Ein Leben als Artikulation

Ein Leben als Artikulation von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész ist 1929 in Budapest geboren und dort aufgewachsen. 1944 wurde er im Rahmen einer Judendeportation verhaftet und über Auschwitz in das KZ Buchenwald verbracht. Nach der Befreiung des Lagers 1945 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er seit 1953 als Schriftsteller und Übersetzer tätig war. 2001 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin. 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Ziel der Untersuchung ist die Rekonstruktion einer in Kertész’ Werk allegorisch codierten Anthropologie und einer damit implizierten Ästhetik. Die Basis der fraglichen Anthropologie ist der Begriff des Lebens. Das spezifisch menschliche Leben zeichnet sich durch den Prozess der kulturellen Evolution aus, welcher durch verständigungsorientierte Mittel rational zu steuern ist. Die hieraus resultierende Dialektik wird von autonomen Personen konstituiert. Dabei erscheint die generationenübergreifende Reproduktion der Personenrolle und des damit einhergehenden menschlichen Bewusstseins als unbedingte Pflicht im Sinne Kants. Letzterer Vorgang kann als ästhetische Erfahrung beschrieben werden, bei der die menschliche Ontogenese jeweils in Orientierung an paradigmatischen Darstellungen der Personalität respektive der Personalisierung erfolgt.
Aktualisiert: 2023-06-06
> findR *

Lot auf der Terrasse des Kempinski

Lot auf der Terrasse des Kempinski von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016), Literatur-Nobelpreisträger von 2002, erlangte nach der Wende internationale Bekanntheit durch den Roman »Schicksalslosigkeit« (1975). In diesem beschreibt er seine Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem deutschen Arbeitslager, sondern seine schriftstellerische Arbeit seit Mitte der 50er Jahre in Ungarn, bei welcher er sich der Vereinnahmung durch den nationalen Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In seinem letzten fiktionalen Werk, dem Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014), versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar das Schreiben, durch das Kertész sich gewissermaßen von der Zeit und vom Leben gelöst und in die Weltliteratur gerettet hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft ein Beispiel für einen »eigenen Tod«. Der Essay »Lot auf der Terrasse des Kempinski« ergänzt die Dissertation »Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész« (Potsdam, 2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und der Roman »Letzte Einkehr« noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Insbesondere betrifft dies das Wissen um den Holocaust und dessen ethische Konsequenzen. Nach der Wende war es Kertész' erklärtes Anliegen, die christlich-humanistische Tradition des Abendlands durch jene »negative Offenbarung« zu bereichern, da sie ohne Bezug zum europäischen Kulturbruch nur noch ein »toter Mythos« wäre. Zuletzt relativierte er jedoch seine Hoffnung, aufgrund von Auschwitz werde eine neue Kultur entstehen, und er beschränkte sich wieder darauf, als Autor ein individuelles Zeugnis für eine geistige Lebensform zu geben. (Illustrierte Ausgabe mit Fotografien aus den Jahren 1980-2019)
Aktualisiert: 2022-10-27
> findR *

Lot auf der Terrasse des Kempinski

Lot auf der Terrasse des Kempinski von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016), Literatur-Nobelpreisträger von 2002, erlangte nach der Wende internationale Bekanntheit durch den Roman »Schicksalslosigkeit« (1975). In diesem beschreibt er seine Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem deutschen Arbeitslager, sondern seine schriftstellerische Arbeit seit Mitte der 50er Jahre in Ungarn, bei welcher er sich der Vereinnahmung durch den nationalen Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In seinem letzten fiktionalen Werk, dem Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014), versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar das Schreiben, durch das Kertész sich gewissermaßen von der Zeit und vom Leben gelöst und in die Weltliteratur gerettet hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft ein Beispiel für einen »eigenen Tod«. Der Essay »Lot auf der Terrasse des Kempinski« ergänzt die Dissertation »Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész« (Potsdam, 2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und der Roman »Letzte Einkehr« noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Insbesondere betrifft dies das Wissen um den Holocaust und dessen ethische Konsequenzen. Nach der Wende war es Kertész' erklärtes Anliegen, die christlich-humanistische Tradition des Abendlands durch jene »negative Offenbarung« zu bereichern, da sie ohne Bezug zum europäischen Kulturbruch nur noch ein »toter Mythos« wäre. Zuletzt relativierte er jedoch seine Hoffnung, aufgrund von Auschwitz werde eine neue Kultur entstehen, und er beschränkte sich wieder darauf, als Autor ein individuelles Zeugnis für eine geistige Lebensform zu geben. (Textausgabe, illustrierte Ausgabe: ISBN 978-3756221257)
Aktualisiert: 2022-07-07
> findR *

