Aus Fischers Sagenschatz
Fischeriana
Isabella Kuric, Siegfried Laferton
Ludwig Wilhelm Fischer (1817-1890) war ein Anhänger der mythologischen
Schule der Brüder Grimm. Er erschloss die Quellen und die mündlichen Traditionen
an seinen langjährigen Amtsorten. Zuerst tat er dies ab 1851 als Mitarbeiter
am Landgericht Weiler im Allgäu und schließlich als Landrichter im
Markt Oberdorf, dem heutigen Marktoberdorf. Seinen Geburtsort Rain am
Lech vergaß er auch aus der Ferne nicht und gab von Oberdorf aus eine Chronik
in Druck. Akribisch und kritisch hielt er seine Erträge handschriftlich fest:
ein Heimatforscher im besten Sinn. Auch nach seiner Pensionierung gelang es
ihm nicht, sein in vielen Bänden, Heften und Mappen angewachsenes Werk für
die Nachwelt zu überliefern. Bis heute ist seine Arbeit nicht voll umfänglich
erschlossen.
Besonders hatten es ihm die Sagen angetan. Obwohl er meinte, die Umbrüche
seiner Zeit seien dem Erzählen abträglich, haben sich ihm viele Männer und
Frauen aus verschiedenen Schichten der Bevölkerung geöffnet. Die Art der
Wiedergabe ihrer Erzählungen wirkt viel unmittelbarer als in vielen anderen
Sagensammlungen. Ein weiteres Plus ist, dass sich in seinem Material bisher
unveröffentlichte Sagen finden ließen.