Jeder Tscheche musste unter dem kommunistischen System immer wieder Fragebögen ausfüllen, in denen er sein Leben dem Regime durchsichtig machte. Diese Gleichschaltung durch Fragebögen ist hier dargestellt, aber zugleich auch eine weitergehende, durch phantastische Elemente angereicherte Betrachtung, die das gesamte menschliche Leben umfasst, nicht nur das der damaligen Zeit. Das kommunistische Regime hatte 1978 sogleich die Kraft des Romans erkannt; der Autor wurde verhaftet und schließlich nach Westen abgeschoben.
Aktualisiert: 2022-12-30
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Im Rahmen der Ausgabe der Werke von Jirí Gruša in zehn Bänden erscheint im Frühjahr 2015 ein Band, der Essays und Studien bis zum Jahr 1989 enthält.
In diesen frühen Essays musste der Schriftsteller und Diplomat Jirí Gruša noch nicht Rücksicht auf ein Amt nehmen, er war noch freier Schriftsteller, freilich einer, der bis 1981 unter dem Druck des Kommunismus stand, der eine freie Rede nicht erlaubte. So sind manche dieser Essays vorsichtig formuliert und doch voll Widerspruchsgeist. Sie erschienen in tschechoslowakischen Zeitschriften wie „Tvar“, „Sešity pro literaturu a diskusi“ und in „Literárni noviny“, aber auch in der Untergrundpresse.
Die Aufsätze, die Gruša nach der sowjetischen Invasion 1968 schrieb, sind historische Dokumente, die heute noch erschüttern. Sie zeigen nicht nur die brutalen Folgen der damaligen Invasion, sondern die Folgen jeglicher Diktatur. Insofern haben diese Aufsätze ihre Aktualität bewahrt: Sie bringen das Streben nach einer freien Literatur und Presse als Bedingung freiheitlicher Entwicklung nach den Verheerungen von Nationalsozialismus und Kommunismus zum Ausdruck.
Die Essays ab 1981, als Gruša in die Bundesrepublik abgeschoben wurde, sind von anderer Art; jetzt konnte Gruša unzensiert schreiben, auch in englischer oder deutscher Sprache, wenn er auch erst „in der Sprache meiner Freiheit“, wie er das Deutsche nannte, heimisch werden musste. Die Trennung von Prag, von Familie und Muttersprache, die neuen politischen und gesellschaftlichen Strukturen, in denen er nun lebte, auch die Sorge um die Zukunft Mitteleuropas, all dies spiegelt sich in den Essays nach 1981. Das Ringen um die Kompetenz in der neuen Sprache brachte Gruša bis an die Grenze seiner Kraft, dann fand er den glänzenden Stil im Deutschen, den er im Tschechischen erreicht hatte. So zeigen diese Essays Gruša als einen weitschauenden, scharf analysierenden, pointiert formulierenden europäischen Intellektuellen von Rang.
Der Prager Herausgeber Dalibor Dobiáš,, der noch mit Gruša vertrauensvoll zusammenarbeitete, hat die Essays zusammengestellt, mit sachkundigen Anmerkungen versehen und so dem heutigen Leser erschlossen.
In diesen frühen Essays musste der Schriftsteller und Diplomat Jirí Gruša noch nicht Rücksicht auf ein Amt nehmen, er war noch freier Schriftsteller, freilich einer, der bis 1981 unter dem Druck des Kommunismus stand, der eine freie Rede nicht erlaubte. So sind manche dieser Essays vorsichtig formuliert und doch voll Widerspruchsgeist. Sie erschienen in tschechoslowakischen Zeitschriften wie „Tvar“, „Sešity pro literaturu a diskusi“ und in „Literárni noviny“, aber auch in der Untergrundpresse.
Die Aufsätze, die Gruša nach der sowjetischen Invasion 1968 schrieb, sind historische Dokumente, die heute noch erschüttern. Sie zeigen nicht nur die brutalen Folgen der damaligen Invasion, sondern die Folgen jeglicher Diktatur. Insofern haben diese Aufsätze ihre Aktualität bewahrt: Sie bringen das Streben nach einer freien Literatur und Presse als Bedingung freiheitlicher Entwicklung nach den Verheerungen von Nationalsozialismus und Kommunismus zum Ausdruck.
Die Essays ab 1981, als Gruša in die Bundesrepublik abgeschoben wurde, sind von anderer Art; jetzt konnte Gruša unzensiert schreiben, auch in englischer oder deutscher Sprache, wenn er auch erst „in der Sprache meiner Freiheit“, wie er das Deutsche nannte, heimisch werden musste. Die Trennung von Prag, von Familie und Muttersprache, die neuen politischen und gesellschaftlichen Strukturen, in denen er nun lebte, auch die Sorge um die Zukunft Mitteleuropas, all dies spiegelt sich in den Essays nach 1981. Das Ringen um die Kompetenz in der neuen Sprache brachte Gruša bis an die Grenze seiner Kraft, dann fand er den glänzenden Stil im Deutschen, den er im Tschechischen erreicht hatte. So zeigen diese Essays Gruša als einen weitschauenden, scharf analysierenden, pointiert formulierenden europäischen Intellektuellen von Rang.
Der Prager Herausgeber Dalibor Dobiáš, der noch mit Gruša vertrauensvoll zusammenarbeitete, hat die Essays zusammengestellt, mit sachkundigen Anmerkungen versehen und so dem heutigen Leser erschlossen.
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