Wer könnte Thomas Bernhard besser spielen als Bernhard Minetti? Der Theaterprovokateur Bernhard meinte selbst – eigentlich kann überhaupt nur der Charaktermime Minetti „ihn spielen“! – Nachdem es 2 Jahre zuvor einen Skandal gab und der uraufgeführte „Ignorant und der Wahnsinnige“ mit Bruno Ganz gleich wieder abgesetzt wurde, ist diese Produktion von 1974 nicht nur Zeugnis dieser tiefen Verbindung des Autors mit „seinem“ Darsteller. „Die Macht der Gewohnheit“ war vor allem der zweite Versuch, den unbequemen Dramatiker im elitären Salzburg doch noch zu etablieren. Es sollte gelingen … „Ich verachte Schauspieler, ja ich hasse sie, denn sie verbünden sich bei der geringsten Gefahr mit dem Publikum (.) sie sind die eigentlichen Totengräber der Dichtung! Minetti ist die Ausnahme und ich verehre und liebe ihn also, wenn erspielt, in ihm die Schauspielkunst.“ (Thomas Bernhard über Bernhard Minetti)
Aktualisiert: 2023-05-18
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Leopold Lindtberg – einer der größten Film- und Theaterregisseure des 20. Jahrhunderts, ausgezeichnet mit dem Golden Globe und Goldenen Bären – führte Regie. Er zählte zu den wichtigsten Machern des Schweizer Films, machte sich aber auch als Theaterregisseur einen Namen. Der Schweizer war häufig zu Gast in Salzburg, inszenierte dort unter anderem einen legendären „Faust“. Nestroys Stück zeichnet sich durch akrobatische Sprachgewandtheit, groteske Situationskomik aber auch Sarkasmus aus – all dies wird in kongenialer Weise von Lindtberg in Szene gesetzt und nicht zuletzt durch ein wunderbares Schauspielerensemble getragen.
Aktualisiert: 2023-05-18
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Hättest Du das gewollt? Hast Du es geahnt, befürchtet? Jedenfalls hast Du Dich geärgert, wie mit anderen, von Dir bewunderten Künstlern, umgegangen wurde, als sie nicht mehr lebten. Die vielen tausend Meter Film, die einer verdreht hat für seine Proben, für seine Versuche, für die Vorbereitung seiner Arbeit, in der wir später gebannt verfolgen können, wie genau Leichtigkeit geplant werden muss. Diese Sorgfalt, die wahnwitzige Selbstkritik lässt sich dann vermarkten. Du hattest Verachtung für das Hinterher, fürs Darüberreden und Darüberschreiben, die »Zitatentüte«, für das, was die Wiener das »Nachwassern« nennen.
Jetzt wird Dir nachgewassert.
Es ist gut sich zu erinnern. Das Loch, das Du hinterlassen hast, wird vielen schmerzhaft bewusst. Und niemand weiß, wie sehr Du gerungen hast um die Atemluft, die Du für diese Deine Arbeit gebraucht hast.
Wieviel Kraft hat es Dich gekostet, Deine Träume zu bewahren gegen alle Widerstände, gegen Verunglimpfung, Zynismus, Lüge, auch gegen das schleichende Gift von Neidern und Machthabern.
»Das Problem des Künstlers ist es, dass er sein ganzes werktätiges Leben versucht, auf das poetische Niveau seiner Träume zu kommen«, so hast Du das ausgedrückt. Das poetische Niveau – wir erleben es in Deinen Filmen. Da ist die Begeisterung fühlbar, die Du Dir trotz allem bewahrt hast. Die Begeisterung und die Liebe. Du warst ein Liebender, einer, der bis zur Selbstaufgabe das liebte, woran er arbeitete. Die hämische, misstrauische Verachtung und das Gelächter, das Liebenden gerade in diesem Gewerbe begegnet, nahmst Du in Kauf. Du warst bereit, das Risiko, die Konsequenz eines Liebenden zu tragen. Eines Menschen, der das Gefühl nicht leugnet. Du warst maßlos in Deinen Forderungen, nicht nur Deinen Auftraggebern, Deinen Mitarbeitern gegenüber, auch den Menschen gegenüber, die Dir die nächsten waren. Du warst unbequem, aber Du wolltest nicht bequem sein. Auch Dir selber nicht. Die Gewohnheit hast Du verabscheut, weil sie uns unterstützt, Wahrheiten klein zu halten und wie nebenbei zu handhaben.
