Franz, Franzi, Francisc

Franz, Franzi, Francisc von Lippet,  Johann, Pop,  Traian
Johann Lippet ist der Chronist des Alltagslebens der Banater Schwa- ben in der Banater Heide. Sein genauer und kenntnisreicher Blick auf diesen Landstrich, auf die Dörfer und Menschen, ihren Alltag und ihre Erlebnisse in geschicht- strächtigen Vernetzungen mit und in ihren dörflichen Gemeinschaf- ten werden virtuos und im sprach- lich authentischen Kolorit erzählt, dokumentarisch verlässlich be- schrieben und exemplarisch am Beispiel seiner Heimatgemeinde Wiseschdia literarisch reizvoll ver- ortet. In seinen Romanen, Erzäh- lungen und auch in Gedichten entwirft Johann Lippet meisterhaft ein weitläufiges, unvergleichliches Panorama des banatschwäbischen Dorfes, erzählt facettenreich und in feinsinnig entwickelten Geschich- ten aus dem einfachen und den- noch in seinen existentiellen Widersprüchlichkeiten und Tragö- dien komplizierten Leben der Menschen in einer immer brü- chiger werdenden Idylle gefangen, einer bäuerlich geprägten Heimat, die sich – dem Untergang geweiht – unter ihren Füßen dramatisch aufzulösen beginnt. (Horst Samson) Das war’s, der Roman bleibt Fragment, weil es mir allmählich gegen den Strich geht, den Protagonisten, wie im Plot vorgesehen, siebzehnjährig eines sinn- losen Todes sterben zu lassen, ich aber auch nicht wüßte, wie die Geschichte plausibel anders enden zu lassen. Bei Veröffentlichungen von unvollendet gebliebenen Romanen aus Nachlässen wird in Nachworten über den weiteren Verlauf der Handlung und deren Ausgang spekuliert, geben Arbeitsnotizen des Autors keinen Aufschluß darüber. Um Spekulationen zum weiteren Handlungsverlauf meines Fragment gebliebenen Romans vorzubeugen, habe ich mich entschlossen, meine Notizen und Annotationen im Nachstehenden zu veröffentlichen. Die Frage, wen ein Romanfragment mit Arbeitsnotizen als Anhang in- teressieren sollte, ist natürlich berechtigt, aber wenn die Behauptung stimmt, daß Leser an Biographien über Autoren ein größeres Interesse hätten als an deren Werken, könnte es ja auch sein, daß diese Veröffentlichung auf ein größeres Interesse stößt als ein fertiggestellter Roman.
Aktualisiert: 2023-05-30
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Deportationen

Deportationen von Bohn,  Albert, Bossert,  Rolf, Frauendorfer,  Helmuth, Hehn,  Ilse, Lippet,  Johann, Pop Traian,  Traian, Samson,  Horst, Seiler,  Hellmut, Sterbling,  Anton, Wagner,  Richard, Waitz,  Balthasar
Deportationen, insbesondere in die Sowjetunion im Januar 1945 und in die Bărăgan-steppe im Frühsommer 1951, bilden einschneidende Geschehnisse in der wechselhaften und leidvollen Geschichte der Deutschen aus Rumänien im 20. Jahrhundert. Zugleich handelt es sich um lange Zeit in der öffentlichen Diskussion und in der Literatur im kommunistischen Rumänien tabuisierte Themen. Diese Anthologie versammelt ältere und neuere literarische Arbeiten zum Problemkreis der Deportationen, die von ehema-ligen Mitgliedern der „Aktionsgruppe Banat“ wie auch Angehörigen ihres Freundes-kreises stammen. In dem Band sind mit Gedichten oder Prosatexten: Albert Bohn, Rolf Bossert, Helmuth Frauendorfer, Ilse Hehn, Johann Lippet, Traian Pop Traian, Horst Samson, Hellmut Seiler, Anton Sterbling, Richard Wagner und Balthasar Waitz vertre-ten.
Aktualisiert: 2023-05-30
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die bewegung der antillen unter der schädeldecke. junge rumäniendeutsche lyrik zwischen 1975 und 1980.

die bewegung der antillen unter der schädeldecke. junge rumäniendeutsche lyrik zwischen 1975 und 1980. von Bossert,  RolfFranz Hodjak, Britz,  Helmut, Fromm,  Waldemar, Fromm,  Walter, Hensel,  Klaus, Hodjak,  Franz, Lippet,  Johann, Pop,  Traian, Samson,  Horst, Seiler,  Hellmut, Söllner,  Werner, Sterbling,  Anton, Totok,  William, Wagner,  Richard
Diese Anthologie ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass sich in der kleinen deutschsprachigen Literatur Rumäniens in den 1960er und 1970er Jahren ein Maß an Weltläufigkeit und Modernität herauszubilden begann, das heute zur markanten Bereicherung der literarischen Vielstimmigkeit in Deutschland beiträgt. Das zeigen Werke, die nach 1989 erschienen sind: Sie verweisen auf Emigration, Unbehaustheit und eine doppelte Fremdheit – „Angekommen wie nicht da“ lautet ein Titel von Herta Müller – innerhalb des Erfahrungshaushalts Deutschlands. (Waldemar Fromm, 2022) Der Aussiedlungsprozess der Deutschen aus Rumänien und der meisten rumäniendeutschen Schriftsteller, Künstler und Intellektuellen findet sich von dieser Literatur merkwürdig begleitet und zugleich vielfach gebrochen gespiegelt und in gewisser Weise auch vorweggenommen. (Anton Sterbling, 2022) Persönlich wünschte ich mir eine noch ein- deutiger engagierte oder gar militante Sub- jektivität. Verfolgt man jedoch die jüngste Lyrik- produktion aufmerksam, so lässt sich leicht fest- stellen, dass sie nicht selten ins private Abseits abdriftet, belanglose Innerlichkeit zutage fördert und Gesellschaftliches wegdrückt. Dann wird lei- der nur noch festgestellt, aber nicht mehr gefragt, der Zustand wird hingenommen, aber nicht mehr angezweifelt etc., etc. Selbstverschuldetes Abseits wäre das Ergebnis, eine vielversprechende literarische Bewegung fände ein frühzeitiges Ende. Dem vorzubeugen, mag dieses Buch auch beitragen. (Walter Fromm, 1980 )
Aktualisiert: 2023-05-30
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Wegkreuze.

Wegkreuze. von Lippet,  Johann
Egal ob beobachtet, gehört oder gelesen, es ist in jedem Fall wundersam, hat man erfaßt, wie sich eine Geschichte anbahnt. Die Geschichten dieses Bandes, einige umfassen nur ein paar Zeilen, die längsten aber auch nur ein paar Seiten, erzählen von Großeltern und deren Verhältnis zu ihren Enkeln, von einer mißglückten Mayonnaise und den Folgen, von Kois und behördlicher Willkür, von einer streikenden Hausfrau, vom Hängebauch bei Katzen, von einer tragischen Liebesgeschichte aus der Zeit des kalten Krieges, von einem gemeinnützigen Verein, der Wegkreuze für im Straßenverkehr zu Tode Gekommene aufstellt, von Politikern und Zeitgenossen in Fernsehshows, von seltsamen Todesfällen, von Selbstmord und Mord, von einem Bond Girl, von vereinsamten älteren Frauen und Männern auf der Suche nach spätem Glück.
Aktualisiert: 2023-05-30
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Der Altenpfleger

