Demokratie auf Probe
Die Kreisversammlung des Landkreises Rottweil in den Jahren 1946-1948
Manfred Autenrieth, Armin Braun, Bernhard Rüth
Am 29. Oktober 1996 wurde der Kreistag des Landkreises Rottweil 50 Jahre alt. Am 29. Oktober 1946 trat – nach 13jähriger Unterbrechung demokratischer Regierungs- und Verwaltungspraxis – im Landkreis Rottweil wieder ein frei gewähltes parlamentarisches Gremium zusammen: die Kreisversammlung, das Vorgängergremium des heutigen Kreistags. Zurück lagen zwölf Jahre nationalsozialistischer Diktatur und eineinhalb Jahre der Fremdbestimmung durch die Besatzungsmacht.
Die Kreisversammlung der Jahre 1946 – 1948 war das erste aus direkten Wahlen hervorgegangene Repräsentativorgan auf Kreisebene; im Gegensatz zur Amtsversammlung alten Typs stellte die Kreisversammlung neuen Typs keine Vertretung der Kreisgemeinden, sondern eine Vertretung der Kreisbevölkerung dar: ein politisches Gremium im eigentlichen Wortsinn. Insofern bildeten die von der französischen Besatzungsmacht inszenierten Wahlen zur Kreisversammlung am 13. Oktober 1946 eine wesentliche Etappe auf dem Weg zur Demokratisierung der Kreisverfassung.
Angesichts des 1933 eingetretenen Kontinuitätsbruchs war der Neubeginn parlamentarischer Demokratie auf Kreisebene im Jahr 1946 ein wegweisender Vorgang, dem der Charakter eines politischen Experiments anhaftete. Von diesem Probelauf nahm bekanntlich eine bis heute ungebrochene politische Entwicklung ihren Ausgang, die rückblickend als Erfolgsgeschichte zu werten ist.
