Als der Nationalökonom Karl Bücher 1896 die Konjunktion aus Arbeit und Rhythmus prominent machte, barg sie für ihn zunächst eine Antwort auf Entfremdungserfahrungen durch die industrielle Moderne. Seitdem wird der Rhythmus in zahlreichen Diskursen – bis in aktuelle Debatten hinein – mobilisiert, um auf Herausforderungen der Arbeitswelt zu reagieren. Der Band untersucht aus interdisziplinärer Perspektive die Vorstellung einer nicht-entfremdeten Arbeitsweise, die auf einen als ursprünglich und natürlich verstandenen Rhythmus des Menschen zurückgreift. Er versammelt unter anderem geschichtswissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und philosophische Beiträge, die den Rhythmus in unterschiedlichen Kontexten in den Blick nehmen, etwa in Kunst, Psychiatriepraxis und Arbeitswissenschaft.
Aktualisiert: 2023-04-24
Autor:
Monika Ankele,
Matthias Attig,
Rainer Bayreuther,
Bernd Blaschke,
Hendrik Blumentrath,
Linn Burchert,
Christoph Büttner,
Claudia Lillge,
Christoph Paret,
Carolin Piotrowski,
Martin Rempe,
Thorsten Unger,
Alexander Zons
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Unsere Zukunft ist uns nicht gegeben, und eben so wenig haben wir sie selbst in der Hand. Vielmehr ist sie ein komplexes Fabrikat. ›Gemacht‹ und ›produziert‹ wird sie in jenen ›Werkstätten‹, an denen sich unser Handeln und Erwarten, unser Kalkül und unsere Phantasie tatsächlich ausrichtet: in Rechenzentren und Labors, in Planungsbüros oder Filmstudios, wo je eigene Erkenntnispraktiken und Techniken, wo strategische Interessen oder ästhetische Programme das Kommende gestalten und perspektivieren. Mit ökonomischer Prognostik und prädiktiven Gentests, klimatologischen Modellierungen und Big Data ist dabei die Gegenwart nicht nur immer stärker mit dem Vorausblick auf die Zukunft beschäftigt: Sie ist bereits selbst von den Effekten der Vorhersage möglicher Zukünfte durchdrungen. Letztlich sind es die Fiktionen der Zukunft, in denen unsere Gegenwart ihr eigenes Nicht-Wissen und ihre eigene Kontingenz reflektiert.
Mit Beiträgen von: Aleida Assmann, Eva Horn, Bruno Latour, Thomas Lemke, Stefan M. Maul, Viktor Mayer-Schönberger, Kathrin Röggla und Joseph Vogl
Aktualisiert: 2018-11-01
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Im Zeichen von Migration und Finanzkrisen erleben wir eine Renaissance der Rationierung – einer limitierten Zuteilung von Gütern und Dienstleistungen, die nicht mit Geld bezahlt werden. Die sogenannte „Flüchtlingskrise“ hat auch in Deutschland die „unbaren Abrechnungen“ (Gutscheine oder Nahrungspakete) wieder auf die Agenda gesetzt. Dies gibt Anlass zu einer theoretischen Bestandsaufnahme dieser Form von Distribution mit ihren Prinzipien und Problemen. Die Rationierung mit all ihren Planungs- und Steuerungsfantasien führt ein wiedergängerisches und wenig beachtetes Eigenleben. Sie kommt nicht nur im Staatssozialismus zum Einsatz, sondern bei der Gründung Israels wie Kubas; in den Kriegsökonomien Österreichs
wie Dänemarks; im sowjetischen Gulag wie in der argentinischen Finanzkrise; in der Katastrophenhilfe, in jordanischen Flüchtlingscamps und in Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylsuchende. Der Band erscheint in der Reihe „Analyse & Exzess“.
Aktualisiert: 2020-12-31
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Als der Nationalökonom Karl Bücher 1896 die Konjunktion aus Arbeit und Rhythmus prominent machte, barg sie für ihn zunächst eine Antwort auf Entfremdungserfahrungen durch die industrielle Moderne. Seitdem wird der Rhythmus in zahlreichen Diskursen – bis in aktuelle Debatten hinein – mobilisiert, um auf Herausforderungen der Arbeitswelt zu reagieren. Der Band untersucht aus interdisziplinärer Perspektive die Vorstellung einer nicht-entfremdeten Arbeitsweise, die auf einen als ursprünglich und natürlich verstandenen Rhythmus des Menschen zurückgreift. Er versammelt unter anderem geschichtswissenschaftliche, kulturwissenschaftliche und philosophische Beiträge, die den Rhythmus in unterschiedlichen Kontexten in den Blick nehmen, etwa in Kunst, Psychiatriepraxis und Arbeitswissenschaft.