Der Altenpfleger von Lippet,  Johann, Pop,  Traian
Von alten Menschen handeln die zwei Geschichten dieses Bandes. Der Altenpfleger zeichnet die Lebensgeschichte eines Mannes nach, die zweite Erzählung die einer Frau. Der an Demenz erkrankte Mann stürzt in seinem Haus von der Treppe und kommt zu Tode. Dieses schreckliche Ereignis hat der Ich-Erzähler nach Jahren wieder vor Augen, als er einen anonymen Anruf erhält und an der Stimme des Anrufers die Tochter des Verstorbenen zu erkennen glaubt, die ihn damals als Pfleger ihres Vaters engagiert hatte. Der Ich-Erzähler, ein Schriftsteller, hat seine Erfahrungen als Altenpfleger in einer bisher unveröffentlichten Geschichte festgehalten, er liest sie wieder und durchlebt noch einmal die Stationen der zunehmenden Hilfslosigkeit des ihm anvertrauten Mannes und wie er selbst an den Rand seiner physischen und psychischen Belastbarkeit geriet. Damit sie nicht fröstelt entwirft die Lebensgeschichte und den Werdegang einer Grundschullehrerin aus dem rumänischen Banat, die Ende er der achtziger Jahre in der Bundesrepublik ausgewandert ist. Durch Zufall lernt ein Journalist die ehemalige Lehrerin kennen und ist von ihr fasziniert. Es gelingt ihm, ihr Vertrauen zu gewinnen, und sie erzählt ihm aus ihrem Leben. Sie haben eine Vereinbarung getroffen: ihre Gespräche sind nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Sie willigt schließlich ein, daß sie ihre Lebensgeschichte gemeinsam verfassen, doch es kommt nicht mehr dazu. Nach ihrem Tod schreibt der Journalist ihre Geschichte auf, als Nachruf auf eine wunderbare Frau Johann Lippet wurde 1951 in Wels/ Österreich geboren, wohin es seine Eltern in den Wirrnissen mit Ende des II. Weltkrieges verschlagen hatte. 1956 kehrte die Familie in das Geburtsdorf des Vaters im Banat, Rumänien, zurück. Nach dem Studium der Germanistik/Rumänistik in Temeswar war Johann Lippet mehrere Jahre als Deutschlehrer tätig, von 1978-1987 als Dramaturg am Deutschen Staatstheater Temeswar. Nach seiner Ausreise 1987 Ausübung verschiedener Tätigkeiten u.a. für das Nationaltheater Mannheim, sowie für die Akademie für Ältere und die Stadtbücherei Heidelberg. Johann Lippet wurden mehrere Preise und Stipendien verliehen, seit 1998 lebt er in Sandhausen bei Heidelberg als freischaffender Schriftsteller. Buchveröffentlichungen: biographie. ein muster. Poem. Bukarest: Kriterion Verlag, 1980, so wars im mai so ist es. Gedichte. Bukarest: Kriterion Verlag, 1984; Protokoll eines Abschieds und einer Einreise oder Die Angst vor dem Schwinden der Einzelheiten. Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1990; Die Falten im Gesicht. Zwei Erzählungen. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1991; Abschied, Laut und Wahrnehmung. Gedichte. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1994;Der Totengräber. Eine Erzählung. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1997;Die Tür zu hinteren Küche. Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2000;Banater Alphabet. Gedichte. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2001; Anrufung der Kindheit. Poem. Lyrikedition 2000, München 2003; Kapana, im Labyrinth. Reiseaufzeichnungen aus Bulgarien. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2004; Das Feld räumen.(II. Band „Die Tür zur hinteren Küche) Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2005; Vom Hören vom Sehen vom Finden der Sprache. Gedichte. Lyrikedition 2000, München, 2006, Migrant auf Lebzeiten. Roman. Ludwigsburg: Pop 2008, Im Garten von Edenkoben. Gedichte. München: Lyrikedition 2000 2009, Das Leben einer Akte. Chronologie einer Bespitzelung. Heidelberg: Wunderhorn 2009, Dorfchronik, ein Roman. Roman. Ludwigsburg: Pop 2010, Der Altenpfleger. Zwei Erzählungen. Ludwigsburg: Pop 2011, Tuchfühlung im Papierkorb. Ein Gedichtbuch. Ludwigsburg: Pop 2012, Bruchstücke aus erster und zweiter Hand. Roman. Ludwigsburg: Pop 2012, Die Quelle informiert. Ein Bericht. Ludwigsburg: Pop 2014, Amei und Mari oder Nacherzähltes Leben. Ein Heimatroman. Ludwigsburg: Pop 2015, Kopfzeile, Fußzeile. Gedichte & Variationen. Ludwigsburg: Pop 2016, Wegkreuze. Beobachtete, gehörte, gelesene und andere Geschichten. Ludwigsburg: Pop 2017, Franz, Franzi, Francisc. Romanfragment. (Nebst Arbeitsnotizen und Annotationen). Ludwigsburg: Pop 2019, Beziehungsweise(n). Gedichte&Geschichten. Ludwigsburg: Pop 2021. Übersetzungen: Petre Stoica: Aus der Chronik des Alten, Gedichte. Ausgewählt und aus dem Rumänischen übersetzt von Johann Lippet. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2004 Debütpreis des rumänischen Schriftstellerverbandes (1980), Adam Müller-Guttenbrunn-Förderpreis für Prosa (Temeswar) (1980), Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturpreis für Lyrik (Temeswar) (1983), Deutscher Sprachpreis (Mit Gerhardt Csejka, Helmuth Frauendorfer, Klaus Hensel, Herta Müller, Werner Söllner, William Totok und Richard Wagner (1989), Arbeitsstipendien des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg (1991/1995/1999), Preis des Landes Baden-Württemberg für Der Totengräber (Autor und Verlag) (1997), Stipendiat des Künstlerhauses Edenkoben (1998), Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2001), Literaturstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (2003), Preis des Landes Baden-Württemberg (1998), Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2001). . Lieferbare Titel von Johann Lippet Migrant auf Lebzeiten, Roman (EPIK- Sammlung) 226 Seiten, ISBN: 978-3-937139-56-2 €[D]15,90 Dorfchronik, ein Roman, (EPIK- Sammlung) 789 Seiten, ISBN: 978-3-937139-99-9 €[D]25,90 Der Altenpfleger, Zwei Erzählungen. (EPIK- Sammlung) 259 Seiten, ISBN: 978-3-86356-012-6 €[D] 13,20, Tuchfühlung im Papierkorb. Ein Gedichtbuch. (Lyrik- Sammlung) 168 Seiten, ISBN: 978-3-86356-034-8 €[D] 17,20 BAWÜLON – Süddeutsche MATRIX für Literatur und Kunst, Nr. 4/2011 (4). 114 Seiten, ISSN: 2192-3809; €[D] 7,00 • Johann Lippet 60 • Johann Fischart • Renarius Flabellarius (Fischart-Fan, id est Rainer Wedler) • Hellmut Seiler • Johann Lippet *„Wir werden wie im Märchen sterben“, Aktionsgruppe Banat * Dieter Scherr • Safiye Can • Norbert Sternmut • Ferdinand Wedler • Carsten Piper • Uli Rothfuss • Rainer Wedler • Henning Schönenberger • Barbara Zeizinger u.a. Bruchstücke aus erster und zweiter Hand. Roman. (Epik- Sammlung) 251 S. ISBN: 978-3-86356-050-8 €[D] 15,00 Horst Samson (Hrsg.): Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien. Eine literarische Begegnung. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wolfgang Schlott. (UNIVERSITAS Sammlung) 373 S. ISBN: 978-3-86356-051-5, € [D] 25.00 Kopfzeile, Fußzeile.Gedichte&Variationen. Pop Lyrik. 70 Seiten, ISBN 978-3-86356-140-6, 13,80€ Wegkreuze. Beobachtete, gehörte, gelesene und andere Geschichten. ISBN: 978-3-86356-180-2, 102 Seiten, 13,80€ Franz, Franzi, Francisc. Romanfragment. (Nebst Arbeitsnotizen und Annotationen). Die POP-Verlag-Epikreihe, Bd. 100, 176 Seiten, ISBN: 978-3-86356-246-5; € [D]16,90 Beziehungsweise(n). Gedichte & Geschichten. Reihe Epik Bd. 115, 185 Seiten, ISBN: 978-3-86356-307-3; € [D]18,50
Aktualisiert: 2023-05-30
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Beziehungsweise(n)

Beziehungsweise(n) von Lippet,  Johann, Pop,  Traian
Ich kehre immer wieder zurück. Wie der Täter an den Tatort. Der Vergleich hinkt, ich weiß, es fühlt sich aber so an. Wie oft ich konkret zurückgekehrt bin, läßt sich an den Fingern ab- zählen. Vielleicht war es auch mehr als zehnmal, vielleicht auch weniger. Das spielt doch überhaupt keine Rolle. In Gedanken bin ich in den letzten zweiunddreißig Jahren immer wieder zurückgekehrt, und das zählt. Und bei diesen meinen Rück- kehren kehre ich weder nach Ru- mänien zurück, noch ins Banat, sondern in mein Dorf, in dem ich die letzten dreizehn Jahre bis zu meiner Emigration nach Deutsch- land gar nicht mehr gelebt habe, nur noch bei meiner Mutter zu Besuch gewesen bin. Mein Dorf! Das ist keine An- maßung, das kann ich ruhig so sagen und hier so stehen lassen, weil Wiseschdia, im westlichen Zipfel des Banats unweit der serbischen Grenze gelegen, nur in meinem Kopf so existiert. Auch als Idylle. Gedichte und Geschichten in einem Band. Warum wohl? Die Gedichte unter dem Titel Redensarten verhandeln, was Gedichte schon immer verhandelten: Befindlichkeiten in bezug auf Erlebtes. Im ersten Zyklus, Lichtblicke, Schattenblicke, sind Natur, Alltag, der Schreibakt Gegenstand poetischer Reflexion, im zweiten Zyklus, U.a. eine Frage des Ver- gangenheitsbewältigung, sind es die Kindheit auf dem Dorf und die Emigration aus Rumänien nach Deutschland. An diesen zweiten Gedichtzyklus knüpfen die Geschichten in Anläufe an. Die erste und längste, Die Geschichte von Anna und Jakob, erzählt in geraffter Form die Familiengeschichte der Eltern und unter welchen Umständen die sich infolge des Zweiten Weltkriegs kennenlernten, die anderen erzählen, unter Einbeziehung geschichtlicher und sozialpolitischer Aspekte, vom Heimatdorf, vom Hausgarten, von prägenden Erinnerungen an eine Kuh, an Hunde und Katzen, einen Teich und eine Silberpappel. Die beiden letzten Geschichten, Vom Auftauchen meines Ururgroßvaters und Gelder, thematisieren den sogenannten Freikauf der Deutschen aus Rumänien durch die Bundesrepublik Deutschland. (Johann Lippet)
Aktualisiert: 2023-05-30
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die bewegung der antillen unter der schädeldecke. junge rumäniendeutsche lyrik zwischen 1975 und 1980.

die bewegung der antillen unter der schädeldecke. junge rumäniendeutsche lyrik zwischen 1975 und 1980. von Bossert,  RolfFranz Hodjak, Britz,  Helmut, Fromm,  Waldemar, Fromm,  Walter, Hensel,  Klaus, Hodjak,  Franz, Lippet,  Johann, Pop,  Traian, Samson,  Horst, Seiler,  Hellmut, Söllner,  Werner, Sterbling,  Anton, Totok,  William, Wagner,  Richard
Diese Anthologie ist ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass sich in der kleinen deutschsprachigen Literatur Rumäniens in den 1960er und 1970er Jahren ein Maß an Weltläufigkeit und Modernität herauszubilden begann, das heute zur markanten Bereicherung der literarischen Vielstimmigkeit in Deutschland beiträgt. Das zeigen Werke, die nach 1989 erschienen sind: Sie verweisen auf Emigration, Unbehaustheit und eine doppelte Fremdheit – „Angekommen wie nicht da“ lautet ein Titel von Herta Müller – innerhalb des Erfahrungshaushalts Deutschlands. (Waldemar Fromm, 2022) Der Aussiedlungsprozess der Deutschen aus Rumänien und der meisten rumäniendeutschen Schriftsteller, Künstler und Intellektuellen findet sich von dieser Literatur merkwürdig begleitet und zugleich vielfach gebrochen gespiegelt und in gewisser Weise auch vorweggenommen. (Anton Sterbling, 2022) Persönlich wünschte ich mir eine noch ein- deutiger engagierte oder gar militante Sub- jektivität. Verfolgt man jedoch die jüngste Lyrik- produktion aufmerksam, so lässt sich leicht fest- stellen, dass sie nicht selten ins private Abseits abdriftet, belanglose Innerlichkeit zutage fördert und Gesellschaftliches wegdrückt. Dann wird lei- der nur noch festgestellt, aber nicht mehr gefragt, der Zustand wird hingenommen, aber nicht mehr angezweifelt etc., etc. Selbstverschuldetes Abseits wäre das Ergebnis, eine vielversprechende literarische Bewegung fände ein frühzeitiges Ende. Dem vorzubeugen, mag dieses Buch auch beitragen. (Walter Fromm, 1980 )
Aktualisiert: 2023-05-30
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Bruchstücke aus erster und zweiter Hand

