Pier Paolo Pasolinis Interventionen im Kontext der Debatte um die Legalisierung der Abtreibung in Italien, die Mitte der 1970er Jahre unter Beteiligung zahlreicher Intellektueller ihren Höhepunkt und 1978 zur Verabschiedung der Legge 194 geführt hatte, waren damals extrem verstörend, sie sind es heute noch. Pasolinis Thalassa-Brief, den wir hier erstmals auf Deutsch veröffentlichen, reagiert auf die Empörung, aber auch den Hohn, den sein Artikel Sono contro l’aborto, der eine Woche zuvor, am 19. Januar 1975, im Corriere della Sera erschienen war, ausgelöst hatte. Der in vielerlei Hinsicht schwer lesbare Brief zeugt davon, wie Pasolini die zum Teil sehr aggressiv formulierten Anfechtungen von Seiten verschiedener linker Intellektueller als eine für ihn schmerzhafte, ja quasi lebensbedrohende Anfeindung erlebt hat. Zwei Gesten sind dafür in diesem Brief besonders bezeichnend: Erstens der weitgehende Verzicht auf Argumente, um die eigene Position zu verteidigen; stattdessen nimmt Pasolini den Diskurs seiner Gegner an einzelnen Wendungen auf, nimmt deren rhetorische Polemik wörtlich, führt gleichsam auf hysterische Weise deren »tödliche« Wirkung vor. Zweitens führt Pasolini die Psychoanalyse ins Feld, allerdings nicht in analysierendem Gestus, sondern als geisterhaft herbeizitierte Fürsprecherin. Im Kontext der Auseinandersetzung mit Ferenczis bioanalytischen Ansätzen und den bioanalytischen Aspekten in Freuds Werk, die zeitgleich in der Doppelnummer Bionanalysen I und II des RISS Magazins erscheinen, wollen wir uns Pasolinis Traum vom intrauterinen Glück des Fötus und seiner Suche nach einem Schutz für diesen Traum bei der Psychoanalyse kritisch zuwenden.
Aktualisiert: 2023-06-15
Autor:
Cornelia Barber,
Marcus Coelen,
Judith Kasper,
Aaron Lahl,
Federico Leoni,
Stanislao Nievo,
Pier Paolo Pasolini,
Karl-Josef Pazzini,
Gianluca Solla,
Fabien Vitali,
Mai Wegener
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Die Frage nach dem Wahn ist wesentlich eine Frage nach der Grenze. Dies aber nicht nur in dem Sinne, dass eine Grenze aufgesucht und als Schutz vor den Verführungen und Beängstigungen des Wahns fixiert wird. Die Grenzziehung wird selbst zum Problem; sie steht in ihrer für den Wahn konstitutiven Funktion zur Verhandlung an. War in einem ersten Band (2005) der weite Horizont des Wahns skizziert und ausgeleuchtet, so sollen nun, in einem zweiten Schritt, die Frage zugespitzt und in exemplarischen Untersuchungen wahnhafte Verfahren analysiert werden. Mode, Politik, Kunst, kulturelle Riten, Psychiatrie, Bildungskonzepte, psychoanalytisches Setting und Literatur kommen unter unterschiedlichen theoretischen Optionen zur Sprache.
So unterschiedlich die Gegenstände und die analysierenden Darstellungsverfahren auch sind, so sind sie doch durch eine Fragestellung verbunden: Ob das, was als ›Wahn‹ sich abzeichnet und als Gegenstand eines Wissens gefasst werden kann, nicht auch im eigenen Vorgehen wirksam ist - eine Wirksamkeit entfaltet, die für die Aktivitäten des Subjekts und der Institutionen notwendig ist und zugleich bearbeitet werden muss.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Der »Bologna-Prozess« hat zu einer umfassenden Strukturreform des Hochschulwesens geführt. Massive öffentliche Kritik entzündet sich insbesondere am Bachelor-/Master-System mit seiner starken Ausbildungsorientierung. Die Universität muss jedoch auch ganz andere gesellschaftliche Zwecke erfüllen. Wie kann sie - gegen den neoliberalen Zeitgeist - weiterhin ihrem Auftrag zur Mitgestaltung einer humanen, toleranten und friedlichen Welt gerecht werden?
