Das Buch von der Kunst von Cennini,  Cennino, Ilg,  Albert

Das Buch von der Kunst

oder Traktat der Malerei

Eine Handschrift des Werkes wurde im frühen 18. Jahrhundert in der Bibliothek des Vatikans entdeckt, 1821 in Italien gedruckt, 1844 von Marry Merrifield ins Englische übersetzt, 1858 ins Französische und 1871 von Albert Ilg ins Deutsche. Das Buch erschien auf Deutsch in Wien 1871. Die im Vatikan aufgefundene Handschrift war im Postscriptum mit dem Datum 31. Juli 1437 versehen und enthielt dort die Bemerkung »ex Stincarum, ecc«, eine latinisierte Bezeichnung des Gefängnisses von Florenz. Das Gefängnis Le Stinche in Florenz wurde zwischen 1297 und 1304 errichtet. Der Name leitet sich ab von einem Schloss in der Toskana zwischen Florenz und Siena, das »Castello delle Stinche«, das sich einst im Besitz der Familie Cavalcanti befand. Die Cavalcanti waren Anhänger der Ghibellinen, jener Partei, die sich gegen »das Vaterland« erhob und verlor. Im August 1304 wurde das Castello delle Stinche von Ruggeri di Dovadola, Condottiere der Florentiner, belagert, nach 20 Tagen gaben die Einwohner auf und wurden als Gefangene nach Florenz überstellt. In den neuen Kerker auf einer Insel im Arno, genannt »la Ghibellina«, der bald nach seinen ersten »Gästen« Stinche genannt wurde. Vom Castello delle Stinche, 1452 weiter oder neuerlich zerstört, weiß man heute nicht einmal mehr exakt, wo es sich befand. Aus den nach der Zerstörung des Schlosses übriggebliebenen Baumaterialien wurden Häuser errichtet. Diese Strafarbeit eines des Schreibens kundigen Gefangenen veranlasste Kunsthistoriker zunächst zu glauben, Cennini selbst habe dort im Gefängnis gesessen und wie Marco Polo die Zeit für das Verfassen des Werkes genutzt. Neben grundsätzlichen Ausführungen zur Malerei beinhaltet das Buch eine Fülle handwerklicher Beschreibungen, Rezepte für die Herstellung von Farben, Angaben über Rohstoffe, so z. B. dass die Meister des 13. und 14. Jahrhunderts für zu bemalende Holztafeln Feigenholz für gut geeignet befanden, die Grundierung von Leinwänden, grundlegende Techniken, etwa wie man mit Hilfe von durchsichtig gemachtem, nämlich dünngeschabtem und mit Leinöl getränktem Ziegenpergament eine Meisterzeichnung kopiert, wie man Zinn vergoldet, um alte Gemälde aufzufrischen, aus Käse oder Kalk Leime herstellt und grüne Farbe mit Hilfe von Weinessig aufbessert. Dieser Schatz an Kenntnissen und Techniken erschloss erst wieder das vergessene Handwerk der Malerei dieser Zeit. Neben einer Bibel der Kunsthistoriker und der Restauratoren ist das Buch aber auch zur Bibel der Kunstfälscher geworden. Urkundlich taucht Cennini 1388 erstmals auf als Maler von Fresken über das Leben des Heiligen Stefan in der Kirche San Lucchese bei Poggibonsi. Er brachte offenbar längere Zeit in Padua zu, wo er mit Donna Ricca aus Cittadella verheiratet war. Gesichert ist, dass er sich dort 1398 im Stadtviertel San Pietro aufhielt.

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