Die Zeitschrift sans phrase verfolgt kein ‘Programm’, weder ein theoretisches noch ein politisches: Ihr einziges Interesse besteht in Ideologiekritik – darin, dem kollektiv wirksamen Wahn zu widersprechen in dem Wissen, dass er dem Innersten der Gesellschaft entspringt, dort, wo das Subjekt die Krise ‘bewältigt’, die das Kapitalverhältnis seinem Wesen nach ist. Der so gefasste Vorrang des Objekts erfordert allerdings einen Subjektbegriff, der in dem der Charaktermaske nicht aufgeht: Das notwendig falsche Bewusstsein in seiner Notwendigkeit zu durchschauen, setzt Freiheit voraus, wie jeder kategorische Imperativ sie beinhaltet – erst recht der von Marx, “alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist”. Ideologiekritik bedeutet damit nichts anderes, als das Existentialurteil zu entfalten, dessen Abbreviatur nach Adorno lautet: “Das Ganze ist das Unwahre”. Doch wie das Unwahre selbst bestimmt, d.h. negiert wird, kann es per se niemals unabhängig von geschichtlicher Erfahrung sein und ist damit unabdingbar angewiesen auf den neuen kategorischen Imperativ: noch im Stande der Unfreiheit die Freiheit zu behaupten, “Denken und Handeln so einzurichten, dass Auschwitz nicht sich wiederhole”. Solche Dialektik ist negativ, das heißt: sie gibt das Antinomische in keinem ihrer Begriffe preis. Aufzulösen wäre es nur, wenn jener Marxsche Imperativ in die Tat umgesetzt würde. Ein Verständnis hingegen, das Wirklichkeit nicht in Begriffen erschließt, die sich selbst kritisieren können, herrscht dieser Wirklichkeit das im Geld repräsentierte Mit-sich-selbst-identisch-Sein als eine ihr angeblich von Natur aus zukommende Eigenschaft auf. Anders, mit Freud gesagt: wer sich die Welt nur als Ansammlung von Zeichen denkt, macht sich unfähig, reale, von ihm getrennte Objekte libidinös zu besetzen. Essayistisches Schreiben, das es allein rechtfertigt, eine Zeitschrift zu gründen, führt darum auch nicht Idiosynkrasien narzisstisch vor – und weiß dennoch, was es ihnen verdankt: Von ihnen zehrt der Gedanke, der über die Begriffslogik hinausgeht; sie sind die einzig mögliche – unmittelbare – Anwesenheit des Leibs im Denken. Aber auf sie sich einzuschränken und auf Begriffsbestimmung zu verzichten, wäre wiederum Regression des Denkens. Diese Gratwanderung hat die Begrifflichkeit des Essays mit dem Formsinn der Kunstwerke gemein. Nur fehlt ihr deren Evokationskraft, und schon deshalb kann sie sich selbst ohne Reflexion aufs Ästhetische im engeren Sinn nicht wirklich entwickeln. Die Zeitschrift ist dabei wie in allen anderen Fragen der Kritik keineswegs pluralistisch. Sie hat nicht zuletzt das Ziel, den Konsens, auf den der Pluralist sich berufen muss, als der Form Kapital äquivalent bloßzulegen. Aber sie verteidigt mit größtem Engagement noch den Pluralismus gegen autoritäres Potential wie antiautoritäre Gewaltphantasie, die ihm selbst entspringen und beide – von attac bis occupy und Kommendem Aufstand – so auffällig die antikapitalistische Regression der Gegenwart kennzeichnen, terminierend in den schlimmsten Formen des Politischen: deutscher Ideologie und deren djihadistischer Fortsetzung. Die totale Vermittlung, die durchs Unwesen Kapital gesetzt ist, und das auf Totalität zielende Ungeheuer, das sie beseitigt, sind von der Kritik als Einheit zu begreifen, und dennoch dürfen sie ihr nicht eins sein, will sie ein Bewusstsein ihrer eigenen Voraussetzungen haben. Wissenschaftliche Abhandlungen zu veröffentlichen, überlässt die Zeitschrift den dafür zuständigen Institutionen. In ihr werden keine Diskurse oder Narrative beschworen oder analysiert, denn dies ist die Selbstzerstörung des Pluralismus: Sie rufen in ihrer bewusst im Unverbindlichen gehaltenen Form und ihrem den Wahrheitsbegriff leugnenden Inhalt letztlich jenen Gegensouverän auf den Plan, der die Gesellschaft nicht nur auflöst in diffuse barbarische Vielheit. Anders als der Souverän, der die Form als Ausbeutungsform objektiviert, das heißt als ewig und allgemein verbindlich mittels Todesdrohung zu garantieren vorgibt, polt sie sein in der Krise notwendig auftauchender Kontrahent inhaltlich gezielt auf Vernichtung um der Vernichtung willen. Am Hass, der Israel entgegenschlägt, weiß diese Zeitschrift darum sans phrase die heute gefährlichste Konsequenz solchen Wahns zu erkennen und zu denunzieren.