Imitiertes Leben

Imitiertes Leben von Sarin,  Bernhard
Die an fordistischen Prinzipien ausgerichtete Konsumgesellschaft ist offenbar nicht dazu in der Lage, eine rationale Antwort auf die derzeitige Umweltkrise zu geben. Dieses Umschlagen von Rationalität in Irrationalität wird verständlich, wenn man den Prozess von Produktion und Konsum als Stoffwechsel eines künstlichen Lebewesens auffasst. Es kann nämlich auch ein vollkommen unnützer Umsatz von Energie und Materie Existenzen sichern beziehungsweise Arbeitsplätze schaffen (wie etwa im Bereich des Tourismus, neben vielen weiteren Beispielen der Verschwendung). Eine solche Art des Wirtschaftens, die nicht allein auf die Befriedigung elementarer Bedürfnisse zielt, erscheint sogar besonders attraktiv, da sie ein fortwährendes Wachstum ermöglicht. Somit besteht für alle Beteiligten eine starke Motivation, das ökonomische System - in Analogie zu einem lebenden Organismus - als Selbstzweck zu etablieren und gegen jeden Versuch einer Beschränkung zu verteidigen. Jedoch wäre die Grenze des Verantwortbaren erreicht, wenn der quasi-biologische Prozess der Wertschöpfung den Bestand des natürlichen Ökosystems gefährdet. Heute gibt es überzeugende Belege dafür, dass eben dieser Fall eingetreten ist. Das bequeme Generieren von Wohlstand dient indes noch allzu vielen als Argument für die Beibehaltung der auf Verschwendung beruhenden Wirtschaftsform. Der Ansatz, die Konsumgesellschaft als ein künstliches Lebewesen zu beschreiben, erschließt also den Zusammenhang zwischen der erst seit kurzem akuten Umweltproblematik und dem bereits älteren Phänomen der Entfremdung: In materieller Hinsicht ist jener künstliche Organismus so groß geworden, dass er eine Bedrohung für das Ökosystem darstellt. Zugleich beraubt er die Menschen ihrer geistigen Dimension, indem er sie für ökonomische Zwecke funktionalisiert. (Überarbeitete und neu gestaltete Ausgabe, 05.04.2022)
Aktualisiert: 2023-03-29
> findR *

Natur und menschliche Freiheit

Natur und menschliche Freiheit von Sarin,  Bernhard
Die vorliegende Untersuchung über den Begriff der Freiheit schließt an die von Kant, Schopenhauer und Nietzsche gebildete Traditionslinie an. Diese Philosophen haben das Erbe des Empirismus, durch den das europäische Denken sich einst von der Scholastik emanzipieren konnte, in einer bis heute gültigen, erkenntnistheoretisch verfeinerten Form überliefert. In der aktuellen Debatte über die Willensfreiheit verteidigen manche Vertreter der akademischen Philosophie dagegen beharrlich das Primat der Metaphysik gegenüber der Empirie. Tatsächlich führt die Untersuchung der menschlichen Freiheit aber auf einen Komplex von physikalischen, biologischen und anthropologischen Fragen, die sich keinesfalls a priori behandeln lassen. Offenbar aufgrund eines unausgereiften Begriffs der Naturkausalität und eines Mangels an biologischen Erklärungsmöglichkeiten hat Kant die Freiheit noch als eine »reine transzendentale Idee« bezeichnet, die sich in der Erfahrung nicht belegen lasse. Vor dem Hintergrund eines besseren Verständnisses dessen, was ein Naturgesetz ist, wie das Leben sich zur anorganischen Natur verhält und worin die Spezifik des menschlichen Lebens besteht, kann aber durchaus ein empirischer Begriff der Freiheit angegeben werden. Hiernach unterliegt ein »freier« Mensch zugleich physikalischen, biologischen und anthropologischen Gesetzen. Freiheit bedeutet somit nicht, außerhalb der Naturgesetze zu stehen, sondern sich gegenüber der Natur und der Gesellschaft als ein autonomes Individuum zu positionieren. (Dritte, überarbeitete Auflage; erste Auflage 2019)
Aktualisiert: 2022-09-28
> findR *

