Brennpunkte der Literatur
Von der deutschen Frühromantik bis zur Gegenwart. Von Friedrich Schlegel bis zu Elfriede Jelinek und Botho Strauß
Franz Norbert Mennemeier
Die hier gesammelten Essays, Studien, Vorträge Franz Norbert Mennemeiers, verfasst und veröffentlicht zu verschiedenen Zeiten, streben keine Gesamtdarstellung der deutschen und europäischen Literatur aus den letzten zwei Jahrhunderten an. Vielmehr wird der Versuch unternommen, unter dem Begriff der „Brennpunkte“ einzelnen Erscheinungen (Autoren, Texten) jener Epoche intensivere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, als es in den üblichen Literaturgeschichten in der Regel der Fall ist. Das Moment des Individuellen, Einzelnen und deren besondere Wahrheit im großen Gang der geschichtlichen Epochen sollen zur Geltung gebracht werden. Auch der Verfasser selber tritt, jedenfalls in nicht wenigen dieser Beiträge, erkennbar als Individuum mit eigenen Interessen und Neigungen in Erscheinung, teils lobend, teils kritisierend; und man gewahrt ihn durchaus als Kind seiner Zeit, deren wechselvoller Geschichte unterworfen. Der, der hier als sehr junger Mann Hugo von Hofmannsthals Gedicht „Vor Tag“ überschwenglich lobt (mit Recht, wie dem Verfasser noch heute scheint), spricht zum Beispiel gewissermaßen eine andere Sprache noch als der, der etliche Jahre später „seinen“ Bertolt Brecht rühmt, eine andere auch als der, der den radikalen Desillusionismus von Gustave Flauberts ästhetisch revolutionärer „Tentation“ für sich entdeckt und der interpretierend den tief ins Bodenlose hinunterreichenden und zugleich über eben dieses Bodenlose virtuos hinwegspielenden Texten einer Jelinek, eines Thomas Bernhard, eines Botho Strauß gerecht zu werden sucht. Dass zudem in diesem Buch mehr als nur ein flüchtiger Blick auf die große Literatur unseres französischen Nachbarn gelenkt wird, hat einen hoffentlich ins Auge springenden Vorteil: Auch und gerade durch Begegnung mit dem Fremden, zumal wenn es so nahe liegt, erkennt man besser, was das Eigene ist beziehungsweise – was es eben nicht ist.