Das erste Heft nach dem Zehn-Jahres-Jubiläumsheft führt die von Gründungsherausgeber Carl Aigner begonnene programmatische Ausrichtung der Zeitschrift auf Photographie und Medienkunst im Kontext der Bildenden Kunst und der neueren Entwicklungen fort, ebenso die bisherige Heftstruktur:
Im Farbteil stellen wir vier KünstlerInnen mit teilweise Erstpräsentationen ihrer neuesten Werke vor. Alle vier haben die Bildauswahl selbst getroffen und ihr Präsentationskonzept zusammen mit den AutorInnen erarbeitet. Diese enge Beteiligung der KünstlerInnen an der Entstehung unserer artist pages ergibt deren ganz eigenen Charakter, der wesentlich zur corporate identity von EIKON, ein Magazin für und mit KünstlerInnen zu sein, beiträgt. Nicht nur über den Text, sondern auch über die gestalterische Ebene können Sie sich dem jeweiligen Werk nähern, wobei wir Ihnen die Intensität und die Freude wünschen, die wir im Dialog mit den KünstlerInnen erleben konnten.
Besonders freuen wir uns über den Beitrag des berühmten Pariser Künstlerduos Pierre et Gilles. Dessen medienübergreifender Diskurs zwischen Photographie und Malerei führt genau jene Reflexionen fort, die seit Beginn Bestandteil von EIKON sind; zu erinnern ist an das Heft 4 aus dem Jahre 1992 mit dem Themenschwerpunkt Multimedialität, Intermedialität und Transmedialität. Es folgen zwei jüngere Positionen:
Der als Villa-Romana-Preisträger derzeit in Florenz lebende Düsseldorfer Hannes Norberg hat einen neuen Ansatz zur abstrakten Photographie entwickelt, der in diesem Umfang hier erstmals vorgestellt wird. Tamara Grcic, in Frankfurt lebend, analysiert in ihren Photographien und Filmen unsere alltäglichen Lebensbedingungen, wobei es ihr gelingt, zurückhaltende, sensible Porträts zu schaffen und sich dem unverstellt Wesentlichen anzunähern.
Bei dem in Wien ansässigen Künstler Peter Dressler läßt sich anschaulich nachvollziehen, daß gerade durch die Zusammenstellung von Arbeiten, die Kombination, die Festlegung der Größenverhältnisse, die Montage auf einer Seite und die Abfolge dieselbe Geschichte immer wieder unterschiedlich akzentuiert und damit anders erzählt werden kann. So unterschiedlich, wie die räumliche Präsentation von Dresslers Serie Bleibende Werte letztes Jahr im Fotohof Salzburg und im Rupertinum Salzburg war, so unterschiedlich ist auch die zweidimensionale Präsentation in EIKON und in einem Buch der Edition Fotohof.
Nach den Hauptbeiträgen folgt die in loser Folge erscheinende Rubrik Forum. Hier finden Sie die von Barbara Catoir anläßlich der Verleihung des Konrad-von-Soest-Preises an Barbara Klemm gehaltene Rede abgedruckt, wobei die Journalistin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über die präzise Beschreibung der Arbeiten auch indirekt ein sensibles Porträt der grande dame der Reportagephotographie zeichnet. Des weiteren bringen wir unsere Anteilnahme am Ableben zweier Mitglieder der internationalen Photographieszene – Inge Morath und Reinhold Mißelbeck – mit Nachrufen zum Ausdruck. Nicht leicht fiel uns die Auswahl von Artikeln zu Ausstellungen und Rezensionen angesichts des seit den letzten Jahren anhaltenden boom der Photographie und Medienkunst. Neben AutorInnen, die schon viele Jahre für EIKON schreiben, konnten neue hinzugewonnen werden, darunter sehr namhafte AICA-KollegInnen (Association internationale des critiques d’art) wie auch noch unbekannte AutorInnen.
Den Photomarkt wird künftig Claudia Herstatt, ein Begriff durch ihre Kritiken für Die Zeit und das Handelsblatt, für Sie beobachten. Wie immer finden Sie im Serviceteil Nachrichten über Hochschulen und Photoinstitutionen, zudem Preisausschreibungen und -vergaben (Glückwunsch besonders an Harry Weber, der den Großen Österreichischen Staatspreis für Künstlerische Fotografie erhielt, weil er das Selbst- und das Fremdbild der Österreicher geprägt hat!) sowie den bewährten Veranstaltungskalender, der Ausstellungen zur Photo- und Medienkunst auf nationaler und internationaler Ebene auflistet. Diesen Kalender aktualisieren wir für Sie regelmäßig auf unserem website (http://www.eikon.at).
