Der Kanton Graubünden – Eine geopolitische Analyse
Virginia Bischof Knutti
Geopolitik und Graubünden – a priori eine merkwürdige Zusammenfügung. Geopolitik ist im deutschsprachigen Raum der Schweiz weder sonderlich bekannt noch sonderlich beliebt. Tatsächlich hat man ihr seit jeher Wirtschaftsanalysen vorgezogen. Dass diese allerdings den geografischen Gegebenheiten und folglich der Identität des Kantons Graubünden ungenügend Rechnung tragen, wird kaum thematisiert. Das kann sich aber ändern. Die Autorin nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine virtuelle Reise durch Graubünden und zeigt auf, welchen Nutzen Graubünden aus der Geopolitik ziehen kann. Wir machen Station auf den Alpenpässen, in den wenigen Städten und zahlreichen Dörfern, passen uns jeweils der Lokalsprache an, verschieben den Verkehrsschwerpunkt des Kantons, bauen neue Bahnverbindungen, gründen eine Universität, erfinden neue Wirtschaftszweige, schmieden Beziehungen mit den Grenzregionen, versuchen, die Kontrolle über die eigenen natürlichen Ressourcen zurückzuerlangen, nehmen die Entwicklung der Europäischen Union vorweg und gehen den Klimazielen von Paris auf den Grund. Geopolitik ist eine umfassende, nachvollziehbare und vorausschauende Denkweise. Umfassend, weil ihre Analyse selbstverständlich auf Geografie und Politik gründet, aber auch auf eine Anzahl anderer Wissenschaften wie Geschichte, Soziologie, Demografie und auch Wirtschaft. Nachvollziehbar, weil die Menschen mit ihrer geografischen Umgebung verwurzelt sind und jede Veränderung in dieser Umgebung spürbare Wirkungen hinterlässt. Vorausschauend, weil Geopolitik hilft, den Zeitgeist zu erkennen, das Bewusstsein für Veränderungen zu wecken und mutige Visionen zu realisieren. Geopolitik und Graubünden – eine notwendige Zusammenfügung.