Agendasetting und Reformpolitik
Strategische Kommunikation zwischen verschiedenen politischen Welten
Dominik Haubner, Erika Mezger, Hermann Schwengel
Aktuelle politische Auseinandersetzungen haben immer einen kommunikativen Kern. Wenn, wie gegenwärtig in den Debatten um die „Agenda 2010“, Parteien, Gewerkschaften und Arbeitgeber über den weiteren politischen Kurs in diesem Land streiten, dann ist der Ausgang dieses Streits nicht allein von Interessen, Werten oder Standhaftigkeit bestimmt. Die Akteure müssen, wenn sie wirksamen Einfluss nehmen wollen, zur Unmittelbarkeit ihrer Standpunkte, gleichviel ob sie „Wettbewerbsfähigkeit“ oder „soziale Gerechtigkeit“ heißen, auf Distanz gehen und sich und ihrer Klientel die Auseinandersetzung mit den Mechanismen zumuten, die über politischen Erfolg entscheiden.
Den Fragen nach diesen Mechanismen, Kommunikationsformen und den Verarbeitungsmustern der jeweiligen Akteure wollen wir nachgehen. Nach welchem wissenspolitischen Mechanismus werden Themen generiert, wie werden „Themen zu Themen“ und welche (politischen) Akteure bestimmen die politische Agenda? Wie entwickeln sich Themen und Meinungen innerhalb der verschiedenen Akteurskonstellationen über die Zeit? Welche Themen und Akteure besetzen über einen längeren Zeitraum die Kommentaragenda, welche sind eher flüchtig?
Die Publikation verfolgt ein anspruchsvolles Ziel. Die anvisierten Themenfelder Politische Kommunikation, Strategiefähigkeit politischer Organisationen, Politikberatung, die Fragestellung wie Themen zu Themen werden (sog. Agenda-Setting), mediale Kommunikationsstrategien und Wissenstransfer seitens des Wissenschaftssystems hin zur Politik, sollen unter dem inhaltlichen Rahmen „Agendasetting und Reformpolitik“ beleuchtet werden.
Inhalt
Vorwort
1. Theoretische Annäherungen an den Themenkomplex Kommunikation von Reformprojekten
Birger Priddat
Thematisierung: Aspekte einer Theorie politischer Kommunikation
Ulrich Eith und Nils Goldschmidt
Zwischen Zustimmungsfähigkeit und tatsächlicher Zustimmung: Kriterien für Reformpolitik aus ordnungsökonomischer und politikwissenschaftlicher Perspektive
2. Zwischen programmatischer Zielplanung und praktischer Politikberatung
Gert Keil
In welcher Wirklichkeit leben wir eigentlich?
Hans-Joachim Schabedoth
Zwei vor, drei zurück. Über die Sprunghaftigkeit politischer Zielplanungen im Geflecht von Regierungs- und Gewerkschaftspolitik
Hermann Schwengel
Mit langem sozialdemokratischem Atem. Der Globalisierung ein europäisches Gesicht geben
Herbert Hönigsberger
Odysee 2010 – die Politik und ihre Berater mit Highspeed ins Ungewisse
3. Kompatibilität zwischen politischen Prozessen und Produktionsprozessen des Mediensystems
Inge Maria Burgmer
Politik, Wirtschaft und Medien: eine wundersame Symbiose. Zur wachsenden Bedeutung der Wirtschaft für die Formulierung der politischen Agenda
Wolfgang Storz
Die neue Unberechenbarkeit
Hans-Jürgen Arlt
Die Erben der Arbeiterbewegung im Medienzirkus – orientierungslos
Ronald Hitzler und Maurizio Andreas Cavaliere
Die Quadratur des Kreises – Parteien zwischen medialen und partizipativen Ansprüchen
Gerd Mielke
Agenda-Setting in der Landespolitik: Anmerkungen zum Paradigma der Mediendemokratie. Ein Werkstattbericht aus Rheinland-Pfalz
4. Zur Kommunikation sozial- und arbeitsmarktpolitischer Reformvorhaben
Wolfgang Schroeder und Frank Lübberding
Kommunikation von Reformprojekten