Bis das Ross im Himmel ist
Stef Stauffer
Der Schwingkeller im Gasthof Löwen lag gleich neben der Kegelbahn, das Mode-Velo war ein Mondia und Schulfächer hiessen, je nach Geschlecht, Kochschule oder Knabenphysik. Der Bericht vom „Bub“ setzt dort ein, als alles noch „seine Ordnung hatte“. In dieser Zeit wuchs er in einer ländlichen Vorortsgemeinde auf und erlebte als Spross einer Sattlerfamilie die Veränderungen der Zeit. Es ist ein Alltag, wo das Brichten, Plagieren und wüst Tun genauso zum Kommen und Gehen gehört wie die Kundschaft im Laden. Es ist eine Zeit, wo der Junge zum feinen Beobachter wird und den Gang der Dinge realisiert. Denn bald kamen in der Schweiz die Jahre der Aufbrüche, äussere wie innere: Wohlstand durfte erworben und zur Schau gestellt werden, der Bauer ersetzte seinen Hürlimann-Traktor durch einen nigelnagelneuen Lanz Bulldog, statt Pferdewagen fuhr der erste Opel Kapitän durch’s Dorf, und die Sattlerei musste umsatteln. Und das ausgestopfte Ross.
Wo Aufzeichnungen aus anderen Familien in Estrichen, Bibliotheken und Archiven verstauben oder blutleer niedergeschrieben werden, kommen sie in „Bis das Ross im Himmel ist“ zum Leuchten. Stef Stauffer hat aus den Kinder- und Jugenderinnerungen ihres Vaters ein Panorama erstellt, das die starken Konturen einer dörflichen Schweiz hervorhebt und das Leben einer Handwerker-Familie in eine literarische Form bringt.