Der Bonsaipottwal
Anna Grabener
Eines Samstagabends öffnet sich die Tür zu Henrys Kinderzimmer und seine Eltern kommen mit Gästen herein.
»Überraschung!«, ruft Henrys Mutter fröhlich. »Du hast heute einen Übernachtungsgast!« »Darf ich vorstellen? Das ist Enzo«, sagt eine Frau, die Henry noch nie zuvor gesehen hat, und schiebt einen Jungen vor sich ins Zimmer. Henry und Enzo mustern sich kurz. »Kann ich nicht lieber bei euch mitfeiern?« fragt Enzo und wirft seiner Mutter einen flehentlichen Blick
zu. »Dann will ich aber auch mitfeiern!«, sagt Henry und verschränkt die Arme vor der Brust. Doch die Eltern schütteln entschieden die Köpfe. Nein, tut mir leid« sagt Henrys Vater. »Das ist eine Party nur für Erwachsene. Aber ich habe eine tolle Idee. Feiert hier oben doch einfach eure eigene Party!«
Jedes Kind kennt diese Situation: Auch wenn man sie sich selbst nicht als Spielkameraden ausgesucht hätte, werden einem immer wieder fremde Kinder zum Spielen vorgesetzt – nur weil die Eltern der beiden sich kennen. Daraus muss sich keine Freundschaft entwickeln, aber irgendwie muss man zumindest eine Zeit lang miteinander auskommen. Und Enzo ist immerhin ein guter Erzähler: Henry lauscht ganz gespannt der Geschichte, wie Enzo in den Besitz seines klitzekleinen Bonsaipottwals gekommen sein soll. Aber das ist doch alles erfunden! Oder?!
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