"Erinnerung ist nicht nur eine heilige Pflicht gegenüber den Toten!", so der ehemalige israelische Botschafter in Prag Yoel Sher: "Sie ist notwendig, um sicher zu sein, dass in Zukunft Sorge getragen wird, nicht noch einmal in solche Abgründe der Unmenschlichkeit zu fallen."
Laut einer Umfrage des Statista Research Department in Österreich von 2019 gaben 60% der Befragten an, von Auschwitz gehört zu haben, aber nur 3% von Theresienstadt. Für Deutschland wurden keine entsprechenden Daten gefunden. Zur Einführung in Theresienstadt sollen deshalb hier damalige Augenzeugen zu Wort kommen.
Das Ghetto Theresienstadt hatte die Funktionen eines Durchgangs- und Sammellagers, sodann die der Dezimierung der Häftlinge sowie die eines "Altenghettos"; darüber hinaus sollte es gegebenenfalls eine "vorbildliche jüdische Siedlung", ein "Muster-Ghetto" bzw. "Privilegierten"-KZ darstellen und beweisen, dass die Deutschen die Juden human behandelten.
Diese Propaganda-Funktion unterschied Theresienstadt von allen anderen Ghettos, z.B. von denen in Lodz und Warschau, und ermöglichte zeitweise eine gewisse Erziehungsarbeit sowie vielfältige kulturelle und sportliche Aktivitäten, getragen nicht zuletzt von einer großen Zahl inhaftierter Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler.
"Es gab einmal eine Diskussion darüber, ob Theresienstadt ein Konzentrationslager war oder nicht", so Pavel Stránský: "Der Schluss dieser Debatte war, dass Theresienstadt ein regelrechtes Konzentrationslager war, aber kein Vernichtungslager, was jedoch so auch nicht ganz stimmt: Für alte und kranke Men-schen war Theresienstadt gewiss ein Vernichtungslager. Sollte ich jedoch sehr vereinfacht den Unterschied zwischen Theresienstadt und Auschwitz formulieren, so war Theresienstadt 'Vorhölle', Auschwitz jedoch die 'Hölle'." (Hier S. 35 f.)
Auch 80 Jahre nach Beginn des Leidens und Sterbens in Theresienstadt bedarf diese bescheidene Gedenkschrift also keiner weiteren Begründung. Die Aufforderung ist eindeutig und gilt noch immer: Sachór – Gedenke! (5 Mose 25, 17)
Aktualisiert: 2023-01-12
Autor:
Inge Auerbacher,
Peter Erben,
Ruth Felix,
Vokmar Felsch,
Heinz J Herrmann,
Edita Katzová,
Christine Lipp-Peetz,
Hans Munk,
Lucie Ondřichová,
Milos Pick,
Jarmila Potuckova-Taussigova,
Elisabeth Rehn,
Erwin Rehn,
Helena Schnurmacher,
Pavel Stránsky,
Jiri Weil,
Erhard Roy Wiehn,
Jan Wiener
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Inhalt
Erhard Roy Wiehn: Jüdische Schicksale in und aus Tschechien
und der Slowakei
Jüdisches Leben und Leiden in Tschechien
Eva Arend: Aus Prag in die Schweiz geflüchtet (2009)
Peter Erben: Auf eigenen Spuren (2001)
Ruth Felix: Theresienstadt und die Hölle von Auschwitz (1995)
Eduard Goldstücker: Die russische Revolution (2001)
Heinz J. Herrmann: Mein Kampf gegen die Endlösung (2002)
Petr Hlaváček und Dušan Radovanovič: Verdrängte Elite (2013)
Edita Katzová: Schauderhafte Erinnerungen (2021)
Hans Munk: Theresienstadt in Bildern und Reimen (2004)
Lucie Ondřichová: Fredy Hirsch (2000/2017)
Miloš Pick: Verstehen und nicht vergessen (2000)
Jarmila Potůcková-Taussigová: Die Taussigs (2000)
Helena Schnurmacher: Prag, Theresienstadt, Konstanz (1984/2015)
Helena Srubar: Eine schreckliche Zeit (2001)
Pavel Stránský: Als Boten der Opfer (1997/2001)
Jiří Weil: Elegie für 77 297 Opfer (1999)
Jan Wiener: Immer gegen den Strom (1992)
Jüdisches Leben und Leiden in der Slowakei
Rachel Bernheim-Friedmann: Ohrringe im Keller (2002)
Edith Drori: Die Jahre danach (2000)
Desider David Fischer: Bunkerblätter (2017)
Avri Fischer: Righteous Among the Nations (2019)
Gabriel Groszman: Jüdische Familiengeschichten (2017)
Paul Jakov Hronec: Der Flüchtling (2009)
Haya Meiri-Minerbi: Juden im slowakischen Kesmark (2002)
Heinrich Polgar: Bratislava, Prag, Konstanz (1985/2015)
Eitan Porat: Stimme der toten Kinder (1996)
Harold Saunders: Zeugnis geben (2001)
Noah Stern: "Gott hat uns den Weg gezeigt" (2013)
Erhard Roy Wiehn: Jüdisches Überlebenstagebuch (2018)
Pavel Chabr: Anmerkungen zu Pavel Stránský
Zeittafel der Verfolgung
Tschechien und die Slowakei in der Edition Schoáh & Judaica
Herausgeber
Aus dem Vorwort von Erhard Roy Wiehn:
…
Die 16 Beiträge jüdischer Schicksale in und aus Tschechien bein-halten fast ausschließlich Überlebens- und Nichtüberlebensschicksale, wenngleich von unterschiedlicher Tragik, was auch für die 12 Beiträge über jüdische Schicksale in und aus der Slowakei gilt. Das vorliegende Lesebuch enthält neben zwei bereits publizierten Interviews, durchweg einführende Vor- bzw. Nachworte des Herausgebers, aber auch Originaltexte.