Bruchstücke aus erster und zweiter Hand von Lippet,  Johann, Samson,  Horst
Wiseschdia. Den Ort mit dem seltsamen Namen gibt es wirklich, er liegt im Westzipfel des rumänischen Banats an der Grenze zu Serbien und Ungarn, für Johann Lippet ist er zu-gleich ein fiktionaler. Die Niederlassung, seit jeher ohne Bahn- und Busanbindung, ist Dreh- und Angelpunkt in Dorfchronik, ein Roman (2010), hier spielt die Handlung seines fünfteiligen Romans in zwei Bänden Die Tür zur hinteren Küche (2000) und Das Feld räumen (2005), der die Geschichte einer banatschwäbischen Familie und dessen Protagonisten Anton Leh-nert in der Zeitspanne 1956-1993 erzählt. Hierher läßt der Autor in Bruchstücke aus erster und zweiter Hand den Enkel des An-ton Lehnert, in Deutschland geboren und beim Tode seines Großvaters sechs Jahre alt, anderthalb Jahrzehnte nach der Emigration der deutschen Dorfbewohner in die Bundes-republik auf Spurensuche reisen. Der Zweiundzwanzigjährige trifft hier auf den achtzig-jährigen Freund seines verstorbenen Großvaters, den einzigen noch im Dorf lebenden Deutschen, und auf eine ihm völlig fremde Welt. Von seiner Mutter weiß der Jugendliche einiges aus dem Leben seines Großvaters, doch durch das, was er von dessen Freund erfährt, gewinnt es an Konturen. Und er wird mit einer alten Familienfehde konfrontiert, als der erste Ehemann seiner Mutter auf den Plan tritt.
Aktualisiert: 2023-05-30
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biographie. ein muster. poem

biographie. ein muster. poem von Fromm,  Walter, Lippet,  Johann, Pop,  Traian
Walter Fromm Leben sammeln in der Diktatur Versuch über ein vermeintlich unspektakuläres Autobiographiemodell in spektakulären Zeiten an der Peripherie Europas Nichts kann die missbrauchsbesessene Macht so sehr aushebeln, wie persönlich Erlebtes, subjektiv Erfahrenes, ja sogar Intimes und aus dem letzten Winkel der Gehirnwindungen Hervorgeholtes, das publik gemacht wird oder gemacht werden könnte. Die Macht beruht auf genereller und persönlichkeitsbezogener Geschichtsfälschung. Gefälscht wird alles, was dem Erhalt der Macht zuwiderlaufen könnte: die Geschichte des Landes, die Kulturgeschichte, die Geschichte von Regionen, die Geschichte von Städten und Weilern und letztlich die Geschichte jedes einzelnen Individuums. Die echte Identität muss – beugt man sich dem Willen der Macht – verleugnet und die falsche angenommen oder zumindest akzeptiert werden. Je stärker die Diktatur, desto totaler die Fälschungsbestrebungen, weshalb Mao seine brutale Machtentfaltung nicht einfach Revolution nannte, sondern Kulturrevolution, wohl wissend, dass der ganze Prozess mit kultureller Identität und Unkultur zu tun hatte. Zum Gefährder wird automatisch jeder, der unverblümt aus seinem Leben erzählt. Die echte persönliche ist stärker als die gefälschte öffentliche Geschichte. Denn der Erzähler setzt ja seine persönliche erlebte Wahrheit gegen die Lügen der Macht und kratzt an ihnen oder bringt das riesige Gebäude der geballten Fakes gar ins Wanken. In der persönlichen Wahrheit des Schreibenden, des Bekennenden (seit Rousseaus Confessions), wird individuelle Geschichte wieder authentisch, wahrhaftig und lebendig. Es ist eine verifizierte Wahrheit, sie wird sozusagen im Schreibakt vom Schreibenden zertifiziert und der Leser kann davon ausgehen, dass sie der imaginierten ISO-Norm von Anstand, moralischer Integrität und unzweifelhafter Wahrhaftigkeit voll und ganz entspricht. Philipp Lejeune spricht von einem „autobiographischen Pakt“ zwischen Autor und Leser.1 Geradezu paradigmatisch für diese Art von Bekenntnis-, Erlebnis- und Erinnerungsliteratur sind beispielsweise Victor Klemperers Tagebücher, „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten (1933– 1945)“. Von ihm stammt auch der sehr überzeugende programmatische Titel „Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum“. Erzählt der Einzelne über sich selbst, seine Erlebnisse und seinen Werdegang, so ist es autobiographisches Erzählen. Autobiographisch Erzähltes ist in Diktaturen unerwünscht. Zu sehr sind die Inhalte authentisch und aus erster Hand. Tagebücher gar, die Rohform der Autobiographie, sind die pure Bedrohung, denn in ihnen ist eingefroren, was der Machtapparat fürchten muss: die ungeschminkte Wahrheit, die noch nicht einmal durch eine veredelnde literarische Formgebung abgesoftet wird, sondern nackt und mit voller Wucht „zutrifft“. Die Hausdurchsuchungen der Macht bei Schriftstellern galten und gelten in Diktaturen nicht den Manuskripten, die den Medien zur Veröffentlichung vorgelegt werden sollen oder könnten, sondern den privaten, intimen Aufzeichnungen und Bekenntnissen, dem Briefwechsel, heute dem E-Mail- Verkehr, die ja irgendwo gut versteckt sein müssten beim vermutet unbotmäßigen Autor. Mir will scheinen, dass es aus diesen Gründen in Diktaturen relativ selten Tagebücher und Autobiographien gibt, die über die Zeit bis zur Veröffentlichung gerettet werden können. (...)
Aktualisiert: 2023-05-30
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Amei und Mari oder Nacherzähltes Leben.

Amei und Mari oder Nacherzähltes Leben. von Lippet,  Johann
Der Roman, vom Autor provokativ als Heimatroman bezeichnet, erzählt die Geschichte einer banatschwäbischen Bauernfamilie. Durch Zufall trifft der Ich-Erzähler nach Jahrzehnten eine Bekannte, die er noch aus Rumänien kennt und lädt sie in ein Café ein. Nach dem Austausch gemeinsamer Erin-nerungen kommt die Bekannte auf den Tod ihrer Mutter zu sprechen, die sie erst nach der Wende in Rumänien zu sich nach Deutschland geholt hat, erzählt von deren letzten Lebensjahren, schildert die Umstände ihres Todes. Davon ist der Ich-Erzähler tief bewegt und der Gedanke, die Familiengeschichte seiner Bekannten als Vorlage für einen Roman zu nutzen, läßt ihn nicht mehr los. Würde die aber einverstanden sein, ihm Zusätzliches aus ihrer Familiengeschichte zu erzählen? Und würde sie sein Vorhaben billigen? Auf die Gefahr hin, sich eine Abfuhr zu holen, ruft er sie an, zu seiner Erleichterung hat sie überhaupt keine Einwände und lädt ihn zu sich ein. Zu weiteren Gesprächen kommt es nicht, da die Bekannte plötzlich und unerwartet stirbt. Ihr Tod trifft den Ich-Erzähler hart, er hat Schuldgefühle, und es dauert bis er endlich fä-hig ist, die Arbeit am Roman aufzunehmen. Anhand seiner Gesprächsnotizen rekonstruiert er die Familiengeschichte auf zwei Ebe-nen. In den Kapiteln „Glück im Unglück“ werden im Präsens Episoden aus dem Leben der Großeltern und Eltern erzählt, es sind fiktionale Entsprechungen aus der Sicht des Ich-Erzählers. Die Kapitel „ Intermezzi, Exkurse, Vorwegnahmen, Rückblicke“ verstehen sich als Spiegelbilder der Gespräche, mit den ihnen immanenten Zeitsprüngen und Themenwechseln. In diesen Kapiteln, in die Erörterungen zum Zeitgeschehen einfließen, wird die Lebensgeschichte der Bekannten nachgezeichnet in Verbindung mit Familien-geschichten. Diese sind aus ihrer Sicht erzählt.
Aktualisiert: 2023-05-30
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Heimat – gerettete Zunge

