Der graduelle Tatbestandsirrtum
Christiane Höge
Das Buch befasst sich mit einem Thema des Allgemeinen Teils des Strafgesetzbuches, der weitgehend sträflich vernachlässigt wird. Um zu einer Lösung zu gelangen, ist ein Streifzug durch den gesamten Allgemeinen Teil des StGB notwendig. Die problematische Situation verdeutlicht der Eingangsfall. A fasst den Vorsatz, ein Bild des C zu stehlen, bei dem es sich seiner Ansicht nach um einen Kunstdruck handelt. B motiviert nun A, ein ganz bestimmtes anderes Gemälde des C wegzunehmen. Bei diesem handelt es sich – was A im Gegensatz zu B nicht weiß – um ein sehr wertvolles Original. A folgt dem Rat des B. A wollte sich zwar um ein Bild bereichern, den C jedoch nicht enorm wirtschaftlich schädigen. Hätte A den wirklichen Wert des Bildes gekannt, hätte er dieses Bild nicht genommen. Im Gegensatz zu der eindeutigen Strafbarkeit des handelnden Vordermannes wirft die Beurteilung des Hintermannes Probleme auf, bei deren Lösung man an die Grenzen des StGBs stößt. Von unmittelbarer, mittelbarer und Mittäterschaft bis zu den Teilnahmeformen von Anstiftung und Beihilfe ist alles denkbar und wird Schritt für Schritt überprüft. Die feine Differenzierung zwischen mittelbarer Täterschaft und Teilnahme bringt die Autorin ihrer Lösung näher. Es wird versucht, die Regeln der Auf- bzw. Überstiftung für den graduellen Tatbestandsirrtum fruchtbar zu machen. Ein anderer Ansatz führt über die Strafzumessung. Und auch der Gesetzgeber wird in die Pflicht genommen.