Diese Beiträge sind alphabetisch geordnet, was teils zu krassen Kontrasten führt, die jedoch in Kauf genommen werden, da sie das Nachdenken anregen können; ebenso werden Wiederholungen belassen, weil die einzelnen Beiträge möglichst originalgetreu erhalten bleiben sollten. Vielleicht animiert dieses Lesebuch dazu, sich das eine oder andere besprochene Buch selbst zu besorgen (zumal fast alle Bücher beim Hartung-Gorre Verlag noch erhältlich sind).
Vor Jahren war ich mit Professor Dr. Eduard Goldstücker, mit der ehemaligen slowakisch-jüdischen Partisanin "Katka" alias Edith Ernst-Drori, dem "Vogelmann" von Tel Barúch Eitan Porat und anderen Autorinnen und Autoren befreundet. In Prag haben wir im Herbst 1992 Jan Wieners „Immer gegen den Strom“ und seine nachgeholte Bar Mitzwa in der Altneuschul in Anwesenheit des israelischen Botschafters Yoel Sher und seiner Frau Aviva gefeiert, und Anfang September 2017 haben Avri Fischer (Kfar Masaryk) und ich im Jüdischen Museum Bratislava MUDr. Desider David Fischers Bunkerblätter vorgestellt. Wie schade, dass die frühen Freundinnen und Freunde in Tschechien und der Slowakei nicht miterleben mehr konnten, was wir inzwischen auf den Weg gebracht haben.
Für mich waren die Editionsarbeiten an diesem Lesebuch eine Art nostalgische Wiederbegegnung mit unseren Autorinnen und Autoren, von denen ich die meisten persönlich kannte und kenne, mit einigen sogar befreundet war und bin, von denen etliche jedoch leider schon lange nicht mehr leben. Es waren Glücksfälle, mit ihnen oder ihren Nachkommen frühzeitig bzw. rechtzeitig in Kontakt gekommen zu sein, um ihre Schicksale durch unsere Publikationen vor dem Vergessen zu bewahren.
…
Aktualisiert: 2021-08-26
Autor:
Eva Arend,
Rachel Bernheim-Friedmann,
Pavel Chabr,
Edith Drori,
Peter Erben,
Ruth Felix,
Avri Fischer,
Desider David Fischer,
Eduard Goldstücker,
Gabriel Groszman,
Heinz J Herrmann,
Petr Hlaváček,
Paul Jakov Hronec,
Edita Katzová,
Haya Meiri-Minerbi,
Hans Munk,
Lucie Ondřichová,
Milos Pick,
Heinrich Polgar,
Eitan Porat,
Jarmila Potuckova-Taussigova,
Dušan Radovanovič,
Harold Saunders,
Helena Schnurmacher,
Helena Srubar,
Noah Stern,
Pavel Stránsky,
Jiri Weil,
Erhard Roy Wiehn,
Jan Wiener
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Vorwort: Durch Vorhöllen und Höllen
Marianne Ahlfeld-Heymann: Von Köln durch Gurs nach Haifa (1994)
Inge Auerbacher: Alptraum Theresienstadt und danach (2005)
Margit Bartfeld-Feller: Mama Cilly in Sibirien verschonen (2009/15)
Margit Bartfeld-Feller: Schulfreundin Selma in Czernowitz (2013)
Gretel Baum Merom: Von Frankfurt/M. nach Erez Israel (1996/2011)
Julie u. Norbert Baum: Elternbriefe an den emigrierten Sohn (2011)
Grete Beck-Klein: Von Wien über Schanghai nach Haifa (1997)
Mirjam Bercovici-Korber: Famlienschicksale in Rumänien (1996)
Mirjam Bercovici: Alte jüdische Menschen in Bukarest (1998)
Lilli Bernhard-Ithai: Von Berlin über Brüssel in die Schweiz (1999)
Rachel Bernheim-Friedmann: Durch die Hölle von Auschwitz (2002)
Hanna Blitzer: Deutsch schreiben in Israel (2008)
Friedel Bohny-Reiter: Tagebuch im Camp Rivesaltes (1995/2010)
Else Büchler: Mit Angst und Mut in Konstanz überlebt (2019)
Mali Chaimowitsch-Hirsch: Bukowina, Transnistrien, Israel (1999)
Anna Ćwiakowska: Verstecken vor dem Tod in Polen (2003)