Imitiertes Leben

Imitiertes Leben von Sarin,  Bernhard
Die an fordistischen Prinzipien ausgerichtete Konsumgesellschaft ist offenbar nicht dazu in der Lage, eine rationale Antwort auf die derzeitige Umweltkrise zu geben. Dieses Umschlagen von Rationalität in Irrationalität wird verständlich, wenn man den vielfach zum Selbstzweck gewordenen Prozess von Produktion und Konsum als Stoffwechsel eines künstlichen Lebewesens auffasst. Insbesondere lässt sich hiermit der kontraintuitive Umstand erklären, dass auch Praktiken, die nicht wirklich produktiv oder nützlich sind und Ressourcen nur sinnlos verbrauchen, Existenzen sichern beziehungsweise Arbeitsplätze schaffen (wie etwa im Bereich des Tourismus, neben vielen weiteren Beispielen der Verschwendung). Denn aus dem an sich unnützen Umsatz von Energie und Materie entstehen - genauso wie bei der Selbst-Erzeugung eines lebenden Organismus - bestimmte stabile Strukturen (z. B. eine Infrastruktur oder eine soziale Struktur), die einen ökonomischen (Tausch-)Wert besitzen. Solange kein nennenswerter ökologischer Schaden droht, ist eine solche Art des Wirtschaftens, die nicht allein auf die Befriedigung elementarer Bedürfnisse zielt und daher ein fortwährendes Wachstum ermöglicht, für alle Beteiligten äußerst attraktiv. Jedoch wäre die Grenze des Verantwortbaren erreicht, wenn der quasi-biologische Prozess der Wertschöpfung sich zu einer ernsthaften Konkurrenz des Ökosystems auswächst. Heute gibt es überzeugende Belege dafür, dass eben dieser Fall eingetreten ist. Das bequeme Generieren von Wohlstand dient indes vielen als ein allzu gewichtiges Argument für die Beibehaltung der auf Verschwendung beruhenden Wirtschaftsform. Dadurch erhalten die ökonomischen Prozesse aber eine Autonomie, welche die menschliche Rationalität unterläuft. Der Ansatz, die Konsumgesellschaft als ein künstliches Lebewesen zu beschreiben, erschließt also den Zusammenhang zwischen der erst seit kurzem akuten Umweltproblematik und dem bereits älteren Phänomen der Entfremdung: In materieller Hinsicht ist jener künstliche Organismus so groß geworden, dass er eine Gefahr für das Ökosystem der Erde darstellt. Zugleich beraubt er die Menschen ihrer geistigen Dimension, indem er sie für ökonomische Zwecke funktionalisiert.
Aktualisiert: 2022-04-05
> findR *

Lot auf der Terrasse des Kempinski

Lot auf der Terrasse des Kempinski von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016), Literatur-Nobelpreisträger von 2002, erlangte nach der Wende internationale Bekanntheit durch den Roman »Schicksalslosigkeit« (1975). In diesem beschreibt er seine Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem deutschen Arbeitslager, sondern seine schriftstellerische Arbeit seit Mitte der 50er Jahre in Ungarn, bei welcher er sich der Vereinnahmung durch den nationalen Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In seinem letzten fiktionalen Werk, dem Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014), versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar das Schreiben, durch das Kertész sich gewissermaßen von der Zeit und vom Leben gelöst und in die Weltliteratur gerettet hat. Der Essay »Lot auf der Terrasse des Kempinski« ergänzt die Dissertation »Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész« (Potsdam, 2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und der Roman »Letzte Einkehr« noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Insbesondere betrifft dies das Wissen um den Holocaust und dessen ethische Konsequenzen. Nach der Wende war es Kertész' erklärtes Anliegen, die christlich-humanistische Tradition des Abendlands durch jene »negative Offenbarung« zu bereichern, da sie ohne Bezug zum europäischen Kulturbruch nur noch ein »toter Mythos« wäre. Zuletzt relativierte er jedoch seine Hoffnung, aufgrund von Auschwitz werde eine neue Kultur entstehen, und er beschränkte sich wieder darauf, als Autor ein individuelles Zeugnis für eine geistige Lebensform zu geben. (Illustrierte Ausgabe, zugleich erschienen als Textausgabe ohne Illustrationen: ISBN 978-3751900478)
Aktualisiert: 2022-06-03
> findR *

