Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet
NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945
Cornelia Briel
Von 2006 bis 2009 führte die Staatsbibliothek zu Berlin gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft ein Forschungsprojekt zur mikrohistorischen Analyse der Erwerbungs- und Verteilungspolitik der Reichstauschstelle und der Preußischen Staatsbibliothek durch. Die Förderung durch die Thyssen-Stiftung und die Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung machten das Projekt möglich. Ziel des Projektes war die umfassende Aufklärung der institutionellen Strukturen und bibliothekarischen Abläufe unter rechtlichen und finanziellen Aspekten sowie in Hinsicht auf die Handlungsspielräume der beteiligten Akteure und die politische Dimension der Vorgänge. Damit wurde zugleich eine Basis für die Recherchen nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in der Staatsbibliothek zu Berlin und anderen Bibliotheken gelegt. Die Preußische Staatsbibliothek und die Reichstauschstelle – eine aus der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft hervorgegangene zentrale Dienstleistungseinrichtung zur Literaturversorgung, die dem Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothek in dem fraglichen Zeitraum unterstellt war – standen im Zentrum eines Netzwerkes, durch das erhebliche Mengen der bei so genannten Reichsfeinden und jüdischen Verfolgten beschlagnahmten Literatur an wissenschaftliche Bibliotheken und andere Einrichtungen im damaligen Deutschen Reich verteilt wurde. Die vorliegende Publikation erschließt den Themenkomplex „Reichstauschstelle / Preußische Staatsbibliothek“ handbuchartig und kann zukünftig als Referenzwerk für einschlägige Forschungsansätze zum Thema NS-Raubgut in anderen Institutionen dienen. Mit einem Vorwort von Hans Erich Bödeker und Gerd-J. Bötte und einem Geleitwort von Barbara Schneider-Kempf