Heimat – gerettete Zunge von Bergel,  Hans, Brantsch,  Ingmar, Engel,  Walter, Hehn,  Ilse, Heinz,  Franz, Hensel,  Klaus, Hodjak,  Franz, Lippet,  Johann, Motzan,  Peter, Ortinau,  Gerhard, Samson,  Horst, Schlesak,  Dieter, Schlott,  Wolfgang, Schuller,  Friedrich, Seiler,  Hellmut, Spiridon,  Olivia, Waitz,  Balthasar
Die rumäniendeutsche Literatur in der Bundesrepublik Deutschland Mehr als zwanzig Jahre nach der letzten Ausreisewelle der deutsch schreibenden und publizierenden Autoren aus Siebenbürgen, dem Banat und Bukarest drängt sich eine Reihe von Fragen auf, die in der Zwischenzeit von der rumäniendeutschen Germanistik unter unterschiedlichen Aspekten aufgeworfen worden sind. Es handelt sich dabei auch um den Zusammenhang zwischen literarischem Erbe, Bewahrung kultureller Traditionen, historischer Aufarbeitung von politischer Verfolgung und ideologischen Irrwegen, Beurteilung ästhetischer Verfahren und die Rezeption einer „randständigen“ Literatur im bundesdeutschen Literaturbetrieb. Einige dieser Themen sind in den 1990-er und in den 2010-er Jahren auf wissenschaftlichen Tagungen in Deutschland und in Rumänien bereits erörtert worden. Parallel zu diesen Veranstaltungen trafen sich die aus ihrer ehemaligen Heimat stammenden Schriftsteller mit den wenigen in Rumänien verbliebenen Autoren zu Lesungen und Diskussionen im Banat und in Siebenbürgen, aber auch im Rahmen von Lesungen der germanistischen Fakultät an der Universität in Bukarest. Die vom 16.-18. November 2012 in die Tagungsstätte „Heiligenhof“ (Bad Kissingen) eingeladenen Literaten und Literaturwissenschaftler sollten sich, angeregt von den Veranstaltern, einer von diesen – oben genannten Unternehmungen – abweichenden Fragestellung widmen. Unter dem Thema „Heimat – gerettete Zunge. Die rumäniendeutsche Literatur in der Bundesrepublik Deutschland“ hatten die renommierten Vertreter der schreibenden Zunft aus den Bereichen Prosa, Lyrik, Dramatik und Essayistik die Aufgabe, aus ihren Texten zu lesen und sich anschließend den Fragen der Moderatoren und des Publikums zu stellen. Gemeinsam mit zwei vom Exil-P.E.N. eingeladenen Vertretern der Banater Literaturszene sollte auf dieser Tagung auch der Erfahrungsaustausch zwischen den in der Heimat verbliebenen und den in Deutschland angekommenen Pro-tagonisten bewertet und befördert werden. Auf dem Hintergrund dieser beiden Intentionen spielte der Aspekt der politischen und ideologischen Implikationen, denen der Literaturbetrieb in Rumänien ausgesetzt war, nur eine marginale Rolle. Vielmehr ging es in den durch die Moderatoren eingeleiteten Lesungen um die thematischen und ästhetischen Implikationen in den Werken der vortragenden Autoren und ihre Rezeption in den bundesdeutschen Fachzeitschriften, wie auch zum Teil um das Echo solcher Texte in deutschsprachigen Zeitungen in Rumänien. Dieser wechselseitige Transfer wurde durch die themenbezogenen Referate der Literaturwissenschaftler insofern bereichert und vertieft, als die auf der Tagung präsentierten und in den Tagungsband nunmehr aufgenommenen Essays ein breites Spektrum an literaturhistorischen, rezeptionsästhetischen und literatursoziologischen Aspekten anboten. Diese zwischen die Lesungen eingeschalteten Referate wie auch an die jeweiligen Lese-Panels anschließenden Vorträge trugen zu den besonderen Lerneffekten der Tagung bei. „Heimat – gerettete Zunge?“ Der Versuch einer Antwort wirft eine Reihe von Implikationen auf, die in neue Fragestellungen münden wie: Was und wie wurde etwas gerettet von dem literarischen Erbe, das in den schöpferischen Werken der auf Deutsch schreibenden Autoren angelegt ist? Welchen Rezeptionsbedingungen sind Texte ausgesetzt, die meist unter großen Schwierigkeiten und noch dazu in zensierter Fassung verlegt wurden? Was also ist gerettet worden, aufgehoben in der Literaturkritik, eingemündet in die entstehende Literaturgeschichte? Was ist und was wird bewahrt, um denen etwas zu überliefern, die in der deutschen Sprachheimat geblieben sind und seit 1990 von den literarischen Werken „ihrer“ Schriftsteller und Dichter aus den wieder entstandenen kleinen Verlagsanstalten geistig versorgt werden? Auf welche Weise aber werden auch die aus ihren rumänischen Siedlungsorten in die Bundesrepublik Deutschland ausgewanderten Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen mit Büchern ihrer Lieblingsautoren bekannt gemacht? Die sich daraus ergebende Frage zielt auf die Brückenfunktion derjenigen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die in dieser Anthologie versammelt sind wie auch derjenigen Autorinnen und Autoren, die sich wie Herta Müller und Richard Wagner einer weltweiten und deutschlandweiten Anerkennung erfreuen und aus unterschiedlichen Gründen nicht an der Tagung teilnehmen konnten. Es bleibt also die Frage: Welche literarischen Schätze transportieren diese Werke aus den beiden, nunmehr sprachlich ausgedünnten großen Siedlungsgebieten in die bundesrepublikanische literarische Öffentlichkeit? Mit welchen transformierten ästhetischen Verfahren sind diejenigen Texte ausgerüstet, die vor allem in den letzten zwanzig Jahren für den deutschen Literaturmarkt geschaffen wurden? Erweist sich die Zungen-Metaphorik in dem eingangs zitierten Gedicht von Hellmut Seiler als Wegweiser in eine vielschichtig zerklüftete, von vielen Unstimmigkeiten und Entfremdungen erfüllte „Heimat“ als der existentiell und schöpferisch ideale neue Ort? Mit welchem Zungenschlag sind die mehr als drei Dutzend bereits in Rumänien publizierenden Autorinnen und Autoren in der neuen Heimat angekommen? War es noch eine „alte“ Heimat, die nach den Worten von Seiler „sich an sich selbst verschluckt“? Oder ist es nunmehr eine „neue“ Heimat, in der die Angekommenen sich wieder einer Sprache bedienen, in der die geretteten sprachlichen Wurzeln neu verortet werden müssen? In der ihr „randständiges“ Idiom sich auf dem umkämpften literarischen Feld behaupten muss. Und nicht zuletzt: Gibt es bemerkenswerte literarische und ästhetische Ansätze, in denen die Abwendung von den tradierten stilistischen und ethnisch fundierten, oft auch ideologisierten Schreibweisen die Voraussetzung für den Durchbruch auf dem turbulenten deutschsprachigen Literaturmarkt sind? Zeichnen sich fremde Verfahren ab, die gewohnte, eingefahrene Darstellungen von historischen Abläufen und pathologischen Handlungsweisen durchbrechen? Mit solchen Fragestellungen ausgerüstet erkundigen sich die Veranstalter der Tagung, neben den bereits erwähnten ästhetischen Aspekten der abgedruckten Texte, auch nach dem informativen Gewinn von Texten. Sie führen uns nicht nur in die „alte“ Heimat, sondern entfernen sich aus den nationalen Gefilden, um sich in transkulturellen Kontexten mit „Cross-over“-Erkenntnissen aus unterschiedlichen Wahrnehmungsbereichen auszustatten. Auf diesen breit angelegten Textfeldern kommen unterschiedliche perspektivische Einstellungen gegenüber der beschriebenen ‚Welt’ zum Ausdruck. Das führt unter anderem auch zur Frage, ob bestimmte narrative Verfahren an Attraktivität gewinnen, wenn sie sich eines regionalsprachlichen Kolorits bedienen, um kulturelles Substrat zu retten und auch die Generationen übergreifende Gedächtnisarbeit zu fördern. Die vorliegenden Tagungstexte und ergänzenden Beiträge vermögen zum Beispiel bestimmte Einblicke in politisch brisante Phasen der rumänischen Nachkriegsgeschichte zu geben. Hans Bergel, der seit 1968 in der Bundesrepublik lebt, hat in zahlreichen Romanen und Erzählbänden seine repressiven Erfahrungen mit dem kommunistischen Regime aufgearbeitet. In den beiden Erzählungen „Der Barackentrottel“ und „Der Major und die Mitternachtsglocke“, die den Bereich der Prosa einleiten, berichtet ein Ich-Erzähler über seine Begegnung mit Häftlingen in einer Baracke im Straflager und über den Ablauf einer Minute vor der Urteilsverkündigung im berüchtigten Kronstädter Schriftsteller-prozess im Jahr 1959. In beiden narrativen Strukturen überwiegt die distanzierte Beschreibung der Umstände, unter denen die Häftlingen und Untersuchungsgefangenen der staatlichen Willkür ausgeliefert sind. Es sind Umstände, die aber auch die Voraussetzungen für den Widerstand gegen manipulierte Aussagen und erzwungene Geständnisse liefern. Johann Lippet, Autor einiger Romane und Erzählbände über die dörfliche Welt des Banats, macht seine Leser in der Erzählung „Über Kimme und Korn“, ein Auszug aus dem Roman „Bruchstücke aus erster und zweiter Hand“ (2012), mit autobiographisch verdichteten Erlebnissen vertraut. Sein jugendlicher Ich-Erzähler, ausgestattet mit dem Erfahrungswissen der älteren Generation, berichtet auch über die kläglichen Ergebnisse der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft, über den Betrug des rumänischen Staats an den Kleinbauern, die für das enteignete Land keine Entschädigung erhielten und über das Kopfgeld, das der rumänische Staat der Bundesrepublik Deutschland für die auswandernden Bauern abverlangte. Es sind eingehende, ethnologisch verdichtete Bilder aus einer untergehenden Welt, die längst ihre magische Anziehungskraft verloren hat. Aus einer gänzlich anderen Perspektive nehmen die Protagonisten in Balthasar Waitz’ Erzählband „Krähensommer und andere Geschichten aus dem Hinterland“ (2011) die dörfliche, nicht mehr vertraute Welt wahr. Ein Wir-Erzähler, in dem das gemeinschaftliche Wissen über die Gewohnheiten der Musiker einer Blaskapelle wie auch anderer Dorfbewohner gespeichert ist, plaudert frank und frei die Geheimnisse aus, um die es in dieser Welt geht: um illegitime Beziehungen, um uneheliche Kinder, um kuriose Verhältnisse bei den Auftritten der „schwäbischen Blaskapelle“ und natürlich um Besäufnisse. Es ist eine chaotisch sich verhaltende und zugleich gedemütigte dörfliche Gemeinschaft, die die neue sozialistische Ordnung im Dorf misstrauisch und ängstlich beobachtet. Sie leidet unter ihr, wie in „Die große Aufruhr im Dorf“. Kommunistische Funktionäre setzen unter Androhung von Strafen die Technisierung der entstehenden Kolchosen durch. Aus diesem Grund lassen sie die Pferde, materielle und emotionale Absicherung der Kleinbauern, abschlachten. Sie vernichten mit dieser hirnverbrannten Willkür nicht nur jahrhundertelange dörfliche Traditionen, sie erniedrigen und traumatisieren auch die schwäbischen Bauern, unter denen die meisten zwischen 1945 und 1950 in ukrainisch-sowjetischen Straflagern Sklavenarbeit leisten mussten. Bis in die frühen 1940-er Jahre zurück reichen die Handlungsstränge in der Erzählung „Schwarzer“. Diesen Spitznamen trägt der Dorfarzt, dessen Praxis sich in dem ehemaligen Bekleidungsgeschäft des Juden Krebs befindet. Der vor den Nazis in die USA geflohene Kaufmann bleibt in der Erinnerung der Dörfler mit einer gleichsam paradoxen Begründung: „Der Krebs war der beste Mensch auf der Welt, wenn er nur, um Gottes Willen, nicht ein Jude gewesen wäre.“ Gerhard Ortinau, einer der wesentlichen Protagonisten der „Aktionsgruppe Banat“, seit seiner Emigration 1980 in Berlin lebend, setzt sich in seinem Prosatext „Wehner auf Öland. Eine Verkleinerung“ in der Form eines inneren Monologs mit dem bekannten, 1990 verstorbenen SPD-Politiker auseinander. Wehner, der nach seinem Aufenthalt in Moskau als Mitglied der KPD im Auftrag der Komintern 1941 nach Schweden geschickt wurde und dort zwischen 1942 bis 1946 inhaftiert war, hatte sich in den späten 1950-er Jahren ein Ferienhaus auf der schwedischen Insel Öland gekauft. Dort verbrachte er gemeinsam mit Ehefrau und seiner Stieftochter Greta nach dem Rückzug aus dem Parteileben 1982 seine letzten Lebensjahre, schwer gezeichnet von Multi-Infarkt-Demenz. Ortinaus Monolog-Text stellt eine auf vielen Ebenen ablaufende quälende Abrechnung der Figur Wehner mit sich selbst dar. Sie bezieht sich auf die dokumentarisch belegten Denunziationen von Parteimitgliedern in der Moskauer NKWD-Zentrale, seine abgründigen Visionen und apokalyptisch ausgemalten Lebensbilder, auf seine verächtlichen Äußerungen über ehemalige Parteifunktionäre. Während Wehner – in der Funktion einer mit dramatischen Effekten aufgeladenen Figur des politischen Welttheaters – allmählich seine Identität verliert, kreist um die Insel das mythische Totenschiff Naglfar. Es ist ein mutig konstruierter, vielschichtiger Text, dem man in naher Zukunft eine dramaturgische Inszenierung wünscht. Die lyrischen Texte des Tagungsbandes tragen sehr unterschiedliche Handschriften, an denen sich multiperspektivische Kulturmodelle abzeichnen. Ilse Hehns bilderreiche, ornamental aufgeladene Reiseimpressionen erfassen ägyptische Kulturdenkmäler wie auch Alltagssituationen aus der Sicht eines kunstwissenschaftlich bewanderten lyrischen Ichs. Dabei überlagern sich visuelle, olfaktorische und taktile Wahrnehmungsfelder. Anders strukturiert erweisen sich die Begegnungen mit dem aus der Jugendzeit vertrauten Temeswar im Banat. Die nunmehr entfremdete Atmosphäre spiegelt sich in zerbrochenen Erinnerungsbildern, die sich beim Rundgang durch „heimatliche“ Gefilde ebenso einstellen wie in den verlogenen Empfindungen: „das nichtgesagte Wort / ist Schmerz / schamlos das gesprochene“. Franz Heinz’ poetische Visionen bedienen sich europäischer Topographien, um sich mit existentiellen Fragen wie Überleben in der Zivilisation oder die Wahrnehmung von Naturräumen durch eine verunsicherte Psyche auseinanderzusetzen. Klaus Hensels lyrisches Ich hingegen beklagt sich in „Wie ein guter Tag“ über den Verlust der Zeitwahrnehmung. Sie komme als Flaschenpost zurück, die wie „ein Fingerzeig in dem Buch Glas, Ironie und Gott als Widmung“ auftaucht. Dennoch erweisen sich die Erinnerungsstränge als tragfähig genug, um die Bukarester produktive Zeit wachzurufen, wie den literarischen Diskurs mit Heinz Czechowski, einem bekannten Vertreter der sächsischen Dichterschule. Franz Hodjak, renommierter Lyriker und Prosaautor, beschäftigt sich in den vorliegenden Gedichten mit bedeutenden Kunstwerken, wie dem Heilig Blut Altar von Tilman Riemenschneider in der Rothenburger St. Jacobs-Kirche oder Yves Kleins Gemälden, gestaltet im International Klein Blue (IKB), einer Mischung aus tiefdunklem Blau und Ultramarin. Er reflektiert einstige Begegnungen mit den Gagausen, einer altgläubigen Sekte im Raum zwischen Rumänien und der Ukraine, oder den Lipowenern, einer Ethnie, die im Donaudelta lebt, deren Stimmen „verständlicher / als jede Stimme, egal, woher / sie kommt“ seien. Seine Widmungsgedichte für die Dichterkollegen Horst Samson und Georg Aescht wie auch für den Herausgeber der Dresdner Literaturzeitschrift „Ostragehege“, Axel Helbig, sind mit poetisch aufgeladenen Metaphern und konkreten Topoi versehen, die sich auf lieb gewonnene Begegnungen an Orten beziehen, an denen sich natürliche, zivilisatorische und phantasiebeladene Phänomene überlagern. Johann Lippets „Hyperlinks“ sind reich an ländlich und dörflich idyllischen Bildern, die durch die Eingriffe der Staatsmacht zerstört werden. Sie wirft dem lyrischen Erzähler die Herstellung von „staatsfeindlichen Schriften“ vor, klagt ihn wegen deren Verbreitung an. Horst Samsons Poetik ist von der Sehnsucht nach dem im Weltall fixierten, einzigartigen Augenblick erfüllt. In seinen lyrischen Verfahren gehen die Tageszeiten ineinander über, Phänomene der Natur verbinden sich mit moralischen Kategorien und Erinnerungen an geschätzte Zeitgenossen überschreiten „unsere Zeit in den Urnen“. Dieter Schlesaks poetologisch verdichtete Reflexionen spüren seit den 1970-er Jahren die Ontologie eines Daseins auf, das ihn, den philosophisch gebildeten Wanderer zwischen Rumänien, Deutschland und Italien und den gelegentlichen Heim- und Rückkehrer aus Siebenbürgen, zu Aussagen bewegt, die Zeit und Raum transzendieren. In diesem schwebenden und zugleich an Orte und Körper festgemachten Diskurs wird der Zuhörer plötzlich von der Tragik des von Herrschaftszwängen erfüllten Seins aufgeschreckt, wie in Schlesaks Poem „Einem, der nie ankam“. Es ist dem Dichter Rolf Bossert gewidmet, der nur wenige Monate nach seiner Ankunft in Deutschland sich am 17. Februar 1986 in Frankfurt am Main, im Übergangswohnheim für Aussiedler, das Leben nahm. „Du aber kommst von unten. Und du hast einen Körper / verfügt der Beamte, schließt die Akte Deutschland / im Himmel. Du aber kamst blutend ins Nichts.“ Hellmut Seilers semantisch, syntaktisch und rhythmisch durchstrukturiertes Gedicht über die gerettete Heimatzunge, das als Motto für diesen Tagungsband benutzt wird, analysiert auf verschiedenen Wahrnehmungsebenen jene verschwimmenden „heimatlichen“ Gefühle, die von der Grobheit der geschichtlichen Abläufe getroffen, sich – einem Zungentanz gleich – gegen die verräterische Sprache (vgl. „Zungenschlagseite“) wenden. Die Zunge verwandele sich damit in einen „blamierte(n) Füllungsgehilfe(n) der Peristaltik“; die „sich an sich selbst verschluckt“. Seilers hoch reflektierte Poetik durchdringt auch das Gedicht „Verfolgte verfolgen Verfolger“, das von der Wachheit gegenüber den eigenen verräterischen, von bloßer Mimikry erfüllten Gedanken zeugt. Das Genre der Dramatik, das in der deutschsprachigen Literatur Rumäniens bislang unterbewertet ist, wird in diesem Band durch Frieder Schullers Theaterstück „Ossis Stein oder Der werfe das erste Buch“ präsentiert. Der Autor, der seit den frühen achtziger Jahren in Deutschland lebt, ist seit 1990 wieder mit seinem Heimatort Katzendorf (rum. Caţa) in vieler Hinsicht verbunden. Er dient ihm als Inspirationsquelle, als dörflicher Kulturspeicher und als Schatztruhe ethnischer Bräuche. Das 2012 im Deutschen Theater Hermannstadt aufgeführte Stück, das hier in Auszügen publiziert wird, ist eine Politfarce. Die in ihr auftretenden Figuren Dan, ein Genosse und Mitläufer, Silvia, das Flittchen Poesie, Paul, ein Handlanger, Nicu, der politische Witz, dem es in der Diktatur prächtig geht, danach aber miserabel, und Ossi, ein Rundfunkreporter, sind Wesen mit zweierlei Überlebensstrategien. Sie passen sich in der Diktatur an, erzählen sich im Flüsterton politische Witze, denunzieren auch mal einen unliebsamen Kollegen, flirten mit dem Flittchen Poesie und spielen nach der Revolution die unbeugsamen Widerständler, sind auf der Suche nach lukrativen Jobs bei der Schnellverwertung von brisanten Stoffen und Kriminal-stories. Auf ihrem theatralischen Spielfeld bedienen sie sich unterschiedlicher dramatischer Formen. Die mit Couplets und volkstümlichen Versen wie auch mit witzigen Anspielun-gen gefütterten Dialoge brechen die ideologisch gesättigte offizielle Rede auf, entblößen die Funktion von geheuchelter Staatslyrik, machen nicht Halt vor der Kritik an der Besserwisserei westlicher Journalisten und setzen sich in der Figur des Ossi auch mit wissentlicher Denunziation und Verrat auseinander. Die essayistischen Beiträge widmen sich Themenfeldern, auf denen unterschiedliche Aspekte behandelt werden. Es ist die Rezeption deutschsprachiger Literatur aus Rumänien in einigen europäischen Ländern (Ingmar Brantsch) und die Beleuchtung der Innen- und Außenwelt des Banats an zwei narrativen Texten (Walter Engel). Franz Heinz setzt sich mit dem Bestseller „Die deutsche Seele“, einer Koproduktion von Thea Dorn und Richard Wagner, auseinander und bewertet sie als geglücktes Beispiel für eine produktive Wiederentdeckung der (deutschen) Innerlichkeit. Peter Motzan analysiert die Erfolgs- und Endzeitgeschichte der deutschsprachigen Literatur aus Rumänien. Horst Samson erzählt am Beispiel seines Gedichts „Pünktlicher Lebenslauf“ einen Abschnitt aus dem Lebenslauf seines Vaters unter einem doppelten Blickwinkel, als bildunterstützte Projektion und nachempfundene Vision der Kriegserlebnisse aus der Sicht des Sohnes und als Versuch, mittels eines Motorrads, Marke NSU, den Vater in die virulente Erinnerung zurückzuholen. Renate Windisch schließlich vergleicht am Beispiel der Lebensläufe von zwei Autoren aus unterschiedlichen Generationen: Hans Bergel, geboren 1925 in Rosenau bei Kronstadt, und Horst Samson, geboren 1954 in der Bãrãgan-Steppe, wo Bergel als Strafgefangener in den frühen fünfziger Jahren lebte, die unterschiedlichen und gemeinsamen Merkmale von Schriftstellerkarrieren unter einem kommunistischen Regime und unter den Bedingungen einer Demokratie. Die der Intention und dem Charakter eines Essays eigenen Argumentationsstrukturen schlagen sich in den einzelnen Beiträgen in stark voneinander abweichenden Beweisführungen nieder. Der Literaturwissenschaftler und Prosaautor Ingmar Brantsch listet in der Rolle des Rezensenten die Beiträge in dem Sammelband „Ost-West-Identitäten und – Perspektiven. Deutschsprachige Literatur in und aus Rumänien im interkulturellen Dialog“ (2012) zunächst summarisch auf, indem er die Studien derjenigen Germanisten bewertend nennt, die sich um die Rezeptionsforschung deutscher Literatur aus Rumänien in universitären Seminaren und Projekten kümmern. Sein fundiertes Wissen um literaturhistorische Abläufe und ästhetische Beziehungsfelder befähigen ihn, nicht nur die Ergebnisse dieser Forschungen im Hinblick auf die schwierige Rezeption der deutschen Literatur aus Rumänien in deutschsprachigen und anderen europäischen Ländern einzuschätzen. Es gelingt ihm auch, wesentliche ästhetische Faktoren aus den umfangreichen Untersuchungsmaterialien hervorzuheben, die als Grundlage für die Anerkennung der Werke von Herta Müller, Oskar Pastior oder Rolf Bossert in dem bundesdeutschen Feuilleton dienen. Mehr noch: Er stemmt sich gegen die These von der abgewanderten rumäniendeutschen Literatur, die er mit dem Verweis auf deutsch publizierende literarische Talente rumänischer Herkunft stützt. Mit dieser, angesichts gewisser Kassandrarufe sich aufdrängenden Fragestellung beschäftigt sich Peter Motzan. „Eine Erfolgs- und/oder eine Endzeitgeschichte? Zur Präsenz (ex)rumäniendeutscher Autoren im bundesdeutschen Literaturbetrieb“ nennt er seine Publikations- und Rezeptionsgeschichte, die er mit einem Zitat des aus der Bukowina stammenden Dichters Alfred Kittner aus dem Jahr 1971 einleitet: „…die rumäniendeutsche Lyrik (ist) weit besser als ihr Ruf, denn sie hat gar keinen.“ An diesem Zustand habe sich auch bis zum Beginn der 1990er Jahre nichts geändert. Der dann eingeleitete Publikations- und Rezeptionsprozess habe den deutschsprachigen Autoren aus Rumänien bis zur Verleihung des Literaturnobelpreises an Herta Müller eine breit angelegte Anerkennung gebracht, deren ästhetisch innovative Merkmale Peter Motzan wie folgt definiert: „Sie (die rumäniendeutschen Autoren, WS) durchstoßen eingerostete Wahrnehmungen und Eigenstereotype, verfremden das Vertraute ins Unvertraute, spüren die Diskrepanzen zwischen Zeichen und Bezeichnetem, zwischen Schein und Sein auf, entwickeln ungewohnte und erhellende Sichtweisen auf die deutsche Wirklichkeit und die Gesinnungslage der Nation, als deren Teil sie sich begreifen.“ Diese überzeugend dargelegten ästhetischen und literatursoziologischen Wirkungsmechanismen sind auch der Gegenstand der Ausführungen, die Olivia Spiridon in ihrem Tagungsbeitrag unter Verweis auf ihre 2012 erschienene Anthologie „Deutsche Erzähler aus Rumänien nach 1945“ präsentiert. Ihre Fragestellung „Wer liest heutzutage ‚rumäniendeutsche’ Literatur?“ zielt zunächst – nach der einleitenden Klärung des Begriffs, einer „bizarren Nomen-Adjektiv-Verbindung“ – auf die Festlegung von potenziellen „Kundenkreisen“, die sich für diese Minderheitenliteratur interessieren könnten. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass es drei Lesergruppen gebe: die aus den südosteuropäischen Kulturkreisen stammende deutschsprachige Gruppe, der Leserkreis aus den deutschsprachigen Gebieten, dessen Mitglieder ein gewisses Interesse für randständige Kulturen entwickeln, die den Zwängen von Diktaturen ausgesetzt waren, und eine rumänische Lesergruppe, die aufgrund von zukünftig zahlreicheren zweisprachigen Veröffentlichungen und Übersetzungen in ihre Muttersprache Zugang zu einer Reihe von deutschsprachigen Werken hätten. Vor allem die beiden zuletzt genannten Leserkreise müssten, so Spiridon, in literaturgeschichtliche und thematische Hintergründe der veröffentlichten „rumäniendeutschen“ Werke eingeweiht werden. Aus diesen Erwägungen heraus plädiert sie für die Einfügung von ausführlichen Kommentaren, um diese Lesergruppen auf der Grundlage von kulturgeschichtlichen, soziokulturellen und auch politischen Informationen mit den Kontexten der literarischen Werke vertraut zu machen. Auf welche Weise ein Autor aus dem rumäniendeutschen Kulturkreis einen spezifischen Beitrag zur Bereicherung der deutschen Sprachgeschichte leistet, kommentiert und analysiert Franz Heinz in seinen rezeptionsästhetischen Ausführungen zum kulturhistorischen Nachschlagewerk „Die deutsche Seele“ (2011). Die von Thea Dorn und Richard Wagner geschaffene Publikation mit enzyklopädischem Charakter, die auf dem deutschsprachigen Büchermarkt zahlreiche Rezensionen und einen breiten Absatz gefunden hat, hinterlasse, so Heinz, manche prägnante Spur, deren Ursprung auf die heimatliche Erfahrung im Banat zurückzuführen sei. Die Erinnerung an die „Streiflichter aus dem Elternhaus“ veranlassten Richard Wagner, der seine Herkunft einst als „Rühreilandschaft“ bezeichnet habe, zu einem Bekenntnis zu dem schönen deutschen Wort Heimat. Gibt es ein überzeugenderes Argument für die Notwendigkeit, randständige Kulturbereiche in eine deutsche Kultur aufzunehmen, in der die Wiederkehr der Innerlichkeit nunmehr mit neuen Akzenten versehen wird? Dieser vergleichenden Betrachtung von zwei Landstrichen an den Randzonen von Mitteleuropa ist auch Walter Engel in seinem transparent gestalteten Beitrag über Innen- und Außenwelten des Banats nachgegangen. Auf der Grundlage von zwei Erzählwerken, Esther Kinskys „Banatsko“ (2011) und Balthasar Waitz’ „Krähensommer und andere Geschichten aus dem Hinterland“ (2011) zeichnet er den kulturellen Niedergang des Banats nach, einer Landschaft, die aus drei Siedlungsgebieten besteht. Er verweist auf die unterschiedlichen perspektivischen Einstellungen und Erzählverfahren bei der Beschreibung rumänischer, serbischer und ungarischer beziehungsweise ehemaliger deutscher Dorfkulturen, deren Geschichte nunmehr den literarischen Rohstoff für melancholische, aber auch für humorvolle und ironische Betrachtungen liefern. Der vorliegende Tagungsband ist dank der Bemühungen von Horst Samson um die Zusammenkunft der Autorinnen und Autoren wie auch der Referentinnen und Referenten zustande gekommen. Besonderer Dank gilt dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Kulturstaatsminister Bernd Neumann, dessen finanzielle Förderung die Tagung und die vorliegende Publikation erst ermöglichte. Wir hoffen, dass die Publikation, die so viele substantielle Aspekte der Bedeutung der rumäniendeutschen Literatur für die deutschsprachigen Kulturlandschaften anspricht, ein breites Echo in der Öffentlichkeit findet. Wolfgang Schlott, Präsident des Exil-P.E.N. (Bremen, im Februar 2013)
Aktualisiert: 2023-05-30
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Dorfchronik, ein Roman