Lot auf der Terrasse des Kempinski

Lot auf der Terrasse des Kempinski von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016), Literatur-Nobelpreisträger von 2002, erlangte nach der Wende internationale Bekanntheit durch den Roman »Schicksalslosigkeit« (1975). In diesem beschreibt er seine Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem deutschen Arbeitslager, sondern seine schriftstellerische Arbeit seit Mitte der 50er Jahre in Ungarn, bei welcher er sich der Vereinnahmung durch den nationalen Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In seinem letzten fiktionalen Werk, dem Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014), versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar das Schreiben, durch das Kertész sich gewissermaßen von der Zeit und vom Leben gelöst und in die Weltliteratur gerettet hat. Der Essay »Lot auf der Terrasse des Kempinski« ergänzt die Dissertation »Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész« (Potsdam, 2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und der Roman »Letzte Einkehr« noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Insbesondere betrifft dies das Wissen um den Holocaust und dessen ethische Konsequenzen. Nach der Wende war es Kertész' erklärtes Anliegen, die christlich-humanistische Tradition des Abendlands durch jene »negative Offenbarung« zu bereichern, da sie ohne Bezug zum europäischen Kulturbruch nur noch ein »toter Mythos« wäre. Zuletzt relativierte er jedoch seine Hoffnung, aufgrund von Auschwitz werde eine neue Kultur entstehen, und er beschränkte sich wieder darauf, als Autor ein individuelles Zeugnis für eine geistige Lebensform zu geben. (Textausgabe ohne Illustrationen, zugleich erschienen als illustrierte Ausgabe: 364 Seiten, ISBN 978-3750494749)
Aktualisiert: 2022-06-03
> findR *

Lot auf der Terrasse des Kempinski

Lot auf der Terrasse des Kempinski von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016) wurde international bekannt durch den Roman »Schicksalslosigkeit« (1975), der von seiner Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944 handelt. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem deutschen Arbeitslager, sondern seine schriftstellerische Arbeit seit Mitte der 50er Jahre in Ungarn, bei welcher er sich der Vereinnahmung durch den nationalen Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In dem Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014) versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar das Schreiben, durch das Kertész sich gewissermaßen von der Zeit und vom Leben gelöst und in die Weltliteratur gerettet hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft im Sinne Rilkes ein Beispiel für einen »eigenen Tod«. Der Essay »Lot auf der Terrasse des Kempinski« ergänzt die Dissertation »Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész« (Potsdam, 2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und der Roman »Letzte Einkehr« noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse mit Hilfe universeller Deutungsmuster auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Insbesondere betrifft dies das Wissen um den Holocaust und dessen ethische Konsequenzen. Nach der Wende war es Kertész' erklärtes Anliegen, die christlich-humanistische Tradition des Abendlands durch jene »negative Offenbarung« zu bereichern, da sie ohne Bezug zum europäischen Kulturbruch nur noch ein »toter Mythos« wäre. Zuletzt relativierte er jedoch seine Hoffnung, aufgrund von Auschwitz werde eine neue Kultur entstehen, und er beschränkte sich wieder darauf, als Autor ein individuelles Zeugnis für eine geistige Lebensform zu geben. (Überarbeitete Fassung von »Eingeschlossen in Fiktionen. Der Lot-Roman von Imre Kertész«, 2018, 2. Auflage 2019)
Aktualisiert: 2020-04-17
> findR *