Gefühle klein zu machen, dadurch lau zu werden und das heißt, sich nicht herzugeben, sich nicht wirklich einzulassen. Sich nicht zu riskieren. Du hast etwas verantworten wollen und das meinte, Dich und die anderen bis zum letzten zu fordern. So warst Du unerbittlich im Auffinden und Verbalisieren von Defiziten.
Wer hält das aus?
Nur wer die Liebe hat.
Feuer und Sehnsucht haben Dich begleitet, seit wir uns begegnet sind. Das bleibt. Das überdauert.
Aktualisiert: 2020-01-03
Autor:
Elisabeth Augustin,
Gerd Bacher,
Knut Boeser,
Suzanne von Borsody,
Axel Corti,
Cecily Corti,
Barbara Coudenhove-Kalergi,
Bruno Dallansky,
Johannes Fabrick,
Gabriele Flossmann,
Traute Foresti,
Gerda Fritz,
Hans Fuhrmans,
Ernst Grissemann,
Andreas Gruber,
Walter Kindler,
Kuno Knöbl,
Monika Lindner,
Fritz Stephan Maier,
Peter A. Mayer,
Robert Neumüller,
Charlotte Rampling,
Harald von Schenk,
Wendelin Schmidt-Dengler,
Werner Schneyder,
Ingrid Schramm,
Peter Simonischek,
Wolfgang Stickler,
Werner Swossil,
Max von Sydow,
Gerald Szyszkowitz,
Friedrich von Thun,
Georg Stefan Troller,
Peter Turrini,
Heinz Ungureit,
Claudia Vogeler,
Kurt Weinzierl
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Wer könnte Thomas Bernhard besser spielen als Bernhard Minetti? Der Theaterprovokateur Bernhard meinte selbst – eigentlich kann überhaupt nur der Charaktermime Minetti „ihn spielen“! – Nachdem es 2 Jahre zuvor einen Skandal gab und der uraufgeführte „Ignorant und der Wahnsinnige“ mit Bruno Ganz gleich wieder abgesetzt wurde, ist diese Produktion von 1974 nicht nur Zeugnis dieser tiefen Verbindung des Autors mit „seinem“ Darsteller. „Die Macht der Gewohnheit“ war vor allem der zweite Versuch, den unbequemen Dramatiker im elitären Salzburg doch noch zu etablieren. Es sollte gelingen … „Ich verachte Schauspieler, ja ich hasse sie, denn sie verbünden sich bei der geringsten Gefahr mit dem Publikum (.) sie sind die eigentlichen Totengräber der Dichtung! Minetti ist die Ausnahme und ich verehre und liebe ihn also, wenn erspielt, in ihm die Schauspielkunst.“ (Thomas Bernhard über Bernhard Minetti)
Aktualisiert: 2021-08-26
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Leopold Lindtberg – einer der größten Film- und Theaterregisseure des 20. Jahrhunderts, ausgezeichnet mit dem Golden Globe und Goldenen Bären – führte Regie. Er zählte zu den wichtigsten Machern des Schweizer Films, machte sich aber auch als Theaterregisseur einen Namen. Der Schweizer war häufig zu Gast in Salzburg, inszenierte dort unter anderem einen legendären „Faust“. Nestroys Stück zeichnet sich durch akrobatische Sprachgewandtheit, groteske Situationskomik aber auch Sarkasmus aus – all dies wird in kongenialer Weise von Lindtberg in Szene gesetzt und nicht zuletzt durch ein wunderbares Schauspielerensemble getragen.
Aktualisiert: 2021-04-20
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