Als Christ im mörderischen Krieg 1939–1945
Andrea Brait, Wilfried Daim, Peter Diem
66 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs liegen nunmehr die Erinnerungen des Wiener
Psychologen Wilfried Daim an seine Erlebnisse an der Ostfront und im Hinterland vor. In
diesem Buch geht es aber nicht um Frontverläufe und Truppenverschiebungen – die Darstellung
konzentriert sich vielmehr auf das „Alltagsleben“ eines jungen Soldaten, das geprägt war vom
täglichen Kampf ums Überleben. Daim erlitt während der Kampfhandlungen drei Verwundungen, die letzte noch wenige Wochen vor Kriegsende.
Der vorliegende Bericht verweist darüber hinaus auf eine spezielle Form von „Widerstand“ – auf jene, die wohl weiter verbreitet war als die wagemutigen Handlungen Einzelner beziehungsweise die gezielten Aktionen der wenigen Widerstandsgruppen; auch wenn seine Aktionen nicht wirklich zur „Zersetzung der Wehrkraft“ führten, so waren sie zumindest ein wichtiges politisches Signal. Als gläubiger Katholik und österreichischer Patriot hatte Daim bereits vor seiner Einberufung gegen das nationalsozialistische Regime agiert; als Soldat versuchte er regelmäßig, die ihm gesteckten Grenzen auszuloten und wehrte sich speziell gegen Kriegsverbrechen.
Die im Jahr 1960 verfassten und 2010 vom Medienwissenschaftler Peter Diem entdeckten Erinnerungen Daims beschränken sich nicht auf die bloße Darstellung seiner Erlebnisse. Wilfried Daim, der Autor von Werken wie „Der Mann, der Hitler die Ideen gab“ (1958) und „Die kastenlose Gesellschaft“ (1960), lässt auch in diesem Bericht die für ihn typischen politisch-psychologischen Wertungen nicht vermissen. Diese Kombination führt dazu, dass die hier vorliegenden Zeilen weit mehr sind als die bloßen Erinnerungen eines Soldaten in einem mörderischen Krieg. Daims Reflexionen sind nicht zuletzt der Versuch, das Unerklärliche zu erklären.