Eingeschlossen in Fiktionen

Eingeschlossen in Fiktionen von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016) wurde international bekannt durch den Roman »Schicksalslosigkeit« (1975), der von seiner Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944 handelt. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem deutschen Arbeitslager, sondern seine schriftstellerische Arbeit seit Mitte der 50er Jahre in Ungarn, bei der er sich der Vereinnahmung durch den nationalen Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In dem Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014) versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar das Schreiben, durch das Kertész sich gewissermaßen von der Zeit und vom Leben gelöst und in die Weltliteratur gerettet hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft im Sinne Rilkes ein Beispiel für einen »eigenen Tod«. Der Essay »Eingeschlossen in Fiktionen« ergänzt die Dissertation »Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész« (Potsdam, 2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und der Roman »Letzte Einkehr« noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse mit Hilfe universeller Deutungsmuster auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Insbesondere betrifft dies das Wissen um den Holocaust und dessen ethische Konsequenzen. Nach der Wende war es Kertész' erklärtes Anliegen, die christlich-humanistische Tradition des Abendlands durch jene »negative Offenbarung« zu bereichern, da sie ohne Bezug zum europäischen Kulturbruch nur noch ein »toter Mythos« wäre. Zuletzt relativierte er jedoch seine Hoffnung, aufgrund von Auschwitz werde eine neue Kultur entstehen, und er beschränkte sich wieder darauf, als Autor ein individuelles Zeugnis für eine geistige Lebensform zu geben. Der Band enthält eine umfangreiche Bibliografie. (Zweite, aktualisierte Auflage; erste Auflage 2018)
Aktualisiert: 2020-04-27
> findR *

Natur und menschliche Freiheit

Natur und menschliche Freiheit von Sarin,  Bernhard
Die jüngsten Ergebnisse der Hirnforschung haben unter Philosophen und Naturwissenschaftlern eine neue Diskussion über die Stichhaltigkeit von Kants transzendental-philosophischer Begründung der Freiheit ausgelöst. Dabei wird diese gerade durch das heutige Wissen über die physischen Bedingungen der menschlichen Existenz bestätigt. Offenbar aufgrund eines unausgereiften Begriffs der Naturkausalität und eines Mangels an biologischen Erklärungsmöglichkeiten hat Kant selbst die Freiheit noch als eine »reine transzendentale Idee« bezeichnet, die sich in der Erfahrung nicht belegen lasse. Vor dem Hintergrund eines besseren Verständnisses dessen, was ein Naturgesetz ist, wie das Leben sich zur anorganischen Natur verhält und worin die Spezifik des menschlichen Lebens besteht, kann aber durchaus ein empirischer Begriff der Freiheit angegeben werden. »Freiheit« bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, außerhalb der Naturgesetze zu stehen, sondern nur, dem Einfluss naturgesetzlich oder gesellschaftlich determinierter Prozesse entzogen zu sein. Ein freier Mensch unterliegt zugleich physikalischen, biologischen und anthropologischen Gesetzmäßigkeiten. Seine Freiheit beruht also darauf, dass er sich innerhalb des physikalisch Möglichen auf zweckmäßige Weise einschränkt.
Aktualisiert: 2021-11-24
> findR *

