Das Urteil
Franz Kafka
Ein Kanon der deutschsprachigen Literatur ist ohne die Dichtungen Franz Kafkas (1883–1924) nicht denkbar. Legendär ist die nüchtern wirkende und doch so überreiche Klarheit seiner Sprache, die eigenartige und bisweilen beunruhigende Entrücktheit seiner Erzählungen. In der Titelgeschichte dieses Bandes, die Kafka in einer Septembernacht des Jahres 1912 niederschrieb und die er für seine gelungenste hielt, vollstreckt der Sohn das Urteil seines Vaters an sich selbst – er ertränkt sich. Die Vielzahl der Deutungen, die diese und andere Erzählungen des Prager Dichters hervorgerufen haben, bezeugt die Wirkkraft aller großen Literatur: Sie bereichert ihre Leser.