Aktualisiert: 2023-04-24
Autor:
Monika Ankele,
Matthias Attig,
Rainer Bayreuther,
Bernd Blaschke,
Hendrik Blumentrath,
Linn Burchert,
Christoph Büttner,
Claudia Lillge,
Christoph Paret,
Carolin Piotrowski,
Martin Rempe,
Thorsten Unger,
Alexander Zons
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Literatur- und Filmanalyse im Zeichen von Globalisierung, Migration und zunehmender Medialisierung erfordern neue theoretische Ansätze. Unter dem Stichwort 'Transkulturalität' werden in diesem Band aktuelle kulturwissenschaftliche Theorien vorgestellt, die es erlauben, veränderte literarische und filmische Erscheinungsformen der Gegenwart begrifflich präzise zu beschreiben und in ihrer Wirkungsweise zu verstehen. Beispiele aus dem Bereich der türkisch-deutschen Literatur und des türkisch-deutschen Kinos - beides überaus einflussreiche Phänomene - veranschaulichen die theoretischen Positionen und machen deutlich, dass die deutsche Literatur und der deutsche Film längst transkulturell sind.
Aktualisiert: 2021-01-21
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Blut: Kaum ein Stoff hat innerhalb der abendländischen Kulturgeschichte eine symbolische Wirkmächtigkeit erreicht, die der des ‚Lebenssafts‘ oder ‚Essenz des Menschen‘ gleichkäme. Durch verschiedenste Diskurse kontinuierlich mit Bedeutung aufgeladen, ist die Körperflüssigkeit immer wieder aufs Neue zum Gegenstand kollektiver Phantasmen geworden. Bis heute ist der Strom der Blutbilder nicht zum Stillstand gekommen und zirkuliert durch sämtliche Diskurse und Medien.
Ausgehend von Lektüren von Francis Ford Coppolas Bram Stoker’s Dracula (1992) und Elfriede Jelineks Krankheit oder Moderne Frauen (1987) analysiert das Buch den Einsatz der Blutbilder in der Postmoderne. Die kulturwissenschaftliche Arbeit fragt nach dem Anteil des Zeichens ‚Blut‘ bei Prozessen der Gemeinschaftsbildung, der Subjektkonstitution und den Geschlechterzuschreibungen. Besonderes Augenmerk liegt auf den Strategien der Naturalisierung und Authentifizierung, die mittels des Bluts erfolgen: Innerhalb der Vorstellung von einer Gemeinschaft als kollektivem Körper sind die Darstellungen des Bluts nicht nur an der Imagination dieser scheinbar ‚organischen‘ Ordnung beteiligt. Sie arbeiten auch an der Authentifizierung der Medien, durch die sie erst hervorgebracht wurden, und geben ihnen über den Topos der Lebenskraft den Anschein von Unmittelbarkeit und Authentizität. In der Infragestellung dieser metaphysischen Konstruktion scheint auch der Horror der Texte zu liegen: Die Vampire, von denen erzählt wird, verschränken in ihrer Darstellung als Viren des kollektiven Blutkreislaufs die Angst vor dem systemeigenen Fremdkörper mit der Angst vor den Störungen einer ‚geregelten‘ Zeichenökonomie und lassen die allgegenwärtigen Brüche und Paradoxien einer solchen Ordnung in Erscheinung treten.
Aktualisiert: 2019-11-18
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Für die Moderne sind Verkehrs-, Medien- und Zirkulationssysteme unabdingbar. Mit ihrer Bedrohung tritt Ende des 19. Jahrhunderts eine grundlegend neue Form der Feindschaft in die Welt: Terroristische Akte erzeugen in permanenter Anschlusskommunikation eine ebenso permanente Sicherheitskrise. Für die Genealogie einer Feindschaftsfigur, die wie keine andere unsere Gegenwart bestimmt, ist indes noch eine zweite – medientechnische – Neuerung entscheidend: eine elektronische Kombinatorik, die seit den 1970er Jahren in diskreten Zeichenketten eine Prognostik von Serien und Reihen wahrscheinlicher Täter und Ereignisse liefert. Sehr genau verzeichnet werden jene Umbrüche in der Literatur – einer Literatur, die von der Heraufkunft konkurrierender Zeichenpraktiken geprägt ist und davon berichten kann, wie Figuren der Feindschaft ihre Umrisse annehmen oder wieder verlieren.
Aktualisiert: 2023-04-24
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