Lewis Hine revisited

Lewis Hine revisited von Sarin,  Bernhard
Lewis Hine (1874-1940) gilt vor allem wegen seiner Reportagen über die Kinderarbeit in den USA als ein bedeutender Dokumentarfotograf. Er selbst schätzte dagegen insbesondere seine seit 1920 entstandenen »Work Portraits«, die eine positive Vorstellung vom arbeitenden Menschen vermitteln. Hines Auffassung vom Menschen wurde offenbar durch die von William James und John Dewey vertretene Philosophie des Pragmatismus geprägt. Hiermit lässt sich auch erklären, dass Hine gegen Ende seines Lebens so gut wie keine Aufträge mehr erhielt. Denn das von ihm fotografisch zum Ausdruck gebrachte Ideal der selbstbestimmten Existenz, in dem sich die liberale Einstellung der Pragmatisten spiegelt, verlor nach der Wirtschaftskrise von 1929 zunehmend an Akzeptanz. Anerkennung erfuhr Hine zuletzt nur noch im Umfeld der Fotografenvereinigung Photo League. Nach seinem Tod setzte eine nennenswerte Rezeption seines Werks erst 1967 mit einer Monografie von Judith Gutman ein. Allerdings etablierte sich damals mit Unterstützung des Kurators John Szarkowski gerade auch eine »neue Generation« von Dokumentarfotografen, wodurch Hines Arbeiten wiederum in der Gefahr standen, unmodern zu wirken. Bei genauerer Betrachtung erweist sich das ihnen zugrunde liegende Konzept aber als eine attraktive Gegenposition zu der betont wertneutralen Darstellungsweise, die von Szarkowski zur Norm erhoben wurde. Denn diese impliziert eine naturalistisch objektivierende Weltsicht, in der das spezifisch Menschliche ausgeblendet ist, während Hines »Work Portraits« den Menschen trotz seiner materiellen Bedingtheit als eine autonome Instanz erscheinen lassen. (Dritte, neu gestaltete und überarbeitete Auflage, mit Illustrationen; erste Auflage 2015; überarbeitete Zertifikatsarbeit »Lewis Hine«, Studiengang Bildjournalismus, FH Magdeburg-Stendal 2013)
Aktualisiert: 2022-04-19
> findR *

Natur und menschliche Freiheit

Natur und menschliche Freiheit von Sarin,  Bernhard
Die jüngsten Ergebnisse der Hirnforschung haben unter Philosophen und Naturwissenschaftlern eine neue Diskussion über die Stichhaltigkeit von Kants transzendental-philosophischer Begründung der Freiheit ausgelöst. Dabei wird diese gerade durch das heutige Wissen über die physischen Bedingungen der menschlichen Existenz bestätigt. Offenbar aufgrund eines unausgereiften Begriffs der Naturkausalität und eines Mangels an biologischen Erklärungsmöglichkeiten hat Kant selbst die Freiheit noch als eine »reine transzendentale Idee« bezeichnet, die sich in der Erfahrung nicht belegen lasse. Vor dem Hintergrund eines besseren Verständnisses dessen, was ein Naturgesetz ist, wie das Leben sich zur anorganischen Natur verhält und worin die Spezifik des menschlichen Lebens besteht, erscheint aber durchaus eine empirische Erklärung dafür möglich, wie Freiheit realisiert (oder auch verfehlt) werden kann. So ist ein Lebewesen in dem Maße frei, in dem es Macht über die unorganisierte Materie besitzt. Und um diese Freiheit zu bewahren, muss der Mensch sein Verhalten an dem für seine eigene Lebensform charakteristischen Prozess der kulturellen Evolution ausrichten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass er seine Freiheit durch eine kulturelle Fixierung oder Verstrickung in immanente Zusammenhänge wieder verspielt.
Aktualisiert: 2019-07-29
> findR *

Spanish Village 1983

Spanish Village 1983 von Sarin,  Bernhard
Die Fotografien in »Spanish Village 1983« sind im Sommer 1983 entstanden. Der Titel ist eine Reminiszenz an W. Eugene Smiths Foto-Essay »Spanish Village«, der 1951 im LIFE Magazine erschien. Smith hat zur Zeit der Franco-Diktatur das Leben in einem Dorf der Extremadura dokumentiert, das seiner Meinung nach ein authentischer Ausdruck der spanischen Kultur war. Die Fotografien von 1983 zeigen dagegen den Massentourismus an der Costa Brava. (Zweite, neu gestaltete Auflage; erste Auflage: 2016, Hardcover)
Aktualisiert: 2022-06-15
> findR *