Dorfchronik, ein Roman von Lippet,  Johann
Buchveröffentlichungen: biographie. ein muster. Poem. Bukarest: Kriterion Verlag, 1980. so wars im mai so ist es. Gedichte. Bukarest: Kriterion Verlag, 1984. Protokoll eines Abschieds und einer Einreise oder Die Angst vor dem Schwinden der Einzelheiten. Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1990. Die Falten im Gesicht. Zwei Erzählungen. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1991. Abschied, Laut und Wahrnehmung. Gedichte.Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1994. Der Totengräber. Eine Erzählung. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1997 Die Tür zu hinteren Küche. Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2000. Banater Alphabet. Gedichte. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2001. Anrufung der Kindheit. Poem.München: Lyrikedition 2000, 2003 Kapana, im Labyrinth. Reiseaufzeichnungen aus Bulgarien. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2004. Das Feld räumen.(II. Band „Die Tür zur hinteren Küche) Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2005. Vom Hören vom Sehen vom Finden der Sprache. Gedichte. München: Lyrikedition 2000, 2006 Migrant auf Lebzeiten. Roman. Ludwigsburg: Pop Verlag, 2008 Im Garten von Edenkoben. Gedichte.München: Lyrikedition 2000, 2009 Das Leben einer Akte. Chronologie einer Bespitzelung durch die Securitate.Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2009 Dorfchronik, ein Roman. Roman.Ludwigsburg: Pop Verlag, 2010 Der Altenpfleger. Zwei Erzählungen.Ludwigsburg: Pop Verlag, 2011 Tuchfühlung im Papierkorb. Ein Gedichtbuch.Ludwigsburg: Pop Verlag, 2012 Bruchstücke aus erster und zweiter Hand. Roman. Ludwigsburg: Pop Verlag, 2012 Die Quelle informiert. Ein Bericht. Roman. Ludwigsburg: Pop Verlag, 2014 Johann Lippet wurde 1951 in Wels/ Österreich geboren, wohin es seine Eltern in den Wirrnissen mit Ende des II. Weltkrieges verschlagen hatte. 1956 kehrte die Familie in das Geburtsdorf des Vaters im Banat, Rumänien, zurück. Nach dem Studium der Germanistik/Rumänistik in Temeswar war Johann Lippet mehrere Jahre als Deutschlehrer tätig, von 1978-1987 als Dramaturg am Deutschen Staatstheater Temeswar. Nach seiner Ausreise 1987 Ausübung verschiedener Tätigkeiten u.a. für das Nationaltheater Mannheim, sowie für die Akademie für Ältere und die Stadtbücherei Heidelberg. Johann Lippet wurden mehrere Preise und Stipendien verliehen, seit 1998 lebt er in Sandhausen bei Heidelberg als freischaffender Schriftsteller. Übersetzungen Stoica, Petre: Aus der Chronik des Alten. Gedichte. Ausgewählt und aus dem Rumänischen übersetzt von Johann Lippet. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2004.
Aktualisiert: 2023-05-30
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Im kalten Schatten der Erinnerung.