Der Band zeichnet aus historischer, philosophischer, pädagogischer sowie sozialpolitischer Perspektive ein kritisches Bild der Universität der Gegenwart.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Wie kann etwas Einzigartiges formuliert werden? »Rücksicht auf Darstellbarkeit« nennt Sigmund Freud ein Arbeitsprinzip unserer Psyche. Es verwandelt einen unbewussten Gedanken in sinnliche Bilder, wie sie uns im Traum erscheinen. Diese »Rücksichtnahme« bedeutet zugleich eine Entstellung, ja Zensur des unbewussten Gedanken. Doch ist diese Art von Übersetzung der einzige Weg zum nicht anders Sagbaren und Fassbaren. Literatur, bildende Kunst, ja Kommunikationsmedien überhaupt kommen nicht ohne dieses Prinzip aus, wenn sie etwas von dem darstellen wollen, was uns bewegt. Der Band versammelt Studien, die sich mit dem Darstellungsproblem aus Perspektiven der Literatur- und Medienwissenschaft sowie der Psychoanalyse beschäftigen.
Mit Beiträgen u.a. von Marianne Schuller, Peter Widmer, Norbert Haas, Antonello Sciacchitano und Jean Clam.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Zeitschrift für Kulturwissenschaften dient als kritisches Medium für Diskussionen über Kulturbegriffe, die Kulturwissenschaften und deren methodische Verfahren. Ausgehend vom internationalen Stand der Forschung werden kulturelle Phänomene gleichermaßen empirisch konzis wie theoretisch avanciert.
In Wünschen nach Heil(em) steckt die Sehnsucht nach Ganzheit, Vitalität, Genesung oder Erlösung. Das Heft nimmt heterogene Inszenierungen des »Heils« als Austragungsorte kulturellen Widerstreits in den Blick. Welche gesellschaftlichen Tendenzen werden in solchen Inszenierungen verhandelt oder imaginär stillgelegt - und was hat das für politische Konsequenzen? Das »Versprechen« des Heils wird in seiner Doppeldeutigkeit untersucht: als Verheißung und als Fehlleistung. Denn einzulösen ist das In-Aussicht-Gestellte sicher nicht. Versprochen ist versprochen.
Mit einer Übersetzung von Hélène Clastres »La terre sans mal« (Auszug).
Aktualisiert: 2023-06-09
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Der »Bologna-Prozess« hat zu einer umfassenden Strukturreform des Hochschulwesens geführt. Massive öffentliche Kritik entzündet sich insbesondere am Bachelor-/Master-System mit seiner starken Ausbildungsorientierung. Die Universität muss jedoch auch ganz andere gesellschaftliche Zwecke erfüllen. Wie kann sie - gegen den neoliberalen Zeitgeist - weiterhin ihrem Auftrag zur Mitgestaltung einer humanen, toleranten und friedlichen Welt gerecht werden?
Der Band zeichnet aus historischer, philosophischer, pädagogischer sowie sozialpolitischer Perspektive ein kritisches Bild der Universität der Gegenwart.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Bildung, so wird behauptet, sei zu einer zentralen Ressource geworden, die besser gefördert werden müsse. Der tief greifende Umbau von Schule und Universität gehorcht diesem ökonomischen Imperativ und verkehrt die Bildungsinstitutionen in berufspragmatisch ausgerichtete Lernanstalten. Der Lehrer wird zum apparativ-instrumentellen Faktor - als »Coach«, »Moderator« oder »Lernarrangeur«.
Jedoch: Lehren und Lernen sind nicht auf den apparativ geregelten Austausch von Daten reduzierbar. Bildung ist auf Beziehungen zwischen Subjekten, auf Affekte, Wünsche und Erfahrungen angewiesen. »Lehren bildet?« nimmt dieses Geflecht in seiner Rätselhaftigkeit aus verschiedenen Perspektiven in den Blick, um der »Bildungsreform« kritisch und produktiv zu begegnen.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Das Thema Mobilität ist eine der zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Seine Dynamik betrifft die Gesellschaft ebenso wie die Umwelt und das Leben jedes Einzelnen. Welche pädagogischen und didaktischen Antworten gibt das Bildungssystem darauf?
