Deutsche Ukrainepolitik 1918
Unter besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftsfragen
Peter Borowsky
Welchen Gewinn verspricht die im Titel dieses Werks skizzierte Perspektive? Sie fördert vor allem die Einsicht, dass die Maßnahmen der Reichsleitung im Rahmen der deutschen Ostpolitik von 1918 nicht lediglich kriegsbedingte, von der jeweiligen militärischen Lage abhängende Reaktionen ohne größere Gesamtkonzeption waren, sondern echte Kriegsziele, die von Kriegsbeginn an und häufig auch schon zuvor diskutiert wurden. Daher ist es auch notwendig, einer Darstellung der eigentlichen deutschen Besatzungspolitik in der Ukraine, die mit den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk beginnt, einen knappen Überblick über die Bedeutung der Ukraine in der deutschen Revolutionierungs- und Kriegszielpolitik seit 1914 voranzustellen. Um ein möglichst umfassendes und zugleich detailliertes Bild der deutschen Ukrainepolitik des Jahres 1918 zu erhalten, konzentriert sich die Untersuchung daran anschließend auf die politischen Konzeptionen, Ziele und Aktionen der zivilen Reichsleitung und der Obersten Heerleitung wie auch die Pläne und Maßnahmen der Wirtschaftsressorts und Privatinteressenten sowie die Einwirkungen der Publizistik. Zur Vervollständigung dieses Bildes wird auch darauf eingegangen, welche Rolle der Ukraine innerhalb des russischen Raumes nach einem für Deutschland erfolgreichen Ausgang des Krieges zugedacht war, woraus ersichtlich wird, ob die Differenzen zwischen Obersten Heerleitung und dem Auswärtigen Amt wirklich grundsätzlicher oder lediglich taktischer Natur waren.