Die Ethik des Value of a Statistical Life
Die Rolle individueller Risikokompetenz für die Legitimität des VSL
Jochen Fehling
Der Value of a Statistical Life (VSL) stellt ein Konzept zur monetären Bewertung von Todesrisiken wie etwa der Feinstaubkonzentration im Rahmen von wohlfahrtsökonomischen Kosten-Nutzen-Analysen dar.
Die mikroökonomischen, methodologischen, erkenntnistheoretischen und normativen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, werden zusammengetragen und gebündelt. Zum einen stellt sich so die Frage der gerechten Verteilung von Risiken, zum anderen ist zu diskutieren, ob – wie beim VSL vorgesehen – (private) Präferenzen zur Bewertung von Risiken herangezogen werden können und dürfen. Zur Beantwortung diese Fragen wird der Begriff des ‚individuellen Risikos‘ eingeführt.
Sodann wird eine ethische Perspektive auf das Phänomen ‚individuelles Risiko‘ vorgeschlagen (die Risikoethik der Selbstbestimmtheit). Individuelle Risikokompetenz beschreibt dann die Fähigkeit der Menschen, selbstbestimmt mit ihrem individuellen Risiko umzugehen. Individuelle Risikokompetenz wird als Bedingung für die Legitimität des VSL-Konzepts vorgeschlagen. Eingelöst werden kann dieser Anspruch durch den Einsatz einer risikoethischen Checkliste bei der Ermittlung des VSL in Kombination mit einer Begleitung des VSL-Konzepts durch den Einsatz von Planungszellen als einem Instrument politischer Partizipation. Anhand des Beispiels ‚Feinstaubbelastung in Santiago de Chile‘ wird die Argumentation illustriert.