Im kalten Schatten der Erinnerung. von Aldulescu,  Radu, Banciu,  Carmen-Francesca, Bänulescu,  Daniel, Baştovoi,  Stefan, Cärtärescu,  Mircea, Constantinescu,  Romanita, Cräciun,  Gheorghe, Ilis,  Florina, Lippet,  Johann, Lungu,  Dan, Manolescu,  Ion, Oţoiu,  Adrian, Popescu,  Simona, Schlattner,  Eginald, Schlesak,  Dieter, Staude,  Antonio, Szöcs,  Géza, Vighi,  Daniel, Voicu,  Dragoş, Wagner,  Richard, Zamfir,  Mihai
Die nicht heilen wollende Vergangenheit Das Anliegen der vorliegenden Anthologie en miettes zeitgenössischer Prosa aus Rumänien besteht in der Illustratrion eines Phänomens, welches das Interesse des Lesers weckt, aber auch Zurückhaltung hervorruft: Die Fiktionalisierung des Kommunismus. Der Begriff ist neu, nicht jedoch das damit bezeichnete PhänomenI. Nach 1989 wandte sich das öffentliche Interesse entschieden und völlig zurecht dem Nicht-Fiktionalen zu, den Memoiren, Tagebüchern und Erinnerungen der einstigen politischen Häftlinge und Deportierten, etc., den historischen Dokumentationen und politischen Analysen, die dem Kommunismus in Rumänien, in Osteuropa und dem postsowjetischen Raum insgesamt galten. Zu den meistgelesenen Büchern zur jüngeren rumänischen Geschichte zählen: Rommnia su regimul comunist decem rie 9 7 decem rie 989 von Dennis Deletant, veröffentlicht auf Englisch (Romania Under Communist Rule, Civic Academy Foundation, Bucharest, 1998), Cartea neagra a comunismului (Le Livre noir du communisme. Crimes, terreur, repression, Paris, 1997, Rumänische Ausgabe 1998) herausgegeben von Stephane Courtois, Dictionarul comunismului (Dictionnaire du Communisme, herausgegeben von Stephane Courtois, Paris 2007, rum. 2008), in cautarea comunismului pierdut (Auf der Suche nach dem verlorenen Kommunismus, 2001, Ion Manolescu, Paul Cernat, Angelo Mitchievici, Ioan Stanomir), gefolgt von Explorari in comunismul rommnesc (Untersuchungen im rumänischen Kommunismus, 2005, 2008, von derselben Autorengruppe), Iluzia anticomunismului. Lecturi critice ale Raportului Tismaneanu (Die Illusion des Antikommunismus. 1 Man spricht von der Fiktionalisierung des Kommunismus als einer künstlerischen Formel der jungen Schriftstellergeneration, die gegen Ende der Neunziger Jahre und vor allem nach 2000 debütiert hat. Wir haben in die vorliegende Anthologie einige Texte von Exil-Schriftstellern aufgenommen, die lange vor dessen Niedergang über den Kommunismus geschrieben haben, eben um die Diskussion über die Beziehungen zwischen dem Gedächtnis der Literatur und der Geschichte zu erweitern. Kritische Lektüren des Tismaneanu-Berichts, 2008, ein von Vasile Ernu, Costi Rogozanu, Ciprian Siulea, Ovidiu Tichindeleanu koordinierter Band), 0 istorie a comunismului fn Romania (Eine Geschichte des Kommunismus in Rumänien, Lehrbuch für Gymnasien 2008...
Aktualisiert: 2023-05-30
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Franz, Franzi, Francisc

