Mein Weg zum eigenen Leben

Mein Weg zum eigenen Leben von Habeck,  Fritz
Nachdem im Jahr 2019 im Löcker Verlag der erste Teil von Fritz Habecks Autobiographie erschienen ist, liegt mit diesem Band nun der zweite Teil vor (2023 soll der dritte und letzte Teil folgen). Dieser zweite Teil seiner Erinnerungen fiel Fritz Habeck laut eigener Aussage um vieles schwerer als der erste Teil: … und ich habe ihn darum aufgeschoben, lieber erst den dritten und dann den ersten vollendet. Jetzt muss ich es wagen. Schwierig ist die Arbeit, weil ich von einer Person berichten muss, die nur in den Ansätzen Person ist, sich hierhin und dorthin wendet, in allen Farben schillert und kaum als Ganzes erfasst werden kann. Die Zeitspanne dieses Themas reicht ja vom Buben, der im Marxhof „köpfelt“, bis zum Autor des Romans „Der Scholar vom linken Galgen“, vom Mitglied des Verbandes Sozialistischer Mittelschüler bis zum Mensuren schlagenden Korporationsstudenten, von der schwärmerischen Verehrung für Mutz bis zum ersten Verhältnis mit der um zehn Jahre älteren kosmopolitischen Polin Miła Zielinska.
Aktualisiert: 2022-12-05
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Meine Zeit vor dem Erwachen

Meine Zeit vor dem Erwachen von Habeck,  Fritz, Weber,  Andreas
In die schriftliche Auseinandersetzung mit seiner Jugend hat Fritz Habeck nicht nur eigene Tagebücher, sondern auch von der Mutter aufbewahrte Briefe, sowie Tagebuchaufzeichnungen des Vaters und auch der Mutter eingearbeitet. Das Ergebnis ist ein Bericht über einen jungen, reflektierenden Menschen, der sich in den gesellschaftlichen Kontext stellt. Die Niederschrift dieser Autobiographie erfolgte nachdem die Arbeit an dem Roman „Der Gobelin“ (1982) beendet war. Das Ziel war, wie Habeck in dem bisher unveröffentlichten Manuskript schreibt, „mein höchst eigenes Haus zu bestellen“. Bemerkenswert ist der Schluss der Autobiographie: „Ja, das ist das Erwachen, auf das sich der Titel dieses Berichts bezieht: die Erkenntnis des eigenen Todes, die Erkenntnis einer umfassenden großen Leere, in der Sonnen sich zu Nebeln ballen, in der kein lieber Gott über uns wacht wie ein Vater, in der wir kleiner sind als ein Staubkorn auf dieser Erde. Die warme Knabenwelt versinkt, frierend, stehen wir in der Kälte des Universums. Allein.“
Aktualisiert: 2020-03-20
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Was soll’s, ist ja Fasching!

