Carl Trimborn gehört zu den zu Unrecht in Vergessenheit geratenen führenden Persönlichkeiten des politischen Katholizismus im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Durch seine Umsicht und Kompromissfähigkeit trug er dazu bei, die Zentrumspartei durch die Revolution von 1918 und die schwierigen ersten Jahre der Republik zu lotsen.Der 1854 in Köln geborene Jurist wirkte 1894-1920 als Vor-sitzen-der der Zentrumspartei in der Rheinprovinz auf den Aufbau einer modernen Parteiorganisation hin. 1896-1921 vertrat er das Zentrum im Reichstag, wo er sich bis 1914 für sozialpolitische Verbesserungen einsetzte. Während des Ersten Weltkriegs war er für die Organisation des Schulwesens im besetzten Belgien verantwortlich. Nach dem Umsturz von 1918 war Trimborn als Reichsvorsitzender des Zentrums und Vors. der Reichstagsfraktion eine wesentliche Stütze der pragmatischen Koalition seiner Partei mit der SPD und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zur politischen Stabilität in Deutschland. Grundlage des Werkes ist der Nachlass Trimborns, der für diese Biographie ausgewertet wurde.
Aktualisiert: 2023-04-26
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»Prohászka, Ottokár. Leading figure of conservative antisemitic ideology.« – Diesen Satz liest der Besucher in ungarischer und englischer Sprache unter einem Portrait des Bischofs Ottokár in der Dauerausstellung des im April 2004 neu eröffneten Holocaust-Museums in Budapest. Prohászka war von 1905 bis 1927 Bischof von Stuhlweißenburg (Székesfehérvár) und gilt als Initiator für die Formung des Katholizismus in Ungarn seit Mitte der 1890er Jahre. Die aktuelle Forschung sieht einen engen Zusammenhang zwischen dem politischen Katholizismus Ungarns und dem Antisemitismus der Zwischenkriegszeit. So lautet die Kernfrage des Buches: Welche Rolle spielte die »Erfahrung des Krieges« im Wandlungsprozess antisemitischer und nationalistischer Denkweise bei Prohászka? Welche Wirkung hatte der Krieg auf das Denken und Handeln katholischer Würdenträger in Ungarn? Besteht ein Zusammenhang zwischen Theologie, Nationalismus und Antisemitismus?
Aktualisiert: 2023-04-24
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Aktualisiert: 2023-02-06
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Bis heute zählt Ottokár Prohászka (1858– 1927) zu den prominentesten Persönlichkeiten des ungarischen Katholizismus. Als Bischof der Diözese Stuhlweißenburg (heute: Székesfehérvár) und Vertreter des politischen Katholizismus wirkte er führend an Gründung und Gestaltung einer christlichsozialen Bewegung in Ungarn mit. Dem rapiden Wandel der Gesellschaft und ihren Säkularisierungstendenzen stellte er ihre Erneuerung im Zeichen der »christlichen Kultur« entgegen. Allein im Christentum sah Prohászka das tragfähige Fundament der ungarischen Nation. Den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verstand der Stuhlweißenburger Bischof als Kairos einer Abkehr Ungarns von Laizismus und vom Glaubensabfall, vom Liberalismus, Kapitalismus bzw. Sozialismus und einer Rückkehr zur Einheit von Glaube, Kultur und christlicher Staatsnation. Prohászkas Zivilisationskritik am wirtschaftlichen Liberalismus nahm starke antisemitische Züge an, als sich Ungarn gegen Ende des Krieges zu einem »ethnisch reinen« und konfessionell dominant katholischen Nationalstaat entwickelte. Im neuen christlich-nationalen Ungarn war für eine Religion »ohne ethisches Bewusstsein« und ihre jüdischen Angehörigen kein Platz. Die Studie zeichnet die Verschränkungen von theologischem Denken, nationalem Bewusstsein und politischem Handeln Ottokár Prohászkas nach. Indem sie aufzeigt, wie seine Erfahrung und Deutung des Ersten Weltkrieges christlichen Nationalismus, Konfessionalismus und Antisemitismus in neuer Weise verband, erhellt sie erstmals exemplarisch die im ungarischen Katholizismus anzutreffenden Übergänge zwischen traditionellen Antijudaismus der Kirche und rassischem Antisemitismus der »Moderne«.
