Der Fluch des schnauzbärtigen Banditen
Birgit Leib, Irina Teodorescu
Irgendwo in Osteuropa sitzt Gheorghe Marinescu Anfang des 20. Jahrhunderts beim Barbier, als der selbsterklärte Robin Hood der Gegend in den Laden stürmt und die beste Klinge des Friseurs verlangt. Gheorghe Marinescu überschlägt geschwind den Reichtum des Räubers und bietet ihm zwei echte Revolver statt des Barbiermessers an. Sein Plan ist perfide und funktioniert. Vorläufig. Der
schnauzbärtige Bandit kommt – wie vorgesehen – elendiglich ums Leben, verflucht aber Gheorghe Marinescu samt all seiner Nachfahren bis ins Jahr 2000. Der böse Fluch lastet schwer auf der Sippe Marinescu, es helfen nicht die Wallfahrt nach Jerusalem, keine Gebete noch Tricks. Er trifft den Erstgeborenen jeder folgenden Generation, und die Frauen versuchen vergeblich, Männer und Söhne zu retten: Maria die Versaute, Maria die Hässliche, Ana die schöne Hexe oder Margot die Schlange.
Irina Teodorescus Debüt ist burlesk und ernst, absurd und poetisch, es durchquert in Hochgeschwindigkeit ein ganzes Jahrhundert. Die turbulenten Volten dieser ebenso verrückten wie tragischen Familiensaga bewegen sich dabei auf einer nur angedeuteten historischen Folie: Zwei Weltkriege, Juden- und Zigeunerhass, Beginn und Ende des Kommunismus, Armut und Unfreiheit werden unauffällig miterzählt.
Ein wunderbar heiteres und melancholisches Buch.