In den vergangenen Jahren haben Wut, Hass und Ressentiments zunehmend den öffentlichen Raum bestimmt und populistischen Strömungen einen Nährboden geboten. Infolge dessen haben sich gerade diejenigen (re-)politisiert, die vorher zu einer schweigenden Masse zählten, sich an Wahlen oftmals nicht beteiligten und sich als Verlierer des politischen Systems empfinden. In der Bevölkerung scheinen sich zwei unvereinbare Haltungen gegenüber zu stehen: Auf der einen Seite diejenigen, die ihren Ärger und ihre Ängste herauslassen und einer Diskussion darüber zumeist aus dem Wege gehen. Auf der anderen Seite diejenigen, die sich im rationalen Diskurs zu Hause fühlen und nur mit Leuten reden, die sich auch auf diese Ebene einlassen wollen oder können. Demokratietheoretisch ist die Polarisierung erst einmal positiv: Die Wahlbeteiligung zur Bundestagswahl 2017 ist erstmals seit zwei Legislaturen wieder gestiegen. Die demokratische Öffentlichkeit steht in einem geteilten Verhältnis zu Emotionen und Gefühlen in der Politik und im politischen Wettbewerb. Einerseits laufen Politiker/-innen Gefahr, aufgrund von Gefühlsäußerungen als „gefühlsduselig“, irrational oder gar hysterisch zu erscheinen und nicht faktenbasiert zu argumentieren. Diese Skepsis gegenüber Emotionen gilt jedoch auch für andere politische und gesellschaftliche Akteure im engeren Sinne: Wo die Sachlichkeit von Entscheidungen, die Rationalität von Strategien, die mit Statistiken belegte Objektivität von Einschätzungen gefordert werden, scheinen Gefühle und Emotionen nur zu stören. Begriffen wie „Wutbürger“ ist bereits die Kritik eingeschrieben, die Empörten seien einzig von übertriebenen Gefühlen geleitet, für rationale Argumente nicht mehr zugänglich und daher „bloß“ emotional gesteuert. Andererseits jedoch scheinen Gefühlsäußerungen in der politischen Kommunikation einer Aussage das Siegel der Authentizität zu verleihen; kein politischer Akteur darf als emotionslos und roboterhaft erscheinen. Gefordert wird vielmehr, dass Politiker/-innen auch ihre „menschliche Seite“, also Gefühle zeigen. Auch bezüglich der Bürger/-innen ist im öffentlichen Diskurs die These anzutreffen, dass Emotionen notwendiger Ausgangspunkt politischen Engagements seien: Empörung wird als demokratische Bürgertugend beschrieben und kategorisch eingefordert. Ebenso wird oftmals erwartet, die Europäische Union aufgrund des „europäischen Friedensprojekts“ grundsätzlich erst einmal lieb zu haben – denn das politische Konstrukt EU erscheint oft als bürgerfernes, emotionsloses und bürokratisches Monster – „Niemand verliebt sich in einen Binnenmarkt“ (Jacques Delors). Demokratiegefährdend ist aus dieser Sicht nicht die Unvernunft eines emotionalisierten Mobs, sondern die Lethargie einer saturierten Konsumgesellschaft, die auch im Angesicht großer gesellschaftlicher Missstände zur Empörung nicht mehr fähig ist und sich teils gänzlich aus dem politisch-gesellschaftlichen Diskurs zurückgezogen hat. Dieser Thematik widmet sich auch der 14. Bundeskongress für politische Bildung im Frühjahr 2019 in Leipzig mit dem Themenschwerpunkt „Was uns bewegt! Emotionen in Politik und Gesellschaft“. ? Dieses Heft lenkt das Augenmerk bereits 2018 auf das Thema und stellt zur Diskussion, was politische Bildner/-innen bewegt: Emotionen in Politik und Gesellschaft.
Aktualisiert: 2020-03-29
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Die Methoden der „Technology of Participation®“ (ToP®) haben Tradition und haben sich bewährt. Entwickelt wurden sie in den 1970er Jahren in den USA vom Institute of Cultural Affairs (ICA). Anlass war die Beobachtung, dass immer wieder Minderheiten von politischen (Entscheidungs-)Prozessen ausgeschlossen wurden. Die Gründer von ICA wollten diesem Defizit national und international begegnen. Ihr Konzept war: Qualifizierung und Beratung in Beteiligungsprozessen.
ToP® wurde in einer Zeit entwickelt, in der auch in Deutschland und Europa neue Moderationsverfahren bekannt wurden. Viele darin enthaltene Elemente sind ToP® sehr ähnlich: Ideen werden auf Karten gesammelt, gruppiert und mit Überschriften versehen. ToP® bietet Besonderheiten, wie die klare, einfache Struktur der Methoden, die auch in der Moderation unerfahrenen Personen schnell praktikables Handwerkszeug an die Hand gibt. Damit ist ToP® auch sehr gut für Jugendliche geeignet, die damit erste Erfahrungen in der Moderation von Gruppen machen können.
Die deutsche ToP®-Adaption umfasst mehrere Methoden, von denen jede einzeln einsetzbar ist, in der Kombination jedoch wirken sie geradezu faszinierend:
- Die Austauschmethode bietet eine Struktur für Gruppengespräche, in die sich alle mit Fakten, Gefühlen und Analysen einbringen und gemeinsame Ergebnisse erarbeiten können. Sie ist besonders gewinnbringend, wenn es darum geht Probleme anzusprechen, Sichtweisen zu erweitern oder in kurzer Zeit Informationen von vielen Personen zusammen zu tragen.
- Der „Konsens-Workshop“ ist geeignet, um in einer Gruppe von einer Problemstellung zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen. Die Methode ist sehr effektiv und zielgerichtet. Sie weckt in einem überschaubaren Zeitrahmen das kreative Potential der Gruppe, produziert vielfältige Ideen, beantwortet zentrale Fragen und ermöglicht neue Impulse für die Weiterarbeit. Alle werden einbezogen, ihr Wissen und ihre Ideen sind wichtig für das gemeinsame Ergebnis.
- Die „Aktionsplanung“ ermöglicht eine effektive Planung von Projekten oder Aktionen. Nach einer gemeinsam entwickelten Vision und einer Analyse von Stärken und Schwächen der Gruppe sowie der Chancen und Risiken des Erfolgs wird es möglich, sich mit einer Vereinbarung auf realistische Projektziele zu einigen. Erst dann beginnt die eigentliche Planung: Der strukturierten Sammlung der Aktivitäten folgt ein partizipativer Planungsprozess und mündet schließlich in einem koordinierten Zeit- und Aufgabenplan mit klaren Verantwortlichkeiten.
Neben der Darstellung der Methoden enthält das Handbuch auch Informationen und Materialien zur Ausbildung von Jugendlichen als ToP®-Moderatoren.
Aktualisiert: 2018-08-21
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