Aktualisiert: 2023-04-24
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»Kinder, Küche, Kirche« gilt allgemein als Stereotyp »der Frau« in der Adenauer-Ära. Die katholische Kirche wird meist zu jenen gesellschaftlichen Kräften gezählt, die dieses Bild nachhaltig konservierten. Allerdings zeigt das Beispiel des Katholischen Deutschen Frauenbundes eine andere, weitaus dynamischere Wirklichkeit. Im Zentrum der Studie stehen Katholikinnen, die nach 1945 entschlossen ihre 1903 begonnene Arbeit als katholische Frauenbewegung fortsetzten und sich mit eigenständigen Positionen im gesellschaftlichen Leben und in ihrer Kirche profilierten: Bereits organisatorisch setzte sich die dezidiert weibliche Führungsspitze von jenen katholischen Frauenvereinen ab, die sich unter der Leitung von Klerikern eher karitativ oder spirituell engagierten. Erfolgreich stemmten sich Frauen wie Helene Weber, Gertrud Ehrle und Aenne Brauksiepe Versuchen der Bischöfe entgegen, auch ihren Verband enger an die Kirchenleitung zu binden. In seinen gesellschaftlichen Vorstellungen löste sich der Frauenbund von traditionellen Rollenbildern und vertrat in Anlehnung an die bürgerliche Frauenbewegung emanzipatorische Ansprüche. Aus der Würdigung der verschiedenen Familienstände als gleichrangig resultierte eine hohe Wertschätzung des Verbandes für ledige berufstätige Frauen. Ein partnerschaftliches Eheverständnis floss in den Wiederaufbau der katholischen Eheberatung ein, die Müttergenesungsarbeit sollte die Leistung der Mütter öffentlich bewusst machen. Entschieden förderte der Frauenbund die Berufsausbildung von Frauen und ermutigte sie zu politischer Mitarbeit. Über sein personelles Netzwerk brachte er die Überzeugungen seiner weiblichen Mitglieder nachdrücklicher als andere katholische Organisationen in den politischen und binnenkirchlichen Diskurs ein. Die engagierten Frauen eckten dabei nicht selten an. Ihre religiöse Verwurzelung und Spiritualität widersprachen diesem Verständnis nicht, sondern bildeten vielmehr seine Basis. Die überzeugende Studie gibt einen neuen Einblick in religiöses Selbstverständnis, katholische Netzwerke, gesellschaftspolitische Diskussionen und Gestaltungsräume der katholischen Frauenbewegung nach 1945.
Aktualisiert: 2023-04-24
Autor:
Claus Arnold,
Birgit Aschmann,
Thomas Brechenmacher,
Wilhelm Damberg,
Klaus Gotto,
Thomas Großbölting,
Hans Günter Hockerts,
Karl-Joseph Hummel,
Regina Illemann,
Michael Kissener,
Ferdinand Kramer,
Hans Langendörfer SJ,
Rudolf Morsey,
Josef Pilvousek,
Ulrich von Hehl,
Walter Ziegler
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Carl Trimborn war eine der führenden Persönlichkeiten des politischen Katholizismus im Kaiserreich und in der frühen Weimarer Republik. Der 1854 geborene Jurist wirkte 1894-1920 als Vorsitzender der Zentrumspartei in der Rheinprovinz auf den Aufbau einer modernen Parteiorganisation hin. Seine Heimatstadt Köln vertrat Trimborn seit 1896 im Reichstag und im Preußischen Abgeordnetenhaus. Er setzte sich dort für die Interessen der Industriearbeiterschaft wie des gewerblichen Mittelstandes ein. Als Parlamentarier und von 1912-1918 als Staatssekretär des Reichsamts des Innern erwarb er sich in den Fragen der Sozialpolitik hohes Ansehen und breite politische Anerkennung. Im Gewerkschaftsstreit befürwortete er nachdrücklich das Fortbestehen der interkonfessionellen Christlichen Gewerkschaften. Nach der Revolution von 1918 war Trimborn eine wesentliche Stütze der pragmatischen Regierungskoalition seiner Partei mit der SPD. Als Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und Vorsitzender der Reichstagsfraktion trug der Zentrumsführer maßgeblich zur politischen Stabilität Deutschlands bei. Seine organisatorische Umsicht und die ihm eigene Kompromissfähigkeit ermöglichten es, die innerparteilich auseinanderstrebenden Kräfte zu bündeln und durch die schwierigen ersten Jahre der Republik zu lotsen. Auf der breiten Grundlage von Archivquellen wird in diesem Band die Biographie des profilierten rheinischen und deutschen Zentrumspolitikers erstmals umfassend dargestellt. Sie vervollständigt das Bild jener Kräfte im politischen Katholizismus, denen es gelang, die Katholiken sowohl mit dem Wilhelminischen Nationalstaat als auch mit dem demokratischen Volksstaat der Weimarer Republik zu versöhnen.
Aktualisiert: 2023-04-26
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