Der Fokusmarker ’so‘
Empirische Perspektiven auf Gebrauch und Verarbeitung eines Ausnahmeelements
Kathleen Schumann
Der semantisch gebleichte Fokusmarker (FM) ‚so‘ wird zweifach als abweichend beschrieben: als nicht-standardsprachlich aus Sprachgebrauchsperspektive und als nicht-kanonisch in der Spracharchitektur, weil er keine Semantik enthält. Die Studie bearbeitet multi-methodisch verschiedene linguistische Fragestellungen am Beispiel des FM. Korpusbasiert werden grundlegende linguistische Merkmale des lexikalischen FM analysiert. Eine vergleichende Korpusstudie untersucht, ob und wie sich der FM registerspezifisch entwickelt hat und welche Faktoren die Etablierung solcher Variationsphänomene begünstigen. Mit psycholinguistischen Methoden wird untersucht, wie der Sprachverarbeitungsapparat mit solchen abweichenden Elementen umgeht. Es zeigt sich, dass sein Status als nicht-standardsprachlich kognitive Prozesse beeinflusst. Außerdem wird deutlich, dass der Verarbeitungsprozess durch das Mismatch an der Syntax-Semantik-Schnittstelle gestört wird und dass die fehlende Semantik des FM die mentalen Modelle während der Satzinterpretation beeinflusst. Diese facettenreiche Arbeit liefert eine umfassende Beschreibung des FM ‚so‘ und trägt zu einem besseren Verständnis grundlegender Aspekte des Sprachwandels und der Sprachverarbeitung bei.