Franz, Franzi, Francisc von Lippet,  Johann, Pop,  Traian
Johann Lippet ist der Chronist des Alltagslebens der Banater Schwa- ben in der Banater Heide. Sein genauer und kenntnisreicher Blick auf diesen Landstrich, auf die Dörfer und Menschen, ihren Alltag und ihre Erlebnisse in geschicht- strächtigen Vernetzungen mit und in ihren dörflichen Gemeinschaf- ten werden virtuos und im sprach- lich authentischen Kolorit erzählt, dokumentarisch verlässlich be- schrieben und exemplarisch am Beispiel seiner Heimatgemeinde Wiseschdia literarisch reizvoll ver- ortet. In seinen Romanen, Erzäh- lungen und auch in Gedichten entwirft Johann Lippet meisterhaft ein weitläufiges, unvergleichliches Panorama des banatschwäbischen Dorfes, erzählt facettenreich und in feinsinnig entwickelten Geschich- ten aus dem einfachen und den- noch in seinen existentiellen Widersprüchlichkeiten und Tragö- dien komplizierten Leben der Menschen in einer immer brü- chiger werdenden Idylle gefangen, einer bäuerlich geprägten Heimat, die sich – dem Untergang geweiht – unter ihren Füßen dramatisch aufzulösen beginnt. (Horst Samson) Das war’s, der Roman bleibt Fragment, weil es mir allmählich gegen den Strich geht, den Protagonisten, wie im Plot vorgesehen, siebzehnjährig eines sinn- losen Todes sterben zu lassen, ich aber auch nicht wüßte, wie die Geschichte plausibel anders enden zu lassen. Bei Veröffentlichungen von unvollendet gebliebenen Romanen aus Nachlässen wird in Nachworten über den weiteren Verlauf der Handlung und deren Ausgang spekuliert, geben Arbeitsnotizen des Autors keinen Aufschluß darüber. Um Spekulationen zum weiteren Handlungsverlauf meines Fragment gebliebenen Romans vorzubeugen, habe ich mich entschlossen, meine Notizen und Annotationen im Nachstehenden zu veröffentlichen. Die Frage, wen ein Romanfragment mit Arbeitsnotizen als Anhang in- teressieren sollte, ist natürlich berechtigt, aber wenn die Behauptung stimmt, daß Leser an Biographien über Autoren ein größeres Interesse hätten als an deren Werken, könnte es ja auch sein, daß diese Veröffentlichung auf ein größeres Interesse stößt als ein fertiggestellter Roman.
Aktualisiert: 2023-05-30
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Sätze und Texte für Richard Wagner

Sätze und Texte für Richard Wagner von Aescht,  Georg, Csejka,  Gerhardt, Dahmen,  Wolfgang, Engel,  Walter, Hehn,  Ilse, Heinz,  Franz, Herbert:,  Rudolf, Kremm,  Werner, Langner,  Ingo, Lippet,  Johann, Motzan,  Peter, Ortinau,  Gerhard, Pop Traian,  Traian, Samson,  Horst, Seiler,  Hellmut, Sienerth,  Stefan, Sterbling,  Anton, Wagner,  Richard
Zum 65. Geburtstag von Richard Wagner ist in der Zeitschrift „Spiegelun­gen“ eine Zusammenstellung unter der Überschrift „Ein Satz für Richard Wagner. Gratulationen zum 65. Geburtstag von Freunden, Weggefährten, Kollegen und guten Bekannten“ erschienen. In der ersten Hälfte des Jah­res 2017 sind zu gleichem Anlass, unter maßgeblicher Initiative der Lite­raturwissenschaftlerin Christina Rossi, sodann zwei Bücher von ihm bzw. in enger Zusammenarbeit mit ihm veröffentlicht worden. Als nachträgli­che Ergänzung und Fortsetzung dieser Vorhaben ist dieser Band entstan­den. In ihm sind nochmals die „Sätze“ für Richard Wagner in einem etwas aufgelockerteren Format und durch Graphiken des aus Perjamosch, dem Geburtsort Richard Wagners, stammenden Künstlers Walter Andreas Kirchner ergänzt, nachgedruckt. Außerdem sind darin neuere Gedichte von Richard Wagner enthalten. Schließlich sind auch literarische sowie kunsthistorische, literaturwissenschaftliche und essayistische Texte einiger zum engeren Kreis der Literaten und Literaturwissenschaftler zählender „Freunde, Weggefährten, Kollegen und guten Bekannten“ Richard Wag­ners, die sich bereitfanden, in dem etwas kurzfristig angesetzten Zeitraum, geeignete Beiträge beizusteuern, in den Band aufgenommen worden. Zum Teil handelt es sich um bereits an anderen Stellen erschienene Texte, die allerdings für diese Buchpublikation sehr passend erschienen und daher mit entsprechenden Zustimmungen übernommen wurden. Die verfügbare Zeit für die Realisierung dieses Vorhabens war auch daher etwas knapp bemessen, da es auf einen recht spontanen Vorschlag zurück­geht und spätestens zur Leipziger Buchmesse im März 2018, bei der Ru­mänien als Schwerpunktland vorgesehen ist, vorliegen sollte. Dabei geht es nicht nur darum, dass das rumänische Banat bekanntlich die Heimat Ri­chard Wagners ist und dass ein erheblicher Teil der Mitautoren dieses Ban­des ebenfalls aus Rumänien stammen, sondern dass damit auch eine fortbe­stehende, sicherlich nicht unkritische Verbundenheit mit diesem Land er­kennbar gemacht werden soll. Der Band gliedert sich in fünf Teile. Der erste Teil umfasst die Aufstellung mit den gesammelten Sätzen von Freunden, Weggefährten, Kollegen und guten Bekannten anlässlich des 65. Geburtstags von Richard Wagner. Im zweiten Teil finden sich neuere Gedichte von Richard Wagner selbst. Der dritte Teil versammelt Gedichte und Texte, der vierte Prosa und der abschließende fünfte Teil Essays und literaturwissen­schaftliche Arbeiten. Im Rahmen der einzelnen Teile sind die Beiträge in alphabetischer Reihenfolge der Namen der Mitautoren angeordnet. Bei der Herausgabe dieser Texte folgten wir dem Grundsatz, den Stil und sprachlichen Eigenwillen jedes Mitautors, soweit dies nur ging, zu respek­tieren und natürlich auch keinerlei inhaltliche oder sonstige Vorgaben, außer einer gewissen umfangsbezogenen Begrenzung, zu machen. Damit sollte ein möglichst differenziertes und zugleich authentisches Gesamtbild entstehen. Ob und inwiefern dies gelungen ist, kann allein der geneigte und kritische Leser beurteilen und entscheiden. Wir danken allen, die an diesem Vorhaben mitwirkten oder die es in der einen oder anderen Weise unterstützt haben. Unser besonderer Dank gilt dem Verleger Traian Pop, in dessen Verlag bereits eine wichtige Publika­tion mit und zu Arbeiten Richard Wagners erschienen ist und ohne dessen besonderen Einsatz dieser Band nicht hätte erscheinen können.
Aktualisiert: 2023-05-30
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Deportationen

Deportationen von Bohn,  Albert, Bossert,  Rolf, Frauendorfer,  Helmuth, Hehn,  Ilse, Lippet,  Johann, Pop Traian,  Traian, Samson,  Horst, Seiler,  Hellmut, Sterbling,  Anton, Wagner,  Richard, Waitz,  Balthasar
Deportationen, insbesondere in die Sowjetunion im Januar 1945 und in die Bărăgan-steppe im Frühsommer 1951, bilden einschneidende Geschehnisse in der wechselhaften und leidvollen Geschichte der Deutschen aus Rumänien im 20. Jahrhundert. Zugleich handelt es sich um lange Zeit in der öffentlichen Diskussion und in der Literatur im kommunistischen Rumänien tabuisierte Themen. Diese Anthologie versammelt ältere und neuere literarische Arbeiten zum Problemkreis der Deportationen, die von ehema-ligen Mitgliedern der „Aktionsgruppe Banat“ wie auch Angehörigen ihres Freundes-kreises stammen. In dem Band sind mit Gedichten oder Prosatexten: Albert Bohn, Rolf Bossert, Helmuth Frauendorfer, Ilse Hehn, Johann Lippet, Traian Pop Traian, Horst Samson, Hellmut Seiler, Anton Sterbling, Richard Wagner und Balthasar Waitz vertre-ten.
Aktualisiert: 2023-05-30
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Die Quelle informiert.

