Alfred Schemmel (1905-1987)
Die stachelige Karriere eines Rumäniendeutschen aus angesehener Familie als Volksschullehrer, Prediger, SS-Wachkompanie-Kommandant beim Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und Religionslehrer
Italo Bacigalupo
Die beiden Kärtchen sehen so unscheinbar wie mitgenommen aus. Doch ihr Zweck ist immer noch unverkennbar. Vor 80 Jahren ersannen die „volksdeutschen“ Nazi-Sympathisanten in Rumänien eine Gesinnungskartei zur behördlichen Verwendung. Mit wenigen, zum Teil habsburgerdeutschen Begriffen hielten sie fest, was sie durch Bespitzelung hatten in Erfahrung bringen können. Die ,Denunzianten-Kartei‘ lässt sich daher heute noch als wertvolles Forschungsmedium gebrauchen, wo eine klärende Nachfrage nicht mehr möglich ist. Die Informanten behaupteten, nach Gerüchten sei Alfred Schemmels Schwiergermutter Luzie Mayer, eine geborene Zucker, Jüdin, seine Frau Hertha demnach Halbjüdin. Das Ehepaar Schemmel konnte das als üble Nachrede zwar abschütteln, doch wie ihnen das gelungen ist, weiß man nicht. Für die NS-Parteigenossen war Schemmel jedenfalls, ob zu Recht oder nicht, angezählt. Gänzlich alt sah er aber erst aus, als man zum Schaden für seine Auswanderungsbemühungen ins Deutsche Reich auch festhielt: Er sei schärfster Gegner des Nationalsozialismus, reaktionär, evangelisch, klerikal, politisch ganz unverlässig. Damit bleibt die Bewertung seiner Zeit als Karrierist im Dienst der Waffen-SS offen …