Eingeschlossen in Fiktionen

Eingeschlossen in Fiktionen von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016) wurde international bekannt durch den Roman »Schicksalslosigkeit« (1975), der von seiner Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944 handelt. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem deutschen Arbeitslager, sondern seine schriftstellerische Arbeit seit Mitte der 50er Jahre in Ungarn, bei der er sich der Vereinnahmung durch den nationalen Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In dem Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014) versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar Kertész' literarische Tätigkeit, durch die er sich gewissermaßen selbst erfunden und aus seinem Leben sein eigenes Leben gemacht hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft im Sinne Rilkes ein Beispiel für einen »eigenen Tod«. Der Essay »Eingeschlossen in Fiktionen« ergänzt die Dissertation »Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész« (Universität Potsdam, 2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher (2013, 2016) und sein Tagebuchroman »Letzte Einkehr« (2014, dt. 2015) noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. Der Band enthält eine umfangreiche Bibliografie.
Aktualisiert: 2019-08-27
> findR *

Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész

Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016), ungarischer Literatur-Nobelpreisträger von 2002, wurde nach der Wende von 1989 international bekannt durch den Roman "Schicksalslosigkeit" (1975). In ihm erzählt er von seiner Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944 sowie von seiner Befreiung und Heimkehr am Ende des 2. Weltkriegs. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem nationalsozialistischen Arbeitslager, sondern seine Arbeit als Autor seit Mitte der 50er Jahre, bei der er sich der Vereinnahmung durch die sozialistische Gesellschaft und ihren Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In dem Tagebuchroman "Letzte Einkehr" (2014) versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar Kertész' literarische Tätigkeit, durch die er sich gewissermaßen selbst erfunden und aus seinem Leben sein eigenes Leben gemacht hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft im Sinne Rilkes ein Beispiel für einen "eigenen Tod". Der Essay "Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész" ergänzt die Dissertation "Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész" (2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und sein Tagebuchroman "Letzte Einkehr" noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse mit Hilfe universeller Deutungsmuster auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Dritte, aktualisierte und erweiterte Auflage.
Aktualisiert: 2018-04-09
> findR *

Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész

Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016), ungarischer Literatur-Nobelpreisträger von 2002, wurde nach der Wende von 1989 international bekannt durch den Roman "Schicksalslosigkeit" (1975). In ihm erzählt er von seiner Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944 sowie von seiner Befreiung und Heimkehr am Ende des 2. Weltkriegs. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész' Haft in dem nationalsozialistischen Arbeitslager, sondern seine Arbeit als Autor seit Mitte der 50er Jahre, bei der er sich der Vereinnahmung durch die sozialistische Gesellschaft und ihren Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In dem Tagebuchroman "Letzte Einkehr" (2014) versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar Kertész' literarische Tätigkeit, durch die er sich gewissermaßen selbst erfunden und aus seinem Leben sein eigenes Leben gemacht hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft im Sinne Rilkes ein Beispiel für einen "eigenen Tod". Der Essay "Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész" ergänzt die Dissertation "Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész" (2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und sein Tagebuchroman "Letzte Einkehr" noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse mit Hilfe universeller Deutungsmuster auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt. Zweite, aktualisierte und geringfügig erweiterte Auflage.
Aktualisiert: 2018-01-22
> findR *

Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész

Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész (1929-2016), ungarischer Literatur-Nobelpreisträger von 2002, wurde nach der Wende von 1989 international bekannt durch den Roman "Schicksalslosigkeit" (1975). In ihm erzählt er von seiner Deportation aus Budapest in das KZ Buchenwald im Jahr 1944 sowie von seiner Befreiung und Heimkehr am Ende des 2. Weltkriegs. Der eigentliche Gegenstand des Romans ist jedoch nicht Kertész‘ Haft in dem nationalsozialistischen Arbeitslager, sondern seine Arbeit als Autor seit Mitte der 50er Jahre, bei der er sich der Vereinnahmung durch die sozialistische Gesellschaft und ihren Kulturbetrieb konsequent entzog. Von einer solchen geistigen Exilierung zeugen auch alle seine weiteren Schriften. In dem Tagebuchroman "Letzte Einkehr" (2014) versetzt er sich schließlich in die biblische Gestalt des Lot. So erscheinen die in dem Roman enthaltenen Tagebuchpassagen, die von 2001 bis 2009 Kertész' Leben in seiner Wahlheimat Berlin authentisch widerspiegeln, als Nacherzählung der Geschichte von Lots Flucht aus Sodom. Lots Flucht symbolisiert dabei offenbar Kertész' literarische Tätigkeit, durch die er sich gewissermaßen selbst erfunden und aus seinem Leben sein eigenes Leben gemacht hat. Zugleich ist seine demonstrative Absonderung von der Gesellschaft im Sinne Rilkes ein Beispiel für einen "eigenen Tod". Der Essay "Fiktion und Realität im Werk von Imre Kertész" ergänzt die Dissertation "Ein Leben als Artikulation. Die anthropologische Ikonographie der Schriften von Imre Kertész" (2010), bei deren Fertigstellung Kertész' späte Tagebücher und sein Tagebuchroman "Letzte Einkehr" noch nicht vorlagen. Als neue Quelle wird nun auch eine größere Auswahl von Interviews der Jahre 1989-2015 hinzugezogen, in denen Kertész sein Werk selbst kommentiert. In einer ausführlichen Analyse seines Gesamtwerks ist zu sehen, wie er persönliche Erlebnisse mit Hilfe universeller Deutungsmuster auf die Ebene der Dichtung oder der Fiktion bringt und damit seine Erfahrungen im Medium der Literatur für spätere Generationen bewahrt.
Aktualisiert: 2018-01-12
> findR *

