Der real existierende Kapitalismus – Eine evolutionäre Sackgasse?
Jürgen Lichey, Wolfgang Schilling
„Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.“ (Albert Einstein) – Dieser Erkenntnis folgend, werden einleitend Grundzüge und Fallstricke der Wissens- und Meinungsbildung dargestellt. Sie sollen den Leser darin unterstützen, in einer komplexen und unübersichtlichen Informationswelt vielfach angebotene, scheinbar objektive Daten als Interessen gesteuerte zu erkennen. Gewissermaßen eine Anleitung zur „intellektuellen Selbstverteidigung“ (Noam Chomsky) und zu erkennen, dass das vermeintliche „Ende der Geschichte“(Fukuyama) eher ein Ende des Nachdenkens ist. Auf diesem Hintergrund werden die zentralen Dogmen der neoklassischen Mainstream-Ökonomik, insbesondere die des „homo oeconomicus“ und der „Gleichgewichtstheorie“ beleuchtet. In diesem Kontext wird der äußerst begrenzte Sprachhaushalt der neoliberalen Politik als gesellschaftlich wirkungsmächtige Interessenvertretung einer Minderheit identifiziert. Ihr Sprachrepertoire hat trotz seiner Simplizität – oder gerade deswegen – zur Legitimation exorbitanter Ungleichheit beigetragen; „Sachzwänge“, „Alternativlosigkeit“, „Kostendruck“ und die „schwäbische Hausfrau“ als „nano“-ökonomisches Modell für eine hochkomplexe, arbeitsteilige Volkswirtschaft seien hier nur als Beispiele genannt. Das vorliegende Buch stellt dar, dass ökonomische Macht und ihre durch die Medien vermittelten Spielarten als Kategorie in den Wirtschaftswissenschaften gar nicht vorkommen. Ein Sachverhalt, der die mit der Realität verwurzelten Laien mehr verblüffen dürfte als den Routinebetrieb der Ökonomik. Dagegen wird ein realitätsgerechteres Modell der Marktwirtschaft gestellt, das die Fortschreibung von Krediten, Schulden und konsekutiven Wachstumszwang als eine Existenzbedingung der eigentumsbasierten Marktwirtschaft identifiziert. Eine Bedingung, ohne deren Erfüllung das aktuelle System durch eine stets sich auftuende Nachfrage zum Scheitern verurteilt ist.