Der Sammelband »DENK(T)RÄUME Mobilität« enthält Beiträge des gleichnamigen Symposiums der Autostadt GmbH in Wolfsburg vom 9. Dezember 2004, bei dem Wissenschaftler und Fachdidaktiker aus den Bereichen Kunst, Physik, Philosophie, Theater und Spiritualität das Thema Mobilität aus ihrer jeweiligen Perspektive betrachteten. Den Impuls für das Symposium gab das Curriculum Mobilität, die innovative Lehrplanentwicklung des Landes Niedersachsen, das die traditionelle Verkehrserziehung abgelöst hat; es dient der Autostadt als Basis ihres pädagogischen Programms, das den niedersächsischen Schulen zuarbeitet. Der Band macht deutlich, dass das wegweisende Konzept des Curriculum Mobilität auch unter bundesweiter Perspektive Vorbildcharakter haben könnte.
Unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Karl-Josef Pazzini und Christian Wiesmüller; Kreativdirektion Maria Schneider; Projektleitung Carmen Scher.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Zeitschrift für Kulturwissenschaften dient als kritisches Medium für Diskussionen über Kulturbegriffe, die Kulturwissenschaften und deren methodische Verfahren. Ausgehend vom internationalen Stand der Forschung werden kulturelle Phänomene gleichermaßen empirisch konzis wie theoretisch avanciert.
In Wünschen nach Heil(em) steckt die Sehnsucht nach Ganzheit, Vitalität, Genesung oder Erlösung. Das Heft nimmt heterogene Inszenierungen des »Heils« als Austragungsorte kulturellen Widerstreits in den Blick. Welche gesellschaftlichen Tendenzen werden in solchen Inszenierungen verhandelt oder imaginär stillgelegt - und was hat das für politische Konsequenzen? Das »Versprechen« des Heils wird in seiner Doppeldeutigkeit untersucht: als Verheißung und als Fehlleistung. Denn einzulösen ist das In-Aussicht-Gestellte sicher nicht. Versprochen ist versprochen.
Mit einer Übersetzung von Hélène Clastres »La terre sans mal« (Auszug).
Aktualisiert: 2023-06-09
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Zwischen institutionell abgegrenzten Bereichen des Wahns und des Wissens gibt es Interferenzen, wechselseitige Kontaminationen. Das betrifft das Selbstverständnis einer Gesellschaft, die sich als »Wissensgesellschaft« etikettiert. Es gibt jedoch kein verlässliches Wissen über das Wissen. Das heißt zugleich, dass es kein gesichertes Wissen über den Wahn gibt, die Grenze zum Wahn nicht eindeutig zu ziehen ist. Wahn beginnt möglicherweise sich als das abzuzeichnen, was das Wissen und die Institutionen seiner Bildung von innen heraus infiziert. Aus literatur- und erziehungswissenschaftlichen, philosophischen, wissenschafts- und rechtshistorischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Diskursen werden solche Infektionen erörtert.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Das Thema Mobilität ist eine der zentralen Herausforderungen der Gegenwart. Seine Dynamik betrifft die Gesellschaft ebenso wie die Umwelt und das Leben jedes Einzelnen. Welche pädagogischen und didaktischen Antworten gibt das Bildungssystem darauf?
Der Sammelband »DENK(T)RÄUME Mobilität« enthält Beiträge des gleichnamigen Symposiums der Autostadt GmbH in Wolfsburg vom 9. Dezember 2004, bei dem Wissenschaftler und Fachdidaktiker aus den Bereichen Kunst, Physik, Philosophie, Theater und Spiritualität das Thema Mobilität aus ihrer jeweiligen Perspektive betrachteten. Den Impuls für das Symposium gab das Curriculum Mobilität, die innovative Lehrplanentwicklung des Landes Niedersachsen, das die traditionelle Verkehrserziehung abgelöst hat; es dient der Autostadt als Basis ihres pädagogischen Programms, das den niedersächsischen Schulen zuarbeitet. Der Band macht deutlich, dass das wegweisende Konzept des Curriculum Mobilität auch unter bundesweiter Perspektive Vorbildcharakter haben könnte.
Unter wissenschaftlicher Mitarbeit von Karl-Josef Pazzini und Christian Wiesmüller; Kreativdirektion Maria Schneider; Projektleitung Carmen Scher.
Aktualisiert: 2023-06-09
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»sense&cyber« - dieses ehrgeizige Modellprojekt erprobt die Integration neuer Medien-Technologie in die Praxis von Kunstschulen - seine Ergebnisse sind jedoch für den Kunstunterricht generell von größtem Interesse.
