Das Subjekt als Gemeinwesen
Zur Konstitution kollektiver Handlungsfähigkeit
Thomas Telios
Im Anschluss an Marx‘ Diktum, dass der Mensch in „seinem individuellsten Dasein zugleich Gemeinwesen ist“, geht das Buch der Frage der kollektiven Handlungsfähigkeit nach. Die These ist, dass kraft seiner sozialen Konstruktion als ein Kollektives dem Subjekt die Möglichkeit eingepflanzt wird, sich kollektiv engagieren zu können. Diese sozialontologische Begründung kollektiver Handlungsfähigkeit bringt eine anti-normative Auffassung kollektiver Kämpfe mit sich, die nicht mehr der Last moralischer Vorschriften und identitärer Politiken unterliegen.
In einem ersten Schritt legt der Autor den Begriff des Gemeinwesens von Karl Marx aus, denn er durch den an Jean-Luc Nancy angelehnten Begriff der kommunistischen Subjektivität expliziert. Daran anknüpfend wird im Anschluss an Georg Lukács, Louis Althussers und Judith Butler nachgezeichnet, wie das Subjekt an der Schnittstelle von Arbeits-, Sprache- und Körperpraktiken entsteht. Der Begriff des plastischen Körpers, den der Autor dem Plastizitätskonzept Catherine Malabous entleiht, dient, um zu veranschaulichen, wie sich die unterschiedlichen Identitäten im Körper treffen und zueinander verhalten. Das Subjekt, welches sich, so betrachtet, als ein Kollektives ereignet, kann – so die These des Autors – nur sich selbst bestimmen, wenn es entsprechend seiner Strukturierung, d.h. ebenfalls kollektiv und gemeinsam handelt.