der PO
- strömung unserer zeit
Peter Schneider
Aus dem Vorwort: Jedes Buch hat seine zwei Seiten. Machen Fotos die Seiten, so sind sie entweder eine willkürliche Abfolge von Einzelbildern, die zu verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten entstanden sind, oder sie sind bewusst kombiniert und werden so zu Bildpaaren, die einen inhaltlichen Mehrwert schaffen.
Die Fotos treten dann in ein Gespräch zueinander und erzeugen mitunter abstrakte Aussagen, die über das rein Bildhafte hinausweisen. Ein Kirchturm etwa mit einem Fabrikschlot verlinkt, mag das Ende einer Zivilisationsstufe versinnbildlichen. Ohne den interpretierenden Betrachter kommt diese Bildsprache nicht aus, denn Bildpaare sind vieldeutig, selbst wenn Montage und optisch-formale Bildgestaltung Aussagen suggerieren.
Die Po-Ebene ist prädestiniert für eine duale Bildsprache: Auf der einen Seite ihre in den Wintermonaten unglaublich schöne Natur – andrerseits ihre Bedrohung durch den mitleidlosen Vormarsch der Zivilisation. Die Paarung der Fotos ist deshalb oft ambivalent, gerade bittersüß. Der Bildband enthält außerdem Aussagen über die ‚Zeit‘: Zum einen die gradlinige Geometrie einer kurzlebigen, auf Effizienz und Profit getrimmten Wirtschaftslogik – zum andern der PO, der Fluss, der davon unberührt, außerhalb jeder Zeitdimension mäandrierend, gemächlich dem Meer zuströmt. Und das auch noch tun wird, wenn unsere Zeit abgelaufen ist.