An verschiedenen Orten mit individuellen Ansätzen unter unterschiedlichen Bedingungen kreisen Methoden, Konzepte und Inhalte um einen von der Kunst her gedachten Begriff von »Medium« und eröffnen dabei Möglichkeiten, ästhetische Bildung im Kontext »neuer« Medien »neu« zu denken.
Die vorliegende Dokumentation findet mit Hilfe einer innovativen, im Prozess entwickelten Forschungsmethode eine Darstellungsweise, die der Vielgestaltigkeit des Projekts und der Vielstimmigkeit der Beteiligten - nicht zuletzt durch die beiliegende Hypermedia-DVD - Rechnung trägt.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Vor Kunst findet unfreiwillig Bildung statt - und nicht nur dort. Allerdings kann man sie hier eher bemerken als im Alltag, wo Bilder dauernd einfallen. Dies ist weder zu stoppen noch mit Präzision zu fördern. Die psychoanalytische Erfahrung zeigt jedoch: Eingefallene Bilder können nicht nur bilden, sondern ebenso zu Verhärtungen bis zur Dummheit führen. Der notwendige Schutz durch Einbildungen kann zu einer zu großen Distanz zur Welt, zu eingebildeter Autonomie und Souveränität führen, so dass unbewusste Schutzbilder kaum noch neue Erfahrungen zulassen.
In diesem Band geht es ums Durchbrechen und Loslassen, um Enteignung, Verzicht, Umwandlung, Auflösung, Schwingung, Umbau und Vorbilder.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Vor Kunst findet unfreiwillig Bildung statt - und nicht nur dort. Allerdings kann man sie hier eher bemerken als im Alltag, wo Bilder dauernd einfallen. Dies ist weder zu stoppen noch mit Präzision zu fördern. Die psychoanalytische Erfahrung zeigt jedoch: Eingefallene Bilder können nicht nur bilden, sondern ebenso zu Verhärtungen bis zur Dummheit führen. Der notwendige Schutz durch Einbildungen kann zu einer zu großen Distanz zur Welt, zu eingebildeter Autonomie und Souveränität führen, so dass unbewusste Schutzbilder kaum noch neue Erfahrungen zulassen.
In diesem Band geht es ums Durchbrechen und Loslassen, um Enteignung, Verzicht, Umwandlung, Auflösung, Schwingung, Umbau und Vorbilder.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Zwischen institutionell abgegrenzten Bereichen des Wahns und des Wissens gibt es Interferenzen, wechselseitige Kontaminationen. Das betrifft das Selbstverständnis einer Gesellschaft, die sich als »Wissensgesellschaft« etikettiert. Es gibt jedoch kein verlässliches Wissen über das Wissen. Das heißt zugleich, dass es kein gesichertes Wissen über den Wahn gibt, die Grenze zum Wahn nicht eindeutig zu ziehen ist. Wahn beginnt möglicherweise sich als das abzuzeichnen, was das Wissen und die Institutionen seiner Bildung von innen heraus infiziert. Aus literatur- und erziehungswissenschaftlichen, philosophischen, wissenschafts- und rechtshistorischen, psychiatrischen und psychoanalytischen Diskursen werden solche Infektionen erörtert.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Bildung, so wird behauptet, sei zu einer zentralen Ressource geworden, die besser gefördert werden müsse. Der tief greifende Umbau von Schule und Universität gehorcht diesem ökonomischen Imperativ und verkehrt die Bildungsinstitutionen in berufspragmatisch ausgerichtete Lernanstalten. Der Lehrer wird zum apparativ-instrumentellen Faktor - als »Coach«, »Moderator« oder »Lernarrangeur«.
Jedoch: Lehren und Lernen sind nicht auf den apparativ geregelten Austausch von Daten reduzierbar. Bildung ist auf Beziehungen zwischen Subjekten, auf Affekte, Wünsche und Erfahrungen angewiesen. »Lehren bildet?« nimmt dieses Geflecht in seiner Rätselhaftigkeit aus verschiedenen Perspektiven in den Blick, um der »Bildungsreform« kritisch und produktiv zu begegnen.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Frage nach dem Wahn ist wesentlich eine Frage nach der Grenze. Dies aber nicht nur in dem Sinne, dass eine Grenze aufgesucht und als Schutz vor den Verführungen und Beängstigungen des Wahns fixiert wird. Die Grenzziehung wird selbst zum Problem; sie steht in ihrer für den Wahn konstitutiven Funktion zur Verhandlung an. War in einem ersten Band (2005) der weite Horizont des Wahns skizziert und ausgeleuchtet, so sollen nun, in einem zweiten Schritt, die Frage zugespitzt und in exemplarischen Untersuchungen wahnhafte Verfahren analysiert werden. Mode, Politik, Kunst, kulturelle Riten, Psychiatrie, Bildungskonzepte, psychoanalytisches Setting und Literatur kommen unter unterschiedlichen theoretischen Optionen zur Sprache.