Die Quelle informiert. von Lippet,  Johann, Pop,  Traian
Johann Lippet wurde 1951 in Wels/ Österreich geboren, wohin es seine Eltern in den Wirrnissen mit Ende des II. Weltkrieges verschlagen hatte. 1956 kehrte die Familie in das Geburtsdorf des Vaters im Banat, Rumänien, zurück. Nach dem Studium der Germanistik/Rumänistik in Temeswar war Johann Lippet mehrere Jahre als Deutschlehrer tätig, von 1978-1987 als Dramaturg am Deutschen Staatstheater Temeswar. Nach seiner Ausreise 1987 Ausübung verschiedener Tätigkeiten u.a. für das Nationaltheater Mannheim, sowie für die Akademie für Ältere und die Stadtbücherei Heidelberg. Johann Lippet wurden mehrere Preise und Stipendien verliehen, seit 1998 lebt er in Sandhausen bei Heidelberg als freischaffender Schriftsteller. Buchveröffentlichungen: biographie. ein muster. Poem. Bukarest: Kriterion Verlag, 1980, so wars im mai so ist es. Gedichte. Bukarest: Kriterion Verlag, 1984; Protokoll eines Abschieds und einer Einreise oder Die Angst vor dem Schwinden der Einzelheiten. Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1990; Die Falten im Gesicht. Zwei Erzählungen. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1991; Abschied, Laut und Wahrnehmung. Gedichte. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1994;Der Totengräber. Eine Erzählung. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 1997;Die Tür zu hinteren Küche. Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2000;Banater Alphabet. Gedichte. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2001; Anrufung der Kindheit. Poem. Lyrikedition 2000, München 2003; Kapana, im Labyrinth. Reiseaufzeichnungen aus Bulgarien. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2004; Das Feld räumen.(II. Band „Die Tür zur hinteren Küche) Roman. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2005; Vom Hören vom Sehen vom Finden der Sprache. Gedichte. Lyrikedition 2000, München, 2006, Migrant auf Lebzeiten. Roman. Ludwigsburg: Pop 2008, Im Garten von Edenkoben. Gedichte. München: Lyrikedition 2000 2009, Das Leben einer Akte. Chronologie einer Bespitzelung. Heidelberg: Wunderhorn 2009, Dorfchronik, ein Roman. Roman. Ludwigsburg: Pop 2010, Der Altenpfleger. Zwei Erzählungen. Ludwigsburg: Pop 2011, Tuchfühlung im Papierkorb. Ein Gedichtbuch. Ludwigsburg: Pop 2012, Bruchstücke aus erster und zweiter Hand. Roman. Ludwigsburg: Pop 2012, Die Quelle informiert. Ein Bericht. Ludwigsburg: Pop 2014, Amei und Mari oder Nacherzähltes Leben. Ein Heimatroman. Ludwigsburg: Pop 2015, Kopfzeile, Fußzeile. Gedichte & Variationen. Ludwigsburg: Pop 2016, Wegkreuze. Beobachtete, gehörte, gelesene und andere Geschichten. Ludwigsburg: Pop 2017, Franz, Franzi, Francisc. Romanfragment. (Nebst Arbeitsnotizen und Annotationen). Ludwigsburg: Pop 2019, Beziehungsweise(n). Gedichte&Geschichten. Ludwigsburg: Pop 2021. Übersetzungen: Petre Stoica: Aus der Chronik des Alten, Gedichte. Ausgewählt und aus dem Rumänischen übersetzt von Johann Lippet. Heidelberg: Verlag Das Wunderhorn, 2004 Debütpreis des rumänischen Schriftstellerverbandes (1980), Adam Müller-Guttenbrunn-Förderpreis für Prosa (Temeswar) (1980), Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturpreis für Lyrik (Temeswar) (1983), Deutscher Sprachpreis (Mit Gerhardt Csejka, Helmuth Frauendorfer, Klaus Hensel, Herta Müller, Werner Söllner, William Totok und Richard Wagner (1989), Arbeitsstipendien des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg (1991/1995/1999), Preis des Landes Baden-Württemberg für Der Totengräber (Autor und Verlag) (1997), Stipendiat des Künstlerhauses Edenkoben (1998), Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2001), Literaturstipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg (2003), Preis des Landes Baden-Württemberg (1998), Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung (2001). . Lieferbare Titel von Johann Lippet Migrant auf Lebzeiten, Roman (EPIK- Sammlung) 226 Seiten, ISBN: 978-3-937139-56-2 €[D]15,90 Dorfchronik, ein Roman, (EPIK- Sammlung) 789 Seiten, ISBN: 978-3-937139-99-9 €[D]25,90 Der Altenpfleger, Zwei Erzählungen. (EPIK- Sammlung) 259 Seiten, ISBN: 978-3-86356-012-6 €[D] 13,20, Tuchfühlung im Papierkorb. Ein Gedichtbuch. (Lyrik- Sammlung) 168 Seiten, ISBN: 978-3-86356-034-8 €[D] 17,20 BAWÜLON – Süddeutsche MATRIX für Literatur und Kunst, Nr. 4/2011 (4). 114 Seiten, ISSN: 2192-3809; €[D] 7,00 • Johann Lippet 60 • Johann Fischart • Renarius Flabellarius (Fischart-Fan, id est Rainer Wedler) • Hellmut Seiler • Johann Lippet *„Wir werden wie im Märchen sterben“, Aktionsgruppe Banat * Dieter Scherr • Safiye Can • Norbert Sternmut • Ferdinand Wedler • Carsten Piper • Uli Rothfuss • Rainer Wedler • Henning Schönenberger • Barbara Zeizinger u.a. Bruchstücke aus erster und zweiter Hand. Roman. (Epik- Sammlung) 251 S. ISBN: 978-3-86356-050-8 €[D] 15,00 Horst Samson (Hrsg.): Heimat – gerettete Zunge. Visionen und Fiktionen deutschsprachiger Autoren aus Rumänien. Eine literarische Begegnung. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Wolfgang Schlott. (UNIVERSITAS Sammlung) 373 S. ISBN: 978-3-86356-051-5, € [D] 25.00 Kopfzeile, Fußzeile.Gedichte&Variationen. Pop Lyrik. 70 Seiten, ISBN 978-3-86356-140-6, 13,80€ Wegkreuze. Beobachtete, gehörte, gelesene und andere Geschichten. ISBN: 978-3-86356-180-2, 102 Seiten, 13,80€ Franz, Franzi, Francisc. Romanfragment. (Nebst Arbeitsnotizen und Annotationen). Die POP-Verlag-Epikreihe, Bd. 100, 176 Seiten, ISBN: 978-3-86356-246-5; € [D]16,90 Beziehungsweise(n). Gedichte & Geschichten. Reihe Epik Bd. 115, 185 Seiten, ISBN: 978-3-86356-307-3; € [D]18,50
Aktualisiert: 2023-05-30
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Migrant auf Lebzeiten

Migrant auf Lebzeiten von Lippet,  Johann
Vertriebener, Aussiedler, Ausgewanderter, Emigrant. Welche Bezeichnung traf auf ihn zu? Diese Frage stellt sich der Schriftsteller Johann Linz, als die Fügung von Zufällen dazu führt, daß er 1997, nach zehn Jahren, ins Banat, Rumänien, reist, wo er fast vier Jahrzehnte gelebt hatte. Bis dahin hatte er sich immer wieder vorgestellt, wie es sein würde, wenn er mal nach Rumänien fährt, sein Vorhaben aber stets an Bedin-gungen geknüpft, nach dem Muster: Wenn., dann ja. Mit Antritt der Reise ist dieser Teufelskreis durchbrochen, und er hofft mit sich ins reine zu kommen, mit seinen Er-innerungen, die er all die Jahre verdrängt hatte. Nach Verlust seines Arbeitsplatzes und dem Streit mit seiner Frau zieht er kopfüber von zu Hause aus, weiß anfangs nicht wohin, entscheidet sich schließlich für eine Pension in der Pfalz. Diese Gegend kennt er aus dem Roman eines Schriftstellerkol-legen, der sie für Aussteiger empfiehlt. Sein Versuch, hier einen Roman über das Land seiner Herkunft und sein Leben dort zu schreiben, scheitert. Trotz vieler Bedenken entschließt er sich, nach Rumänien zu fahren. Während der abenteuerlichen Busreise, die fast 24 Stunden dauert, bietet sich ihm Gelegenheit, darüber nachzudenken, was er unter anderen Umständen weiterhin verdrängt hätte: sein Verhältnis zu dem Land, das er hatte verlassen müssen, sein Verhältnis zur ba-natschwäbischen Bevölkerung, der er entstammt, sein Verhältnis zu ehemaligen Schriftstellerkollegen. Von Temeswar aus, wo ihm eine befreundete rumänische Familie ihr Appartement zur Verfügung stellt, reist er mit dem Zug an Orte der Erinnerung. Er besucht sein Heimatdorf, in dem von der ursprünglichen deutschen Bevölkerung niemand mehr wohnt, da alle nach Deutschland ausgewandert sind. Der Besuch des Friedhofs ist Anlaß, die Geschichte des Dorfes und seiner Bewohner vor dem inneren Auge noch einmal Revue passieren zu lassen. Eine andere Reise führt ihn zu seiner Jugendlie-be aus der Gymnasialzeit, da er nach so vielen Jahren das Bedürfnis hat, einige Din-ge mit ihr zu klären. Er unternimmt Streifzüge durch Temeswar und entdeckt, auch anhand von Büchern, auf die er zufällig stößt, die Geschichte der Stadt für sich neu. Mit dieser Stadt verbinden ihn schmerzhafte Erinnerungen, aber auch die Liebesge-schichte mit seiner Frau, die er sich noch einmal vergegenwärtigt. Er kommt zu Einsicht, daß er wohl ein Leben lang Migrant zwischen zwei Welten bleiben wird, daß er dies akzeptieren muß, wenn ihm ein Neubeginn, auch als Schriftsteller, gelingen soll.
Aktualisiert: 2023-05-30
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