Das Haus des Erinnerns und des Vergessens
Filip David, Johannes Eigner
Jeder möchte einmal jemand anderer sein – aber was, wenn er dazu die Gelegenheit erhält?
Albert Weis hatte schon in der Kindheit die Gelegenheit, seine Identität zu wechseln. Nachdem er im Jahr 1942 unter den Flügeln des schrecklichen Krieges ohne Eltern und ohne seinen Bruder Elijah dagestanden war, verbrachte er einige Zeit im Haus von Volksdeutschen, die ihn Hans nennen und ihn dazu bringen wollen, ihren verschwundenen Sohn zu ersetzen. Auf diese Weise entkommt er dem sicheren Tod. Albert entschließt sich damals dennoch, seine Identität zu bewahren, und läuft von dieser deutschen Familie, die drauf und dran war, ihn an Kindes statt anzunehmen, weg.
Viele Jahre später stößt Weis in New York, wo er an einer Konferenz über den Zweiten Weltkrieg teilnimmt, auf ein „Haus des Erinnerns und des Vergessens“, als er Nächtens durch die Straßen streift. In einem der Räume dieses ungewöhnlichen Gebäudes ist eine Unzahl von Erinnerungen aufbewahrt. Albert bekommt auf einem Bildschirm wie einen Film das Leiden seiner Eltern und das Verschwinden seines Bruders zu sehen, für das er sich schuldig fühlt, denn der jüngere Bruder war ihm bis zum Ende zur Obhut anvertraut. Der unendliche Schmerz, den er stärker als je zuvor verspürt, kann zum Erlöschen gebracht werden, wenn er in einem nächsten Raum dieses wundersamen Hauses sein Gedächtnis löscht oder gar ganz verschwindet, so wie sein Verwandter, der berühmte Illusionist Erik Weis. Wird Albert diese letzte Chance, seine Identität zu wechseln, nützen, ganz nach den Worten seines Freundes und Landsmannes „Das Erinnern ist schrecklicher als jedes Vergessen“, oder wird er sich dazu entschließen, zu bleiben, der er ist, ungeachtet des Schmerzes, der ihn zerreißt?