Sassona Dachlika: Als "Volksfeinde" nach Sibirien deportiert (2002)
Bronia Davidson-Rosenblatt: Aus Polen n. Sibirien verbannt (2000)
Ingrid Decker: Jüdisches Exil in Mexiko und der Karibik (2011)
Edith Ernst Drori: In der Slowakei des Lebensrechts beraubt (2000)
Ruth Felix: In Theresienstadt u. durch die Hölle v. Auschwitz (1995)
Jewgenija Finkel u. Winkler: Juden aus Czernowitz (2004)
Dorothee Freudenberg-Hübner: Deportierte in Frankreich (1993)
Sidi Gross: Zeitzeugin in Czernowitz und Israel (2005)
Olga Hempel: Lebenserinnerungen einer jüdischen Ärztin (2005)
Sylvia Hoişie-Korber: Zur Vertreibung aus der Bukowina (1993/95)
Tutti Jungmann-Bradt: Die Bradts in Berlin (1999)
Lotti Kahana-Aufleger: Von Czernowitz nach Transnistrien (2009)
Selma Kahn: Der Weg ins Dritte Reich (2002)
Sidi Kassner: Von Czernowitz durch Sibirien nach Israel (2008)
Zelma Klein: Aus d. Slowakei durch Auschwitz nach Bergen-B. (2006)
Mirjam Korber: Aus d. Bukowina n. Transnistrien deportiert (1993)
Erika Kounio-Amariglio: Von Saloniki n. Auschwitz u. zurück (2001)
Jeanne Levy-Rosenberg; Durch die Hölle von Auschwitz (2000)
Martha u. Else Liefmann: Von Freiburg durch Gurs i.d. Schweiz(95)
Haya Meiri-Minerbi: Juden im slowakischen Kesmark (2002)
Beatrice Mühlfelder-Bravmann: Fort von Konstanz 1938 (1995)
Therese Müllers Leben und Leiden als ungarische Jüdin (2014)
Rachela Zelmanowicz Olewski: Im Mädchenorchester (2018)
Anna Ornstein: Aus Ungarn in die Versklavung u. Befreiung (2001)
Jarmila Potůčková-Taussigová: Jüdische Schicksale in Böhmen (2000)
Klára Rajk: In Budapest überlebt und über Israel nach Belgien (2000)
Marga L. Randall: Wie erst gestern geschehen in Schermbeck( 1997)
Evelyn Pike Rubin: Aus Breslau ins Ghetto Schanghai (2002)
Nava Ruda: Zum ewigen Andenken der Leiden in Polen (2000)
Klara Schächter: Woss ich hob durchgelebt in Transnistrien (1996)
Lea Shinar: Wie ein Becher Tränen in Polen (1999)
Lili Chuwis Thau: Ein schaurig-schönes Schicksal in Galizien (2016)
Inka Wajsbort: Im Angesicht des Todes in Oberschlesien (2000)
Agnes Weiss-Balazs: Siebenbürgen, Auschwitz, Ravensbrück (2005)
Hannelore u. Margot Wicki-Schwarzschild: In Gurs u. Rivesaltes (2011)
Basja Zin: Wie ein grauenhafter Traum in Lettland (1998)
Aktualisiert: 2021-07-14
Autor:
Marianne Ahlfeld-Heymann,
Inge Auerbacher,
Margit Bartfeld-Feller,
Julie Baum,
Norbert Baum,
Gretel Baum-Merom,
Grete Beck-Klein,
Mirjam Bercovici-Korber,
Lilli Bernhard-Ithai,
Rachel Bernheim-Friedmann,
Hanna Blitzer,
Friedel Bohny-Reiter,
Else Büchler,
Mali Chaimowitsch-Hirsch,
Lili Chuwis Thau,
Anna Cwiakowska,
Sassona Dachlika,
Bronia Davidson-Rosenblatt,
Ingrid Decker,
Edith Ernst-Drori,
Ruth Felix,
Jewgenija Finkel,
Dorothee Freudenberg-Hübner,
Sidi Gross,
Olga Hempel,
Sylvia Hoişie-Korber,
Tutti Jungmann-Bradt,
Lotti Kahana-Aufleger,
Selma Kahn,
Sidi Kassner,
Zelma Klein,
Mirjam Korber,
Erika Kounio-Amariglio,
Jeanne Levy-Rosenberg,
Else Liefmann,
Martha Liefmann,
Haya Meiri-Minerbi,
Beatrice Mühlfelder-Bravmann,
Therese Müller,
Anna Ornstein,
Jarmila Potuckova-Taussigova,
Klara Rajk,
Marga L Randall,
Evelyn Pike Rubin,
Nava Ruda,
Klara Schächter,
Lea Shinar,
Inka Wajsbort,
Agnes Weiss-Balazs,
Hannelore Wicki-Schwarzschild,
Margot Wicki-Schwarzschild,
Erhard Roy Wiehn,
Rachela Zelmanowicz Olewski,
Basja Zin
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