Der jüngere Bruder
Uwe Prell
Eine Zeitenwende.
Fünfzehn Schüsse verändern die Welt. Noch am Morgen sitzen drei Menschen wie jeden Tag beim Kaffee, gut eine Stunde später sind zwei von ihnen tot, der dritte stirbt nach wenigen Tagen. Bis heute weiß niemand, wer Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seine beiden Begleiter ermordet hat.
Der Deutsche Herbst beginnt im Frühjahr. Die Morde am Gründonnerstag verändern die Bundesrepublik für immer. Was als „Auftakt des Deutschen Herbstes“ gilt, ist tatsächlich ein Ende. Der Anfang dieser Geschichte reicht über 10 Jahre zurück und ist die Geschichte einer tödlichen Sprachlosigkeit. Eine männliche Geschichte: Von Wahrnehmungen und Einbildungen, Hoffnungen und Enttäuschungen, Gruppe und Gemeinschaft, Unterwerfung und Gehorsam, Macht und Ohnmacht – und vor allem von der Unfähigkeit das auszusprechen, worum es geht.
Erzählt wird sie aus der Perspektive des ewigen „jüngeren Bruders“. Zu jung für den Geist von 68, zu alt für Punk, zählt er zu einer Generation zwischen den Generationen. Kein Erweckungserlebnis vereint diese Sandwich-Generation, sondern eine Haltung, die sich zwischen 1967 und 1977 entwickelt. Gekränkt und empört fassen die „jüngeren Brüder“ ihre eigenen Grundsätze und rebellieren gegen die Ansichten, „dass die Um-stände den Menschen machen“ genau so, wie gegen einen egoistischen „Individualis-mus“, den sie als hohl empfinden.
Die Geschichte eines Irrwegs. Oder einer Hoffnung.