So unterschiedlich die Gegenstände und die analysierenden Darstellungsverfahren auch sind, so sind sie doch durch eine Fragestellung verbunden: Ob das, was als ›Wahn‹ sich abzeichnet und als Gegenstand eines Wissens gefasst werden kann, nicht auch im eigenen Vorgehen wirksam ist - eine Wirksamkeit entfaltet, die für die Aktivitäten des Subjekts und der Institutionen notwendig ist und zugleich bearbeitet werden muss.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Wie kann etwas Einzigartiges formuliert werden? »Rücksicht auf Darstellbarkeit« nennt Sigmund Freud ein Arbeitsprinzip unserer Psyche. Es verwandelt einen unbewussten Gedanken in sinnliche Bilder, wie sie uns im Traum erscheinen. Diese »Rücksichtnahme« bedeutet zugleich eine Entstellung, ja Zensur des unbewussten Gedanken. Doch ist diese Art von Übersetzung der einzige Weg zum nicht anders Sagbaren und Fassbaren. Literatur, bildende Kunst, ja Kommunikationsmedien überhaupt kommen nicht ohne dieses Prinzip aus, wenn sie etwas von dem darstellen wollen, was uns bewegt. Der Band versammelt Studien, die sich mit dem Darstellungsproblem aus Perspektiven der Literatur- und Medienwissenschaft sowie der Psychoanalyse beschäftigen.
Mit Beiträgen u.a. von Marianne Schuller, Peter Widmer, Norbert Haas, Antonello Sciacchitano und Jean Clam.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die entscheidende Schwierigkeit, »über Antisemitismus« zu schreiben, Antisemitismus anzusprechen, liegt darin, dass es keine Position von außen gibt, von der her gesprochen werden könnte. Dies zu verkennen, scheint eines der Hauptprobleme in vielen Initiativen zu sein (deren ziviles Engagement und gute Absichten nicht infrage gestellt seien), die Antisemitismus als sprachliche und physische Gewalt im (nicht nur) bundesdeutschen Alltag anzeigen. In diesem Zusammenhang wird oft das Bedürfnis laut, zu definieren, was als antisemitisch zu gelten habe und was nicht, und man ist bestrebt, Klarheit zu schaffen. Definitionen, die dieses Bedürfnis stillen wollen, bringen aber weitere Probleme mit sich. Denn wie etwas adressieren, das uns als zentrales und zugleich extrem dezentriertes, disseminiertes, jahrhundertealtes und brandaktuelles Problem heimsucht: antisemitische Gewalt, im Versuch des Eingedenkens, dass wir selbst und auch noch unser Versuch, den Antisemitismus endlich eindeutig in den Griff zu kriegen, Teil dieses Problems sind.
Das »Halle-Dossier«, das den Auftakt des Heftes bildet, weil der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, der Auslöser für unsere begonnene Arbeit war, ist erst gegen Ende der Konzeption des vorliegenden Heftes entstanden. Wir haben eingeladen das Dokument aus Mitschriften des Prozesses gegen den Attentäter, das der Verein »democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V.« angefertigt angefertigt hat zu kommentieren.
Es kamen in der Redaktion viele Anfänge des Nachdenkens zusammen. Es blieb die Frage, was spezifisch Psychoanalytisches zu sagen sei, auch wenn vieles schon seit Jahrzehnten immer wieder geschrieben worden war. Etwas ließ uns unbefriedigt, wir ahnten mehr, als wir sagen konnten, dass es etwas zu explizieren gäbe, das weniger von identifizierbaren antisemitischen Inhalten ausging, sondern von Unbewusstem, das nicht direkt identifizierbar ist.
