Vorwort
Schon 1988 sind Seehunde aus der Nordsee vor Gericht gezogen
und haben den damaligen Bundesverkehrsminister angeklagt
- viele Jahre also, bevor 2002 der Tierschutz als Staatsziel
im Grundgesetz verankert wurde. Warum sind seitdem so wenige
Tiere als Kläger vor unseren Gerichten erschienen, wenn ihre Klagen
doch dringender und begründeter sind als je zuvor?
Überall auf der Welt rauben Menschen Tieren den Raum zum
Leben, die Luft zum Atmen und vor allem die Ökosysteme, in
denen ihr Futter wächst. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES geht davon
aus, dass in den nächsten Jahren weltweit eine Million Arten
aussterben werden. Ökologinnen und Ressourcenforscher warnen
vor dem Ökozid, vor einem Massenaussterben, bei dem nicht nur
einzelne seltene Arten mit besonderen Bedürfnissen verschwinden,
sondern so viele Lebewesen, dass ganze Ökosysteme zusammenbrechen
werden.
Das Ausmaß dieser menschengemachten Katastrophe ist mir
erst beim Recherchieren für mein Buch „Das Sterben der anderen“
klar geworden. Dabei hatte ich schon viele Jahre lang immer
wieder über die Folgen unseres Wirtschaftens für die Umwelt berichtet.
Und je länger ich recherchierte und je mehr Studien ich
las, desto verzweifelter wurde ich. Wenn es doch so offensichtlich
ist, wissenschaftlich so gut belegt, dass Menschen das Leben der
Tiere auf dem Planeten gefährden, ohne die wir Menschen aber
gar nicht überleben können, warum hören wir damit nicht auf?
Warum helfen alle unsere bisherigen Versuche nicht, das große
Sterben zu stoppen? Warum schützen nicht einmal die Naturschutzgebiete,
die Nationalparks, die Schutzzonen in den Meeren?
Wenn auf politischem Weg aber nicht genug passiert, dann
müsste es doch auf juristischem Weg möglich sein, das war meine
Hoffnung. Gesetze zum Schutz der Umwelt haben wir schließlich
genug.
8
1988, als der Hamburger Anwalt Michael Günther im Namen
der Robben gegen die Dünnsäureverklappung in die Nordsee
klagt, wiesen die Richter die Klage zurück, weil Robben nicht klageberechtig
seien. Aber seitdem hat sich viel verändert: Der Schutz
der Tiere ist zum Staatsziel erklärt worden. An den Universitäten
haben sich die Human-Animal-Studies etabliert. Biologinnen erklären
uns, dass die Menschen gar nicht so einzigartig sind, wie sie
viele Jahrhunderte lang gedacht haben, dass auch Tiere Werkzeuge
gebrauchen und Mitgefühl und Solidarität zeigen. Wenn sich die
Rolle der Tiere in der Wissenschaft und in der Gesellschaft geändert
hat, müsste sich das doch auch vor Gericht niederschlagen?
Das war meine Hoffnung, als ich ein Tribunal der Arten vorschlug,
ein Gericht, vor dem gefährdete Arten ihr Recht auf Überleben
einklagen sollten. Anfang 2020 lud mich der Kurator für
Schmetterlinge Dr. Robert Trusch zu einer Lesung ins Naturkundemuseum
in Karlsruhe ein (es sollte die letzte Lesung in Präsenz
vor dem Lockdown sein). Er erzählte mir von seinem Vorgänger
und Freund, dem legendären Entomologen Günter Ebert, von
seinen Expeditionen nach Nepal und Afghanistan und er sagte,
dass dem Helden der Lepidopterologie mein Buch gefallen hätte,
vor allem meine Idee mit dem Tribunal der Arten. Was für eine
Freude!
Wenig später schickte mir Günter Ebert einen Entwurf für
sein Tribunal und schließlich das Skript für ein Theaterstück. Es
kommt in klassischen Paarreimen daher, die an die Dichtung vergangener
Zeiten erinnern. Umso größer ist der Effekt, wenn die
Tiere des Stückes vor dem Europäischen Gerichtshof in ihrem
altertümlichen Duktus vom Grauen im Anthropozän erzählen.
Hier ist es nun, das Tribunal der Tiere! Und ich wünsche mir,
dass es der Prolog zu weiteren Gerichtsverfahren wird. Und dass
das Sterben der anderen gestoppt wird.
Aktualisiert: 2021-07-22
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