Mit der Internet-Ausgabe von EIKON stehen wir im Verbund von fotonet.at, der On-line-Plattform für Photographie in Österreich, wo Sie nach PhotographInnen recherchieren können, links zu anderen Photoinstitutionen in Österreich finden und darüber hinaus seit neuestem auch die Möglichkeit haben, Photobücher – darunter unsere letzten EIKON Sonderdrucke zu Walter Niedermayr und Hiroshi Sunairi – im WWWzu bestellen. Die gesamten EIKON-Aktivitäten könnten nicht ohne zahlreiche Unterstützung bewältigt werden. Den KünstlerInnen und AutorInnen danken wir für anregende Gespräche, informative Hinweise und für ihre Beiträge.
Des weiteren möchten wir uns besonders bei der Kunstsektion des Bundeskanzleramts und dem Photobeirat, bei Rainer Dempf von buero8, Karl Schneller von der Druckerei Remaprint sowie Roland Neugebauer bedanken. Neu eingeführt haben wir das Volontariat bei EIKON, das Studierenden angeboten wird. Zu danken ist den bisherigen VolontärInnen: Christina Aigner, Jasmin Al-Kattib, Simone Czelecz, Naoko Kaltschmidt, Friedrich Niklas, Maria Schindelegger, Herbert Schnepf, Bernhard Siebert, Martina Smutny, Marlies Staudacher und Marion Weisz. Und last but not least Dank an alle weiteren Kollegen: Katrin Kastowsky, Marek Zelechowski und Claudia Zelz.
Auch in diesem Jahr werden wir wieder auf zahlreichen Messen vertreten sein, wo Sie nicht nur unsere Magazine, Sonderdrucke und Editionen ansehen, sondern uns auch – worüber wir uns sehr freuen würden – in einem persönlichen Gespräch kennenlernen können. Erstmalig dabei sind wir bei der kölnphoto, dann finden Sie uns auf der Art Frankfurt, der LISTE, Messe für junge Kunst in Basel, der Art Basel, dem Art Forum Berlin, der Art Cologne und der kunst wien. In Köln zeigen wir erstmals unsere jüngste Photoedition Forest des englischen shooting star Paul M. Smith, auf der er selbst mehrmals redupliziert dargestellt ist und so in der Tradition von Suchbildern ein ironisches Versteckspiel in einem Wald inszeniert. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihren Entdeckungen auf dieser Photographie sowie viel Freude bei der Lektüre dieses Heftes und bei Ihren Streifzügen durch die Kunstszene! Andrea Domesle
Aktualisiert: 2019-06-18
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Mit EIKON – Nummer 45 starten wir in den vierzehnten Jahrgang unseres Periodikums. Wie immer stehen auch in dieser neuen Ausgabe die künstlerischen Positionen programmatisch im Hinblick auf den support von KünstlerInnen und deren Werken im Vordergrund, wobei es sich hierbei in der Regel zumeist um Erstveröffentlichungen handelt.
In unseren Farbbeiträgen dürfen wir Ihnen verschiedene Positionen zur klassischen Photographie vorstellen. Der junge in Dänemark geborene und in Finnland arbeitende Photograph JOAKIM ESKILDSEN verbindet mit seinen Arbeiten drei Leitthemen: Menschen, Natur und Mystik, die er im Sinne eines unmittelbaren substantiellen (Er)Lebens intuitiv in ihrer Realität erfasst. Im Anschluß stellen wir Ihnen mit dem türkischen Künstler MERIH AKOGUL, der auch als Lehrbeauftragter an der Fakultät für Bildende Künste an der Marmara Universität in Istanbul tätig ist, einen höchst vielfältigen Photographen vor, welcher sowohl konzeptuell-medienreflexive als auch sozial engagierte Projekte verfolgt. In einem Interview mit dem österreichischen Photographen und Maler MARTIN EITER versucht Johanna Hofleitner, Differenzen und Parallelen speziell dieser beiden Ausdrucksmedien zu erörtern. Der österreichische Photograph und Chemiker WOLFGANG RAFFESBERG überträgt seinen in einem aufwendigen handwerklichen Prozeß bearbeiteten archivarischen Fundus mit Mitteln der klassischen Photographie auf Aquarellpapier, um die Reize der Oberflächenstruktur erhalten und erweitert zu können. ROGER PALMER, in England geboren, lehrt am Department of Fine Art Photography der Glasgow School of Art. Seine in Schwarzweiß gehaltenen Photographien entstanden auf seinen vielzähligen Reisen durch die ehemaligen britischen Kolonien auf der Suche nach kolonialer Vergangenheit und unmittelbar erfahrener Gegenwart. Abschließend präsentieren wir den in Los Angeles lebenden „Lichtkünstler“ JAMES WELLING, seit 1995 Professor an der University of California – Department of Art ist, und der in seinen Arbeiten von der Selbstreflexion seiner Objekte ausgeht, ein Umstand, der auch in der Auswahl seiner Motive ihren Niederschlag findet.