Was soll’s, ist ja Fasching! von Dimow,  Wassil, Habeck,  Fritz
In jener Zeit zog in einem Wiener Viertel ziemlich abgewohnter Villen ein altes Ehepaar zu, das schon nach wenigen Wochen rundum Mister und Missis Tweed genannt wurde – dies nicht etwa seiner Herkunft, sondern der Kleidung wegen, denn man sah sie nur selten anders als im gleichen verdrückten Wollstoff, ihn im Anzug, sie im Kostüm, und das täglich bei ihrem Spaziergang. Man konnte die Uhr danach richten: Punkt vier knallte ihre Gartentür ins Schloss, und dann kamen sie, nahezu gleich gross, schlank, aufrecht, im gleichen langen und schnellen Schritt wie zwei Wachsoldaten. Sie sprachen nicht miteinander, sie sprachen nicht mit anderen. Um siebzehn Uhr knallte wieder das Gartentor, und dann waren die Tweeds verschwunden. Man hätte ihnen gerne einen Beagle oder Basset zugestanden, aber sie teilten ihr Heim bloss mit einem Siamkater, den sie Prinz Achmed getauft hatten, und der nun in manchen Nächten wie ein betrunkener Seemann grölte und damit alle Katzendamen der Nachbarschaft durcheinander brachte. Besonders Beherzte sprachen ihn an, freilich ohne Ergebnis. Der Prinz floh nicht, sah zur Seite, leckte ein wenig die Pfote und liess deutlich merken, dass er nicht gewohnt war, Plebejer in seine Bekanntschaft einzureihen. Mister Tweed hiess Conrad mit dem Vor- und Zunamen, wofür man ihn nicht verantwortlich machen durfte, weil uns ja bekanntlich beide Namen aufgezwungen werden: sein Vater hatte über diesen Scherz sehr gelacht. Auch Tweed lachte, wenn ihn jemand nach einer Verwandtschaft mit dem ehemaligen Feldmarschall Conrad von Hötzendorf befragte, lachte und verneinte in ironischem Entsetzen: „Um Gottes Willen! Monarchie, Adel und Militär? Wollen Sie mich ruinieren?“ In Wien konnte Ironie und Entsetzen freilich nur den Erfolg haben, dass die meisten Neugierigen nun fest davon überzeugt waren, Conrad müsse ein Nachkomme des 1918 gegraften Feldmarschalls sein. Vielleicht half ihnen dabei sein Aussehen, das dem Hötzendorfs überhaupt nicht, dafür aber der Klischeevorstellung vom altösterreichischen Offizier entsprach: gross, schlank, schmaler Schädel, das dünne graue Haar eng daran geklebt, tief in die Wangen geschnittene Falten und schwere Tränensäcke, über denen nur das Monokel fehlte. Eine Dame hatte einmal gestanden, es falle ihr schwer, ihn nicht als Exzellenz zu titulieren. Natürlich wusste er das, aber es langweilte ihn schon seit mehr als zwanzig Jahren. Es langweilte ihn vieles. Seine jüngeren Kollegen sahen in ihm eine Wachsfigur, und das mit Recht, denn es war schon lange her, dass er mit heiligem Eifer gegen die alten Tabus in den Krieg gezogen war. Freilich hatte er so manches Tabu bewahrt und auch neue aufgestellt, wogegen die nächste Generation Sturm lief. Das erbitterte ihn, weil hier ja kulturlose Plebejer bemüht waren, ihr schmutziges Weltbild zum allgemein gültigen zu machen. Die sogenannte sexuelle Befreiung schliesslich bestimmte ihn dazu, lieber eine Wachsfigur und Ritter für die seelische Liebe zu sein, als für diesen dreckigen Reigen einzutreten, den Viktor Frankl den „Tanz um das goldene Schwein“ genannt hatte. Conrad Conrad hatte abgeschlossen. Diese Zeit war nicht mehr seine Zeit. Er lebte in seiner abgewohnten Villa und notierte täglich die Temperatur in seinem Kalender. Den Tag hatten die Tweeds gut aufgeteilt: der Vormittag gehörte ihr, die Nacht ihm. Sie stand früh auf, erledigte ihre Einkäufe, besuchte einmal diese, dann jene Freundin und war um zwölf zurück. Früher durfte sie nicht kommen, denn Mister Tweed erhob sich um elf, duschte, rasierte und kämmte sich, wärmte den von seiner Frau bereiteten Kaffee, las die von ihr besorgte Zeitung und wollte in dieser Stunde niemanden sehen, niemanden hören; auch das Telefon war abgestellt, obwohl ohnedies kaum jemand anrief. Zu Mittag holte jeder von beiden zu der ihm genehmen Zeit den ihm genehmen Lunch aus dem Eiskasten, am Nachmittag sass er über seinen Patiencen, sie über ihren Illustrierten, abends ass man gemeinsam und hockte nachher vor dem Fernsehkasten. Um halb elf ging Missis Tweed zu Bett und Mister Tweed begab sich an seinen Schreibtisch, wo er bis gegen drei aushielt. Einmal wöchentlich sollte dieser geliebte Trott durch den Besuch des Clubabends durchbrochen werden, stets fand Conrad eine Ausrede und immer wieder musste er von seiner Frau ermahnt werden, wenigstens diesen schwachen Kontakt zur Umwelt nicht abreissen zu lassen …
Aktualisiert: 2022-02-17
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Weihnachtszeit

Weihnachtszeit von Altenberg,  Peter, Anzengruber,  Ludwig, Bahr,  Hermann, Felder,  Franz Michael, Habeck,  Fritz, Huszar,  Marius, Kraus,  Karl, Lenau,  Nikolaus, Mayreder,  Rosa, Mohr,  Joseph, Recheis,  Käthe, Rilke,  Rainer Maria, Roda Roda,  Alexander, Rosegger,  Peter, Roth,  Joseph, Schnitzler,  Arthur, Szabo,  Wilhelm, Trakl,  Georg, von Ebner-Eschenbach,  Marie, von Saar,  Ferdinand, von Suttner,  Bertha, Weinheber,  Josef
Wer sagt, muss auch sagen.
Aktualisiert: 2021-09-28
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