Es gibt im Feld von Geschichte, Politik, Traum, Dichtung und Kunst bisweilen Konstellationen, in denen einiges zusammenkommt, was es dann ermöglicht, dass unerwartet ein Standpunkt, ein unerwarteter Standpunkt umrissen wird. Der Titel dieser Ausgabe des RISS »AAAAAAAAntisemitismus – Asemantisch« schreibt sich von einem solchen her. Die A-Buchstaben-Laut-Graphem-Phonem-Reihe des ehemaligen Mitglieds der Resistenza, des späteren Künstlers Gastone Novelli trägt sich als stummer, stummlauter Schrei, verzerrend – als Kakofonie und Interferenz – in unser Sprechen und Schreiben »über Antisemitismus« ein.
Aktualisiert: 2023-06-08
Autor:
Laurence Bataille,
Artur Reginald Boelderl,
Marcus Coelen,
Lena Hirzel,
Eva Maria Jobst,
Judith Kasper,
Mona Körte,
Jean-Claude Milner,
Karl-Josef Pazzini,
Bernhard Schwaiger,
Walter Vorjohann,
Mai Wegener
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Die entscheidende Schwierigkeit, »über Antisemitismus« zu schreiben, Antisemitismus anzusprechen, liegt darin, dass es keine Position von außen gibt, von der her gesprochen werden könnte. Dies zu verkennen, scheint eines der Hauptprobleme in vielen Initiativen zu sein (deren ziviles Engagement und gute Absichten nicht infrage gestellt seien), die Antisemitismus als sprachliche und physische Gewalt im (nicht nur) bundesdeutschen Alltag anzeigen. In diesem Zusammenhang wird oft das Bedürfnis laut, zu definieren, was als antisemitisch zu gelten habe und was nicht, und man ist bestrebt, Klarheit zu schaffen. Definitionen, die dieses Bedürfnis stillen wollen, bringen aber weitere Probleme mit sich. Denn wie etwas adressieren, das uns als zentrales und zugleich extrem dezentriertes, disseminiertes, jahrhundertealtes und brandaktuelles Problem heimsucht: antisemitische Gewalt, im Versuch des Eingedenkens, dass wir selbst und auch noch unser Versuch, den Antisemitismus endlich eindeutig in den Griff zu kriegen, Teil dieses Problems sind.
Das »Halle-Dossier«, das den Auftakt des Heftes bildet, weil der Anschlag auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur, dem 9. Oktober 2019, der Auslöser für unsere begonnene Arbeit war, ist erst gegen Ende der Konzeption des vorliegenden Heftes entstanden. Wir haben eingeladen das Dokument aus Mitschriften des Prozesses gegen den Attentäter, das der Verein »democ. Zentrum Demokratischer Widerspruch e. V.« angefertigt angefertigt hat zu kommentieren.
Es kamen in der Redaktion viele Anfänge des Nachdenkens zusammen. Es blieb die Frage, was spezifisch Psychoanalytisches zu sagen sei, auch wenn vieles schon seit Jahrzehnten immer wieder geschrieben worden war. Etwas ließ uns unbefriedigt, wir ahnten mehr, als wir sagen konnten, dass es etwas zu explizieren gäbe, das weniger von identifizierbaren antisemitischen Inhalten ausging, sondern von Unbewusstem, das nicht direkt identifizierbar ist.
Es gibt im Feld von Geschichte, Politik, Traum, Dichtung und Kunst bisweilen Konstellationen, in denen einiges zusammenkommt, was es dann ermöglicht, dass unerwartet ein Standpunkt, ein unerwarteter Standpunkt umrissen wird. Der Titel dieser Ausgabe des RISS »AAAAAAAAntisemitismus – Asemantisch« schreibt sich von einem solchen her. Die A-Buchstaben-Laut-Graphem-Phonem-Reihe des ehemaligen Mitglieds der Resistenza, des späteren Künstlers Gastone Novelli trägt sich als stummer, stummlauter Schrei, verzerrend – als Kakofonie und Interferenz – in unser Sprechen und Schreiben »über Antisemitismus« ein.
Aktualisiert: 2023-06-07
Autor:
Laurence Bataille,
Artur Reginald Boelderl,
Marcus Coelen,
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Eva Maria Jobst,
Judith Kasper,
Mona Körte,
Jean-Claude Milner,
Karl-Josef Pazzini,
Bernhard Schwaiger,
Walter Vorjohann,
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