Der Serviceteil beginnt in der Rubrik Forum mit den Nachrufen auf zwei kürzlich verstorbene große Persönlichkeiten der photographischen Kunstwelt. Am 28. Dezember 2003 verstarb mit OTTO BREICHA der „seit in den letzten vierzig Jahren wesentlichste österreichische Experte auf dem Bereich der Photographie“ (Carl Aigner) einundsiebzigjährig in Wien. Breicha, der als Kunsthistoriker, Publizist, Museumsleiter und Kulturmanager tätig war, organisierte von 1969 bis 1974 als Direktionsmitglied das Avantgardefestival „steirischer herbst“ und gründete 1966 gemeinsam mit Gerhard Fritsch die Zeitschrift „protokolle“ als „Revue“ für Literatur, bildende Kunst und Kunsttheorie, die er bis zu deren Einstellung 1997 auch herausgab. Wesentlich prägte er die Salzburger Landessammlungen Rupertinum, deren Leiter er knapp zwanzig Jahre lang war, und das Grazer Kulturhaus, wo er als spiritus rector fungierte. Der Nachruf zu Otto Breicha wurde von Margit Zuckriegl verfasst. Der zweite von Roland Berg geschriebene Nachruf ist der umstrittenen Persönlichkeit von HELMUT NEWTON gewidmet. Newton verstarb dreiundachtzigjährig am 11. Februar 2004 bei einem Autounfall in Los Angeles. Der 1920 als Sohn eines jüdischen Fabrikanten geborene Künstler emigrierte 1938 nach Singapur und anschließend nach Australien. Berühmt wurde er vor allem durch seine Mode-, Portrait- und Aktphotographien. Während seine Arbeiten in vielen großen Museen der Welt gezeigt werden, werfen ihm seine Kritiker Frauenfeindlichkeit vor. Erst vor wenigen Monaten hatte Newton selbst mehr als 1.000 Werke aus seinem umfangreichen Archiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben. Die Arbeiten sollen ab Juni in wechselnden Ausstellungen in der ehemaligen Kunstbibliothek am Bahnhof Zoo zu besichtigen sein.
Der Ausstellungsteil startet mit einem Blick auf die PLASTISCHEN FOTOGRAFIEN von RALF PETERS und präsentieren Ihnen anschließend eine internationale Gruppenausstellung zum Thema Körper, die gerade in der Wiener GENERALI FOUNDATION stattfindet. Einen wesentlichen Beitrag zur photographischen Geschichtsforschung liefert das DEUTSCHE HISTORISCHE MUSEUM IN BERLIN (DHM) mit seiner historischen Ausstellung FOTOGRAFIEN ZUR DEUTSCHE GESCHICHTE ZWISCHEN 1880 BIS 1989. Gislind Nabakowski präsentiert zwei umfangreiche Ausstellungen des ZENTRUMS FÜR KUNST UND MEDIENTECHNOLOGIE IN KARLSRUHE (ZKM): Die erste Schau FAST FORWAR –MEDIA ART von über siebzig Videos, Videoinstallationen und Filmen konnte nur in Kooperation mit einer der bedeutendsten Privatsammlerinnen in dem Bereich der Videokunst, Ingvild Goetz, realisiert werden. Die zweite Ausstellung, UNKNOWN QUANTITY, befasste sich mit der Arbeit des Karlsruher Filmkünstlers ANDREI UJICA und des Medienkünstlers JOHANNES FISCHER. Lediglich in ihrem religiösen Kontext verständlich sind die Aufnahmen der Pilgerwege „Jakobsweg“ nach Santiago de Compostela in Spanien, Qoyllur Riti, eine Hochebene in den peruanischen Anden und Kailash, der Heilige Berg im Westen Tibets des Photographen CHRISTOPH LINGG und der Autorin SUSANNE SCHABER. Für das FOTOFORUM WEST in Innsbruck präsentiert Nora Theiß Photographien von CLOE POTTER, die mit ihren neuesten Werken ihre Serie über männliche „Odalisken“ fortsetzt. Mit der größten Sonderausstellung seit dem Umzug in das Wiener MuseumsQuartier greift das MUSEUM DER MODERNEN KUNST – SAMMLUNG LUDWIG mit seiner Ausstellung X-SCREEN ein bislang kunsthistorisch erst bruchstückhaft bearbeitetes Thema auf: Das filmische Projektionsfeld und die Verbindung von Kunst und Kino in den Sechziger- und Siebziger Jahren.
In der Rubrik Institutionen stellen wir Ihnen den RAUM FÜR FOTOGRAFIE auf SCHLOSS WEINBERG in Oberösterreich und den FOTO K WERKRAUM in Wien vor. Im Bereich der Buchrezensionen präsentiert zunächst Gislind Nabakowski MARY ELLEN MARKS Arbeiten zum Thema TWINS. Ronald Bergs Auseinandersetzung zu dem eschatologischen Essays UWE JOCHUMS, KRITIK AN DEN NEUEN MEDIEN greift aktuelle Fragestellungen zum Thema Cyberspace auf. Die acht Jahre nach der Erstveröffentlichung von ROSWITHA MUELLERS Monographie entstandene deutsche Übersetzung zu VALIE EXPORT wird von Ursula Probst kritisch erläutert.
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