Spanish Village 1983

Spanish Village 1983 von Sarin,  Bernhard
"Spanish Village 1983" ist eine Reminiszenz an W. Eugene Smiths Foto-Essay "Spanish Village", der 1951 im LIFE Magazine erschien. Smith hatte zur Zeit der Franco-Diktatur vom Leben in einem abgelegenen Dorf der Extremadura berichtet, das die spanische Kultur seiner Meinung nach authentisch repräsentierte. Die Fotos von 1983, die hier im Digitaldruck als Buch aufgelegt sind, zeigen dagegen den Massentourismus an der Costa Brava.
Aktualisiert: 2018-01-25
> findR *

Ein Leben als Artikulation

Ein Leben als Artikulation von Sarin,  Bernhard
Imre Kertész ist 1929 in Budapest geboren und dort aufgewachsen. 1944 wurde er im Rahmen einer Judendeportation verhaftet und über Auschwitz in das KZ Buchenwald verbracht. Nach der Befreiung des Lagers 1945 kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er seit 1953 als Schriftsteller und Übersetzer tätig war. 2001 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin. 2002 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Ziel der Untersuchung ist die Rekonstruktion einer in Kertész’ Werk allegorisch codierten Anthropologie und einer damit implizierten Ästhetik. Die Basis der fraglichen Anthropologie ist der Begriff des Lebens. Das spezifisch menschliche Leben zeichnet sich durch den Prozess der kulturellen Evolution aus, welcher durch verständigungsorientierte Mittel rational zu steuern ist. Die hieraus resultierende Dialektik wird von autonomen Personen konstituiert. Dabei erscheint die generationenübergreifende Reproduktion der Personenrolle und des damit einhergehenden menschlichen Bewusstseins als unbedingte Pflicht im Sinne Kants. Letzterer Vorgang kann als ästhetische Erfahrung beschrieben werden, bei der die menschliche Ontogenese jeweils in Orientierung an paradigmatischen Darstellungen der Personalität respektive der Personalisierung erfolgt.
Aktualisiert: 2023-01-13
> findR *
MEHR ANZEIGEN

Bücher von Sarin, Bernhard

Sie suchen ein Buch oder Publikation vonSarin, Bernhard ? Bei Buch findr finden Sie alle Bücher Sarin, Bernhard. Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher von Sarin, Bernhard im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch oder die Publiketion für Ihr Lesevergnügen oder Ihr Interessensgebiet. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zu Ihrem Thema einfach online und lassen Sie es sich bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch von Sarin, Bernhard .

Sarin, Bernhard - Große Auswahl an Publikationen bei Buch findr

Bei uns finden Sie Bücher aller beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher von Sarin, Bernhard die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Schlagworte Genre bei Buchfindr:

Unser Repertoire umfasst Bücher von

Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien zu finden. Neben Büchern von Sarin, Bernhard und Büchern aus verschiedenen Kategorien finden Sie schnell und einfach auch eine Auflistung thematisch passender Publikationen. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.