von der Warte liberaler, sozialdemokratischer und grüner Standpunkte aus, die eigentliche Gedankenwelt der Rechten bleibt weitgehend unbehandelt. Das Problem bei dieser Vorgehensweise: Wer nicht schon vorher den "Rechtsextremismus" ablehnte, findet durch dieses Verfahren kaum Argumente dagegen.
Dabei unternimmt die FPÖ viel, um sich zu erklären. Ihr Gedankengebäude ist längst zu einer ausgearbeiteten Weltanschauung geworden, einer umfassenden, vom Mainstream abweichenden Deutung von Individuum, Staat, Gesellschaft und Politik. Herbert Auinger spürt dieser Weltanschauung nach, indem er die politischen Postulate der FPÖ ernst nimmt. Damit legt er die Fundamente des neuen rechten Selbstverständnisses frei. Nur so kann nach Ansicht des Autors genuine Kritik stattfinden.
Die einzelnen Kapitel des Bandes ranken sich etwa um den Freiheitsbegriff der FPÖ bzw. wie sich in diesem die Freiheit des Individuums mit völkischer Konformität überlappt. Auch die Dreieinigkeit der angeblich "natürlichen" Daseinsformen von Volk, Nation und Familie gehört zum rechten Standardrepertoire, genauso wie das Begriffspaar "Heimat" und "Identität". Dem Heimatbewussten steht der "Andere" gegenüber, der Ausländer, Flüchtling und Migrant, einer, der nicht hierher gehört.
Der Blick in die weit geöffneten Kulissen des freiheitlichen Weltbildes mag für viele befremdlich sein. Ihn nicht zu tun, hieße allerdings, die stetig wachsende und gesellschaftlich bedeutender werdende Rechte zu unterschätzen. Denn die FPÖ ist in ihrer Politik ein Vorbild für viele andere rechtsextreme Bewegungen in Europa.
Aktualisiert: 2023-02-13
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Die einzelnen Kapitel des Bandes ranken sich um den freiheitlichen Freiheitsbegriff bzw. wie sich in diesem die Freiheit des Individuums mit völkischer Konformität überlappt. Auch die Dreieinigkeit der angeblich „natürlichen“ Daseinsformen von Volk, Nation und Familie gehört zum rechten gesellschaftspolitischen Standardrepertoire, genauso wie das Begriffspaar „Heimat“ und „Identität“. Dem Heimatbewussten steht der „Andere“ gegenüber, der Ausländer, Flüchtling und Migrant, einer, der nicht hierher gehört. Von zentraler Bedeutung im freiheitlichen Weltbild ist ferner die Auslegung des Begriffs der Souveränität als entscheidendem Dienst des Staates am Volk, nämlich die Unanfechtbarkeit der nationalen Machtausübung gegenüber allen einschränkenden Verpflichtungen von außen. Hier wird der imperialistische Charakter programmatisch deutlich. Und hier versteht man schließlich auch, warum die FPÖ im tiefsten Inneren eine Europa-Partei ist. Sie versteht sich als Vorreiter eines Europas der Vaterländer, das durchaus „internationalen“ Charakter aufweist. Die Kritik an der EU bleibt immanent. Schließlich sehen sich die Freiheitlichen als gemeinsame, dezidiert klassenübergreifende Kraft von Arbeitnehmern und Arbeitgebern, vereint im Kampf um den Kapitalstandort gegen das Ausland.
Der Blick in die weit geöffneten Kulissen des freiheitlichen Weltbildes mag für viele befremdlich sein. Ihn nicht zu tun, hieße allerdings, die stetig wachsenden und gesellschaftlich bedeutender werdenden Rechten sträflich zu unterschätzen. Denn die FPÖ ist in ihrer Politik ein Vorbild für viele andere rechtsextreme Bewegungen in Europa, etwa für die deutsche AfD oder rechte Parteien in Osteuropa.
Aktualisiert: 2022-10-12
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Es geht um die österreichische Nation und die Europäische Union, um den Faschismus und seine demokratische Bewältigung, um Rassismus und Ausländerfeindlichkeit. Mit einem Wort: es geht um bürgerliche Normalität in Europa. Anders als in so mancher Haider-Biographie werden Haiders abweichende und ungehörige Positionen nicht beklagt, sondern als Produkt unserer Gesellschaft erklärt. Dies gelingt seinen etablierten Kritikern schon deshalb nicht, weil sie dabei ihr eigenes Weltbild - die patriotische Gesinnung und die dazugehörige Geringschätzung von Ausländern, die Parteiendemokratie und die dazugehörigen Schlammschlachten - in Frage stellen müßten. Nichts wirkt lächerlicher als der Vorwurf, durch die "Verhaiderung" würde die österreichische oder eine andere Republik Schaden nehmen, wo in Wahrheit der Politiker Haider so total ihr Produkt ist.
Aktualisiert: 2022-10-11
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Der Vergleich der Funktion der modernen Soziologie mit der mittelalterlichen Theologie, den Dahrendorf anstellt, läßt sich durchaus verallgemeinern: Nicht nur die Soziologie, sondern pikanterweise gerade Disziplinen, die betont «technisch» und pseudo-naturwissenschaftlich auftreten, üben sich vor allem in der Kunst, das «jeweils Wirkliche, wenn nicht als vernünftig, so doch zumindest notwendig» erscheinen zu lassen. Öfter gelangt im Zuge dieses Bemühens sogar das Unwirkliche in den Genuß, als vernünftig vorgestellt zu werden! Daß dabei mit der Mathematik Schindluder getrieben wird, ist noch das geringste Ärgernis - das Bedürfnis nach «Selbstrechtfertigung» schmarotzt eben an den Erfolgen von Naturwissenschaft und Technik und hat insofern in der «Mathematisierung» der Sozialwissenschaften ein zeitgemäßes «Instrument» gefunden.
Aktualisiert: 2019-12-19
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