Aktualisiert: 2023-03-02
Autor:
Randi Becker,
Aljoscha Bijlsma,
Markus Bitterolf,
Joachim Bruhn,
Alex Feuerherdt,
Werner Fleischer,
Georg K Glaser,
Georges-Arthur Goldschmidt,
Renate Göllner,
Alex Gruber,
Hans-Peter Gruber,
Simone Dinah Hartmann,
Michael Heidemann,
Colin Kaggl,
Karim Khan,
Florian Markl,
Martin Mettin,
Heinz-Klaus Metzger,
Wolfgang Pohrt,
Ljiljana Radonic,
Gerhard Scheit,
Manés Sperber,
Thomas von Osten-Sacken
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Die aktuelle Israel-Boykottbewegung behauptet, 2005 als Reaktion auf einen Aufruf der „palästinensischen Zivilgesellschaft“ entstanden zu sein, lediglich für die Einhaltung von Menschenrechten einzutreten und nicht antisemitisch zu sein. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Bewegung vernebelt durch die Berufung auf die Zivilgesellschaft ihre tatsächlichen Wurzeln. Es geht ihr nicht um die Rechte der Palästinenser, sondern um die Dämonisierung und Delegitimierung Israels. Sie vertritt alten Hass in neuem Gewand. In ihrer Propaganda wird Israel auf grotesk verzerrte Art und Weise diffamiert, ausgesondert und nicht nach den gleichen Maßstäben behandelt wie alle anderen Länder der Welt. Hieß es früher „Kauft nicht bei Juden!“, so lautet die Parole heute: „Boykottiert Israel!“
Aktualisiert: 2021-12-20
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Kein anderes Land steht bei den Vereinten Nationen so oft am Pranger wie Israel. Der UN-Menschenrechtsrat etwa hat den jüdischen Staat in seinen Resolutionen häufiger verurteilt als alle anderen Länder dieser Welt zusammen. Auch die Generalversammlung der UNO beschäftigt sich in ihren Diskussionen weitaus öfter mit der einzigen Demokratie im Nahen Osten als etwa mit Syrien oder dem Iran. Die für Bildung, Wissenschaft und Kultur zuständige UNESCO verabschiedet am laufenden Band Resolutionen, in denen die historischen Bezüge des Judentums zum Land negiert werden. Und das sind nur einige Beispiele von vielen. Grund genug, der Frage nachzugehen: Wie halten es die Vereinten Nationen mit Israel? Und wäre ein Teilungsbeschluss, wie ihn die UNO 1947 verabschiedete, heute überhaupt noch denkbar?
Aktualisiert: 2022-05-31
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Bayer 04 Leverkusen wird zwar immer noch als „Werksverein“ bezeichnet, doch sein biederes Image hat der Verein längst ablegen können. Mit attraktivem Offensivfußball, sportlichen Erfolgen und Stars wie Michael Ballack zählen die Leverkusener inzwischen zu den ganz großen Mannschaften im deutschen Profifußball. Nur eines blieb ihnen bisher verwehrt: In den vergangenen 14 Jahren wurden sie zwar fünfmal „Vize“, doch nie errangen sie die Deutsche Meisterschaft.
So ist die Zeit längst reif für eine große Chronik, in der die gesamte Fußballgeschichte des Vereins lückenlos erzählt wird. Der Schwerpunkt des aufwändig gestalteten Buches macht die inzwischen 32-jährige Erstligageschichte aus, hinzu kommen Exkurse zur NS-Zeit, zu allen wichtigen Spielerpersönlichkeiten und natürlich eine umfangreiche Statistik.
Aktualisiert: 2022-08-11
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Ein Buch voller Zahlen, Namen und Daten: Spielergebnisse, Tabellen, Mannschaften. Für Nicht-Eingeweihte so spannend wie die Lektüre eines Telefonbuches, für Fans aber eine Informationsquelle ersten Ranges: Wie viele (und welche) Spiele bestritt der legendäre Reinhard Libuda für Borussia Dortmund? Wie oft war die Mannschaft Spitzenreiter in der Meistersaison 2002? Mit welcher (identischen) Elf wurde der Verein Deutscher Meister 1956 und 1957?
Solche und weitaus kniffligere Fragen erschließen sich aus diesem umfassenden Statistikband.
Aktualisiert: 2022-06-29
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Langsam weicht die Euphorie über die in mehreren arabischen Staaten durchaus erfolgreichen Revolten des Jahres 2011 einer Ernüchterung über die sich abzeichnenden Folgen. Was ist in den Ländern der arabischen Welt geschehen, und welche Konsequenzen wird das Geschehene
haben – für die betroffenen Länder selbst und für ihre Beziehungen zu Deutschland und dem restlichen Europa?
Dieses Buch informiert über die Geschichte, den Ablauf und die Perspektiven der Aufstände in den Staaten Nordafrikas und der Arabischen Halbinsel. Es untersucht die Interessen, die der Westen an diesen Aufständen und den Veränderungen, die sie bewirken, hat, und die Rolle, die er in ihnen spielt. Und es beschäftigt sich mit den Folgen, die die absehbar fortschreitende Islamisierung der Region für Israel haben wird.
Aktualisiert: 2022-03-04
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